8. Check-In der Gaia-X Hub Austria: Domain Manufacturing

Die österreichische Plattform Industrie 4.0 informiert regelmäßig im „Check-In“ der Domain Manufacturing über Neuigkeiten zu Data Sharing, Gaia-X & Co. In diesen Veranstaltungen (kostenlose Anmeldung) werden konkrete Neuigkeiten mit Produktionsbezug offen diskutiert. Dieser Artikel entspricht einer verkürzten Zusammenfassung der besprochenen Punkte. Die Langfassung des Protokolls wird über den Verteiler der Domain Manufacturing verschickt.

Manufacturing-X Update und Factory-X Details

Im deutschen Förderprogramm Manufacturing-X wurden die ersten Projektmittel an Konsortien vergeben. Das größte Konsortium im Zusammenhang mit Manufacturing-X nennt sich Factory-X.

Factory-X wurde offiziell am 1. Februar 2024 gestartet. Die Konsortialführung liegt bei der Siemens AG und bei SAP SE. Insgesamt sind 47 Organisationen im Konsortium, ein Fokus liegt auf dem Maschinenbau und der Ausrüstung von Fabriken. U.a. sind BASF, DMG Mori, Festo, EPLAN, Lenze, Phoenix Contact, Schunk und Trumpf mit an Bord. Auch Forschungseinrichtungen, Verbände und Vereine beteiligen sich am Projekt, u.a. der Catena-X e.V.

Factory-X möchte ein digitales Ökosystem unter Berücksichtigung bestehender Standards bauen. Die herstellerübergreifende Datendurchgängigkeit, die industrielle Kreislaufwirtschaft, neue Geschäftsmodelle, die Verfolgbarkeit von Material, Daten und Produkten sowie ein Aktualisierungs- und Änderungsmanagement für Geräte im Feld sind weitere Ziele.

Über das Projekt Factory-X sollen auch die weiteren Förderprojekte im Umfeld von Manufacturing-X koordiniert werden. Dies betrifft insbesondere die Entwicklung von „Basisdiensten“, die alle Manufacturing-X-Projekte verbinden und die so entstehenden Data Spaces interoperabel machen sollen.

Zusätzlich wird in Factory-X ein internationales Netzwerk aufgebaut, das International Manufacturing-X Council (IMXC). Bei diesem ist die österreichische Plattform Industrie 4.0 als Partner involviert. Von 15. bis 16. Februar 2024 fand die Gründungsveranstaltung des IMXC in Paris statt.

11 Use Cases sollen im Factory-X-Projekt umgesetzt werden. Dazu gehören unter anderem der durchgängige Datenaustausch beim Engineering von Schaltschränken, das herstellerübergreifende Management der Produktdaten von Anlagen auf Basis der Asset Administration Shell oder die Weiterführung der Rückverfolgungs- und Kreislaufwirtschafts-Aktivitäten aus Catena-X.

Bei den technischen Komponenten orientiert man sich stark an Catena-X. Factory-X soll Catena-X auf die direkte Produktion ausweiten und dessen vertikale Konnektivität zum Shopfloor ermöglichen. Die Use Cases sollen nicht in eine eigene Plattformgesellschaft münden, sondern über eine schlanke Betreibergesellschaft zugänglich sein, das zentrale Datenhosting soll vermieden werden. Die Zusammenarbeit mit Cofinity-X, der Betreibergesellschaft von Catena-X, wird angestrebt.

Am 19. Februar fand in Frankfurt die offizielle Auftaktveranstaltung von Factory-X statt. Teil des Projekts ist auch der Transfer der Projekterfahrungen an die Industrie, hierfür sind u.a. die deutsche Plattform Industrie 4.0 und der VDMA Das Projekt endet planmäßig mit Juni 2026.

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Im Podcast des ERP-Herstellers proALPHA werden die Zusammenhänge von Factory-X, Manufacturing-X, Catena-X etc. aufgearbeitet.

Anwendungen rund um die Gaia-X Federation Services

Die Gaia-X Federation Services (jetzt Cross Federation Service Components, XFSC) wollen sich nicht nur auf Data Spaces, sondern auch auf konkrete Anwendungen rund um die Nutzung von Daten fokussieren.

Im Dezember 2023 gab es daher eine Ausschreibung für ein „föderiertes Videokonferenzsystem“. In deren Rahmen soll eine Videokonferenz-Lösung unter Berücksichtigung der XFSC-Komponenten und unter Einbeziehung des Sovereign Cloud Stack entwickelt werden.

Zusammenarbeit verschiedener Daten-Initiativen

Mitte Dezember gab es erneut ein Treffen zwischen BVDA, FIWARE, IDSA und Gaia-X. Die Organisationen wollen sich vermehrt austauschen. Unter anderem ist geplant, gemeinsam zu erheben, in welchen Datenraum-Projekten welche Technologie-Bausteine eingesetzt werden. Man überlegt auch, gemeinschaftliche Hubs in den europäischen Regionen zu schaffen, damit lokale Communities auch zusammengeführt werden.

Gaia-X Labels Update

Die Gaia-X Labels aus dem Policy Rules Conformity Document kurz erklärt: die „Basic Conformity“ entspricht dem Grundlevel, das alle Anwendungen im Gaia-X-Umfeld global benötigen, um Gaia-X-konform zu sein. Um europäische Regeln einzuhalten, wird Level 1 benötigt. Die Basic Conformity und Level 1 beruhen beide auf den eigenen Angaben der Anbieter, auf Selbstauskünften. Level 2 und 3 bauen darauf auf, basieren aber auf externen Zertifizierungen durch Conformity Assessment Bodies.

Das Policy Rules Committe arbeitet derzeit daran, die Labels bis zum nächsten Market-X-Event am 12. März 2024 operativ einsatzfähig zu machen. Bis dahin soll auch klar sein, mit welchen existierenden Standards man welche Labels einhalten kann.

Update zur europäischen Middleware Simpl

Der erste Vertrag rund um die europäische Data Space Middleware Simpl wurde vergeben. Gewonnen hat das Konsortium geleitet von Eviden, bei dem auch Aruba, Capgemini, Engineering International, IONOS und COSMOTE Global Solutions, eine Tochter der Deutschen Telekom, beteiligt sind.

Der erste Vertrag umfasst die ersten drei Jahre der Entwicklung von „Simpl-Open“, Vorstudien rund um die „Simpl-Labs“ und sechs Instanzen von „Simpl-Live“ – siehe dazu Protokoll zum 6. Check-In der Domain Manufacturing. Die sechs Data Spaces sind der Data Space für öffentliche Beschaffung (PPDS), der Data Space für Gesundheit (EHDS), der Data Space für Sprachen (LDS), die European Open Science Cloud, das Projekt Destination Earth und der Data Space für smarte und nachhaltige Städte (DSSSC).

Die Verwaltung und Qualitätssicherung des Projekts erfolgt durch einen eigenen Vertrag. Dieser wurde mit der spanischen Indra Gruppe abgeschlossen.

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Die Europäische Kommission erklärt den geplanten Public Procurement Data Space (PPDS)

FIWARE: neuer CEO, neuer Chairman, Treffen in Wien

Der neue CEO der FIWARE Foundation ist seit Jänner 2024 Andrea Battaglia. Battaglia war vorher 9 Jahre bei Reddit tätig. Er folgt auf Ulrich Ahle, der nun Gaia-X CEO ist. Zudem gibt es auch einen neuen Chairman des Boards of Directors – Yasunori Mochizuki von der japanischen NEC Corporation.

In Wien gibt es eine aktive FIWARE-Community, die sich regelmäßig trifft, organisiert von der Wirtschaftsagentur Wien. Das nächste Community-Treffen, bei dem sowohl der neue CEO als auch Ulrich Ahle teilnehmen werden, findet am 7. März an der FH Technikum Wien statt. Beim Treffen steht u.a. die engere Zusammenarbeit der verschiedenen europäischen Dateninitiativen im Fokus – in Hinblick auch auf Österreich.

Standardisierung von Data Spaces

Wie zuletzt bereits angesprochen, beschäftigen Data Spaces auch die internationale Standardisierung. Innerhalb von ISO/IEC, im Joint Technical Committee 1 im Subcommittee 38 zu „Cloud Computing and Distributed Platforms”, wurde vor kurzem das Thema Data Spaces als “Approved new Work Item” aufgenommen. Im zuständigen Gremium ist unter anderem die International Data Spaces Association aktiv.

In CEN-CENELEC, konkret in der CEN-CLC/BTWG 6, entsteht zudem gerade eine „Focus Group on Data, Cloud and Edge“. Die Fokusgruppe und das Technical Committee werden von der italienischen Standardisierungsorganisation (UNI) gehostet. Bei CEN-CENELEC gibt es zudem Pläne für einen Workshop zum Thema „Trusted Data Transcation“ mit dem Ziel, ein CEN Workshop Agreement (CWA) zu entwickeln. Der erste Teil dieses CWA ist bereits verfügbar und kann bis 28. Februar 2024 kommentiert werden.

Zwischen dem Iso Subommittee 38 und der CEN-CLC BTWG 6 soll es im Oktober ein Meeting in Wien geben, das die beiden Gruppen zusammenbringen soll.

Mit dem Thema Datenaustausch beschäftigt sich außerdem das Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE). Interessierte Personen können sich an den Arbeitsgruppen „P3800 Standard for a data-trading system: overview, terminology and reference model“ und „P3158 Standard for Trusted Data Matrix System Architecture“ beteiligen.

Data Act Beschluss

Im Dezember wurde der Data Act offiziell im Journal der EU veröffentlicht, die Verordnung gilt ab dem 12. September 2025. In Artikel 33 verweist der Data Act auf europäische Data Spaces und legt Kriterien fest, die von europäischen Data Spaces zur Sicherung der Interoperabilität eingehalten werden müssen. Dazu zählen z.B. die Beschreibung von Daten für deren Auffindbarkeit oder die Verfügbarkeit von APIs. Die Europäische Kommission erhält durch den Data Act außerdem das Recht, delegierte Rechtsakte zu erlassen. Weiters soll eine harmonisierte Norm zum Thema erarbeitet werden.

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Ein hörenswerter Podcast der deutschen Rechtsanwaltskanzlei HÄRTING zum EU Data Act.

Projekt-Updates: SM4RTENANCE, UNDERPIN, USEFLEDS

Die europäischen Projekte SM4RTENANCE und UNDERPIN laufen an. Es gibt erste Abstimmungen, auch zwischen den Konsortien.

Vor kurzem wurde außerdem das österreichische Projekt „USEFLEDS – Unleashing Sector-coupling Flexibility by means of an Energy Data Space” gestartet. Das Projekt wird durch das BMK gefördert, 15 Partner sind involviert. Koordiniert wird das Projekt von der Forschung Burgenland, mit dabei sind weiters u.a. KELAG, nexyo, die Salzburg AG und Salzburg Research.

Die USEFLEDS-Projektpartner wollen eine Möglichkeit zum vereinfachten Datenaustausch im Energiesektor schaffen. Im Projekt soll ein Datenaustausch-Modell entwickelt werden. Anschließend soll das Modell zusammen mit darauf aufbauenden Anwendungen eingesetzt werden. Im November wurde USEFLEDS offiziell gestartet, am 1. und 2. Februar fand ein erster „Co-Creation Workshop“ an der FH Burgenland statt. Über den Blog zum Projekt bleibt man informiert.

IDSA: Zertifizierungen, neue Publikationen

Danke und Teilnahme

Herzlichen Dank für die Teilnahme am achten Check-In der Gaia-X Hub Austria: Domain Manufacturing! Bitte schicken Sie Kommentare, Ergänzungen oder Kritik an michael.faelbl@plattformindustrie40.at – wir freuen uns über sämtliche Rückmeldungen.

Der Check-In ist öffentlich zugänglich, Interessierte können sich kostenlos auf den Verteiler setzen lassen. Ermöglicht wird der Check-In aus den Mitteln der Plattform Industrie 4.0 – diese finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen. Wenn die vermittelten Informationen für Sie einen Mehrwert darstellen, dann freuen wir uns, wenn Sie auch Mitglied der Plattform werden.

Foto von Josh Beech auf Unsplash

Michael Fälbl