6. Check-In der Gaia-X Hub Austria: Domain Manufacturing

Einmal pro Monat informiert die österreichische Plattform Industrie 4.0 im „Check-In“ der Domain Manufacturing über Neuigkeiten zu Data Sharing, Gaia-X & Co. Im Check-In (kostenlose Anmeldung) werden spezifische Neuigkeiten im Kontext Data Sharing in der Produktion offen diskutiert. Hier lesen Sie eine verkürzte Zusammenfassung der besprochenen Punkte. Die Langfassung des Protokolls wird über den Verteiler der Domain Manufacturing verschickt.

Updates im Gaia-X Tagus Release

Die verschiedenen Software-Komponenten rund um Gaia-X werden laufend weiterentwickelt. Im Oktober wurden Software-Bausteine im Rahmen des auf den Spezifikationen von Oktober 2022 basierenden „Tagus“-Release veröffentlicht.

Einerseits kann nun das „Compliance Service“, eine der Software-Komponenten, die die Gaia-X Digital Clearing Houses zur Verfügung stellen, durch das Update neue Arten von Verifiable Credentials ausstellen. Dadurch sollen mehr Informationen über Gaia-X-konforme Services zur Verfügung stehen, was die Transparenz gegenüber potenziellen Nutzerinnen und Nutzern dieser Services verbessern soll.

Andererseits wurden Änderungen beim Gaia-X Wizard durchgeführt, die den Umgang mit elektronischen Identitäten erleichtern sollen. Der Gaia-X Wizard ist eine Web-Applikation, die die Nutzung von Verifiable Credentials und Verifiable Presentations in einer Testumgebung veranschaulichen soll.

Europäische Vergabe zur Simpl-Middleware

Rund um den Aufbau von Data Spaces gibt es verschiedene Technologie-Stacks und Open Source Communities, die an deren Umsetzung arbeiten. Die Europäische Kommission möchte die verschiedenen, verfügbaren Bausteine in eine gemeinsame Middleware namens Simpl integrieren, die anschließend für die Entwicklung europäischer Data Spaces genutzt werden soll. In Summe werden über das Digital Europe Programm 65 Mio. € in die Entwicklung der Middleware investiert. Die Umsetzung soll ab Jänner 2024 erfolgen. Für die Umsetzung soll die Arbeit des Data Spaces Support Centre eine Grundlage darstellen. Dazu gehört z.B. der kürzlich veröffentlichte Data Spaces Blueprint.

Im Oktober 2023 wurden die Gewinner der Ausschreibung für die Umsetzung der Simpl-Middleware bekanntgegeben. Zwei Konsortien haben den Zuschlag erhalten, wobei sich beide Konsortien nun wiederum für die Entwicklung Arbeitspakete bewerben können:

  • Konsortium 1 „InfrateX“: geleitet von Sopra Steria und NTT Data
  • Konsortium 2: Eviden, Aruba, Capgemini, Engineering, IONOS und COSMOTE

Im Rahmen der Simpl-Middleware sollen nun drei inhaltliche Blöcke umgesetzt werden:

  1. Mit „SIMPL-Open“ soll der beschriebenen Open Source Software Stack für den Aufbau von Data Spaces entwickelt werden.
  2. Durch die „SIMPL-Labs“ soll eine Testumgebung geschaffen werden. Neuen Data Space Entwicklerinnen und Entwicklern soll die Testumgebung das Ausprobieren der technischen Komponenten ermöglichen. Bestehende Data Spaces sollen ihre Konformität und Interoperabilität mit SIMPL-Labs überprüfen können.
  3. Mit „SIMPL-Live“ sollen zusätzlich sechs Umsetzungsprojekte initiiert werden, in deren Aufbau und Management die Europäische Kommission selbst eine aktive Rolle einnehmen möchte. Dazu gehört z.B. ein Data Space für die öffentliche Beschaffung.

Der erste Proof of Concept der Simpl-Middleware soll bis Sommer 2024 veröffentlicht werden.

CEN/CENELEC Fokusgruppe für Standardisierung

Im Bereich der Standardisierung beschäftigen sich verschiedene „Technical Committees“ mit den Themen rund um Data Sharing, Data Spaces und Co.

Nun soll im Rahmen von CEN & CENELEC eine Fokusgruppe zum Thema gegründet werden. Die Fokusgruppe soll die Aktivitäten der verschiedenen Stakeholder im Bereich der Standardisierung miteinander verbinden.

Ökonomische Umsetzbarkeit Datenräume

Christoph Strnadl, Deputy CTO bei der Software AG, hat in einem Paper die ökonomische Umsetzbarkeit von Datenräumen bzw. den Mehrwert von Daten-Ökosystemen mathematisch analysiert. Unter anderem lassen sich folgende Aussagen ableiten: Datenbesitzerinnen und -besitzer brauchen einen konkreten Mehrwert, damit sie ihre Daten teilen. Ein solcher muss entweder direkt von den Datenkonsumentinnen und -konsumenten kommen, z.B. in Form einer Gebühr für die Überlassung der Daten, oder kann langfristig aus dem jeweiligen Ökosystem entstehen. Ein Beispiel dafür wären z.B. günstigere Leistungen der Datenkonsumentin bzw. des Datenkonsumenten zu einem späteren Zeitpunkt, z.B. rund um Predictive Maintenance.

Für den Erfolg von Gaia-X ist es wichtig, dass Datentransaktionen günstiger sind als bei bestehenden Lösungen für den Daten- oder Service-Austausch. Für neue, auf Gaia-X-basierende Ökosysteme muss jedenfalls die Summe aus geringeren Transaktionskosten und sonstigen Ökosystemvorteilen ausreichend hoch sein.

Christoph Strnadl fasst außerdem die wichtigsten Initiativen und Maßnahmen zur Implementierung von Gaia-X, z.B. Gesetzesvorhaben, Hubs, etc., in einer übersichtlichen Grafik zusammen. Dabei handelt es sich um einen Entwurf, fehlende Bausteine oder sonstigen Input kann man gerne an Hrn. Strnadl senden:

Übersicht zu Gaia-X-Implementierungsmaßnahmen

Vergabe der neuen GXFS Tender

Anfang November wurden die Gewinner der Ausschreibung zur Aktualisierung der Software-Komponenten im deutschen GXFS-Projekt festgelegt. Bis Ende Q1/2024 soll die Aktualisierung von sechs verschiedenen Software-Paketen umgesetzt werden. Dadurch soll die praktische Relevanz der GXFS/XFSC-Toolbox erhöht werden. Auf Gitlab kann man die geplanten Aktivitäten sowie den Stand der Umsetzung einsehen.

Veröffentlichung neuer Gaia-X Dokumente

Im Zuge des Gaia-X Summits in Alicante wurden die bereits angekündigten neuen Versionen wesentlicher Gaia-X-Dokumente veröffentlicht. Auf der Gaia-X-Website sind seit kurzem sowohl das neue Architecture Dokument als auch das Policy Rules Conformity Document verfügbar. Die Änderungen im Architecture Document werden in einem eigenen Changelog zusammengefasst und wurden im letzten Check-In bereits besprochen. Das neue Policy Rules Conformity Document (PRCD) besteht aus einer Kombination des bisher aktuellen Policy Rules and Labelling Document und des Trust Frameworks. Auch für das PRCD gibt es ein Changelog, das die wichtigsten Neuerungen zusammenfasst.

Neu eingeführt wird mit dem PRCD z.B. das Konzept der „Basic Conformity“. Dabei handelt es sich um Mindestkriterien, die global eingehalten werden müssen, um die Gaia-X-Konformität der eigenen Services zu veranschaulichen. Außerdem wurde die Liste der Standards angepasst und erweitert, deren Einhaltung eine Gaia-X-Konformität signalisiert.

Projekt SM4RTENANCE: Kick-Off des European Data Space Manufacturing

Anfang November fand die Kickoff-Veranstaltung des Projekts SM4RTENANCE in Bilbao statt. SM4RTENANCE ist eines von zwei europäischen Data Space Projekten im Bereich der Produktion. Das Projekt wird von der spanischen Innovalia koordiniert, aus Österreich sind AVL, Fill und die Plattform Industrie 4.0 involviert.

Im Projekt sollen Data Spaces im Bereich der Produktion als Pilotprojekte umgesetzt werden. Die in den Data Spaces umzusetzenden Use Cases kommen u.a. aus dem Bereich der Automobilindustrie, dem Maschinenbau und der Textilindustrie. Außerdem soll der Einsatz von Software zum Aufbau von Data Spaces erprobt werden. Dafür sind verschiedene Technologiepartner Teil des Projekts, darunter z.B. Sovity aus Deutschland (mehr dazu hier), Dawex aus Frankreich oder die FIWARE Foundation.

Im Projekt werden in einer Reihe von Arbeitspaketen praxisrelevante Themen zur Umsetzung von Data Spaces aufgearbeitet. Dazu gehören u.a. die notwendige Governance von Data Spaces, die technischen Möglichkeiten für den Datenaustausch und die Interoperabilität verschiedener Lösungen, die Zusammenarbeit mit Gaia-X und rechtliche Fragestellungen. Bei letzteren baut man auf den Erfahrungen des holländischen Smart Connected Supplier Network auf, das ebenfalls als Partner Teil des Projekts ist. Mehr dazu hier.

Projekt DIONE-X

In Deutschland wurde kürzlich das Projekt DIONE-X Ziel des Projekts ist der Aufbau eines Datenraums für das zerspanende Wertschöpfungsnetzwerk. DIONE-X ist Teil des Projektökosystems im Bereich der Produktion, zu dem auch das österreichisch-deutsche EuProGigant-Projekt sowie das österreichische AMIDS-Projekt gehören. Verschiedene deutsche Industrie- und IT-Unternehmen arbeiten im DIONE-X-Projekt an der Umsetzung von drei Anwendungsfällen im Bereich der Zerspanung.

Im Use Case „Collaborative Condition Monitoring & Smart Service Planning“ soll der Zustand von Kugelgewindetrieben in einer Werkzeugmaschine überwacht werden. Wird aufgrund von Verschleiß der Komponententausch erforderlich, dann soll dieser planbarer und effizienter gelingen. Dafür notwendig ist der Datenaustausch zwischen Komponentenhersteller, Maschinenhersteller und produzierendem Anwender. Dieser soll Gaia-X-konform erfolgen.

Im Use Case „Individualisiertes KPI-Dashboard“ soll dem produzierenden Anwender die Berechnung von KPIs zur Qualität und Stabilität eines Zerspanungsprozesses erleichtert werden. Dazu soll die Gaia-X-konforme Freigabe von Mess- und Prozessdaten durch den Sensorikhersteller beitragen.

Im Use Case „Optimierter Werkzeugeinsatz“ soll der produzierende Anwender durch die verbesserte Werkzeuganwendung profitieren. Der Datenaustausch zwischen Anwender und Werkzeughersteller soll dabei unterstützen. Weitere Details zu den Use Cases finden sich auf der Dione-X Website.

Veranstaltungsrückblick

Im Oktober fand in Wien der „Data Discovery Day Vienna“ statt. Die Veranstaltung wurde von der DIO Data Intelligence Offensive und der International Data Spaces Association Die Präsentationen der Vortragenden der Veranstaltung finden sich auf der DIO-Website als Download. Ein Beispiel: Im Projekt „GX4 Future Mobility: Virtual development & validation of autonomous driving systems“ steht das autonome Fahren und das virtuelle Testen und Validieren von Fahrzeugen im Mittelpunkt. Aufgrund komplexer Supply Chains möchte man die Fragestellungen im Projekt mit einem Data Space lösen. Technologisch setzt man dabei auf den Eclipse Data Space Connector.

Anfang November fand der Gaia-X Summit in Alicante statt. Ein Rückblick dazu erfolgt im nächsten Check-In.

Projektpartnersuche: Datenaustausch in der Wertschöpfungskette

Im dataSChare-Projekt wird der Datenaustausch in einer Wertschöpfungskette erforscht. Am Projekt beteiligt sind das Logistikum der FH Oberösterreich, das Grazer Know-Center und die DIO. Unter anderem wurden im Rahmen des Projekts eine Roadmap erstellt und Use Cases für den Datenaustausch überlegt.

Nun möchten die Projektpartner die Umsetzung eines Data Spaces initiieren. Dafür ist eine weitere Projekteinreichung geplant, für die man auch mit dem niederländischen SCSN Für die Einreichung und für einen dazu geplanten Workshop am 21. November 2023 werden derzeit noch österreichische Firmenpartner gesucht. Interessierte können sich an Gert Breitfuß vom Know-Center wenden.

Förderhinweis: Leitprojekt Daten-Service-Ökosysteme für den Digitalen Produktpass

Seit 14. November 2023 ist die FFG-Ausschreibung für ein Leitprojekt zum Digitalen Produktpass geöffnet. Im Projekt steht der Datenaustausch entlang von Wertschöpfungsketten im Zentrum. Es sollen konkrete Umsetzungsschritte gesetzt werden, die einerseits die Einhaltung der kommenden Vorschriften auf EU-Ebene, z.B. durch die Ökodesignverordnung, sicherstellen sollen und die andererseits zu neuen Services und Geschäftsmodellen führen sollen.

Die Andockung des Leitprojekts an die deutsche Manufacturing-X-Initiative (siehe dazu z.B. hier) wird als wünschenswert erachtet. Über den Projektträger DLR können auch deutsche Partner Teil österreichischer Konsortien sein.

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Die „NiederlandeNachrichten“ erklären in einem Kurzvideo die Bedeutung von Manufacturing-X und die Zusammenhänge zwischen Catena-X und Manufacturing-X.

Danke und Teilnahme

Herzlichen Dank für die Teilnahme am sechsten Check-In der Gaia-X Hub Austria: Domain Manufacturing! Bitte schicken Sie Ihre Anmerkungen, Ergänzungen und Kritikpunkte an michael.faelbl@plattformindustrie40.at – wir freuen uns über Rückmeldungen aller Art. Die Timeline für die GXFS-Entwicklung wurde bereits angepasst, außerdem wurde die Grafik von Hrn. Strnadl aktualisiert. Danke an Andreas Weiss und Christoph Strnadl für die Inputs!

Der Check-In ist öffentlich zugänglich, sämtliche Interessierten können sich kostenlos auf den Verteiler setzen lassen. Ermöglicht wird der Check-In aus den Mitteln der Plattform Industrie 4.0 – diese finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen. Wenn die vermittelten Informationen für Sie einen Mehrwert darstellen, dann freuen wir uns, wenn Sie auch Mitglied der Plattform werden.

Foto von Clayton Cardinalli auf Unsplash

Michael Fälbl