3. Check-In der Gaia-X Hub Austria: Domain Manufacturing

Der monatliche Check-In der Domain Manufacturing informiert über Neuigkeiten zu Data Sharing, Gaia-X & Co. Die Organisation des Check-Ins erfolgt durch die Plattform Industrie 4.0. Michael Fälbl ist dort als Projektmanager tätig und beschäftigt sich mit Data Sharing, Gaia-X und Co. Die Plattform Industrie 4.0 ist zudem Mitglied der Gaia-X AISBL, Roland Sommer und Michael Fälbl sind Teil des Management Boards des österreichischen Gaia-X Hubs.

Der Check-In (meistens jeden 2. Montag im Montag, 16:00-17:00) ermöglicht den spezifischen Austausch relevanter Informationen im Kontext Data Sharing in der Produktion. Dafür wird die Agenda für den Check-In im Vorhinein ausgeschickt, sie kann von den Personen am Verteiler (kostenlose Anmeldung) auch um eigene Punkte ergänzt werden. Im Check-In werden die einzelnen Agendapunkte in einer möglichst offenen Diskussion besprochen. Dieser Text bietet eine verkürzte Zusammenfassung der besprochenen Punkte. Die nicht gekürzte Langfassung des Protokolls wird über den Verteiler der Domain Manufacturing verschickt.

Gaia-X Architecture Document: neue Version

Derzeit wird an einer neuen Version des Gaia-X Architecture Document gearbeitet, die im Oktober fertig gestellt werden soll. Mit dem neuen Gaia-X Architecture Document wird auch die Struktur verändert, wichtige Punkte wie die verschiedenen Rollen in der Gaia-X-Architektur rücken nach vorne. Die neue Version soll auch die Verbindungen zur Standardisierung aufzeigen, z.B. zum ISO Committee for Conformity Assessment (CASCO) oder zum W3C.

Außerdem sollen die Rolle der Gaia-X Digital Clearing Houses und die „Trust Indexes“ beschrieben werden. Trust Indexes sollen den Grad der Interoperabilität zwischen Datenräumen messen. Dadurch sollen sich Data Spaces untereinander schneller vertrauen können. Es werden drei Trust Indexes vorgeschlagen, die die Richtigkeit angegebener Informationen, die Transparenz eines Data Spaces und die Nutzung der empfohlenen Semantik im Datenraum bewerten sollen. Am Entwurf des neuen Dokuments wird laufend auf Gitlab gearbeitet.

Gaia-X Labels Diskussion

Derzeit arbeitet man im Gaia-X Policy Rules Committee an der Einführung einer „Basic Conformity“ für Services, die im Gaia-X-Umfeld angeboten werden. Die Basic Conformity soll global relevante Basiskriterien umfassen – man versucht nun, die im Policy Rules and Labelling Document festgelegten Kriterien für diese Basic Conformity neu zu bewerten. Außerdem wurden die derzeitigen Kriterien an die Gaia-X Leuchtturmprojekte (z.B. Catena-X, EuProGigant) geschickt, damit diese die Kriterien auf ihre praktische Relevanz überprüfen können. Die Rückmeldungen wurden ausgewertet und werden nun im Policy Rules Committee diskutiert.

In der Zwischenzeit wurde durch einen Wirtschaftsprüfer eine Gap-Analyse zu verschiedenen Standards durchgeführt. Dabei wurde aufgezeigt, welche der erarbeiteten Regeln und Kriterien existierenden Standards (z.B. EU Cloud Code of Conduct, Trusted Information Security Assessment Exchange (TISAX)…) entsprechen und welche außerhalb bestehender Standards liegen. Die Rückmeldungen aus den Leuchtturmprojekten und die Analyse durch den Wirtschaftsprüfer werden nun im Policy Rules Committee diskutiert und für die Weiterentwicklung der Kriterien verwendet.

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Was sind Gaia-X Labels?

Manufacturing-X: Details zur Förderung

Seit 1. August ist die Projektträgerschaft zu Manufacturing-X in Deutschland ausgeschrieben. Die Ausschreibung läuft bis 29. August 2023. Die Projektträgerschaft umfasst u.a. die Betreuung von Förderprojekten und die nationale und internationale Vernetzung der Förderprojekte.

Manufacturing-X soll einen Datenraum Industrie 4.0 ermöglichen und die dafür notwendigen Technologien entwickeln. Während der Fokus von Catena-X auf der Branche „Fahrzeughersteller und Zulieferindustrie“ liegt, soll Manufacturing-X die gesamte Industrie betreffen.

Gefördert werden anwendungsnahe Forschungs-, Entwicklungs- und Innovations-Projekte sowie der Wissens- und Technologietransfer aus den Projekten in den (deutschen) Mittelstand. Die ersten Projekte sollen im Dezember 2023, weitere Anfang 2024 starten. Bis Ende 2027 soll die Förderung abgeschlossen sein. Für die Förderung sind insgesamt 152 Millionen Euro veranschlagt, bis zu 20 Millionen davon sollen für Transfermaßnahmen verwendet werden. In einem ersten Schritt können Projektskizzen bis Ende Dezember laufend eingereicht werden, Ende August 2023 werden bereits die ersten Skizzen für die folgende Antragsphase ausgewählt.

Aus dem vorhandenen Entwurf der Förderrichtlinie geht hervor, dass geförderte Projekte von Industrieunternehmen geführt und getragen werden sollen. Auch österreichische Unternehmen mit einer Niederlassung in Deutschland könnten sich laut dem Entwurf an Projekten beteiligen – die Einbeziehung europäischer oder internationaler Partner bei den Projektskizzen wird als Kriterium explizit angeführt.

Verschiedene existierende Technologien werden in den Ausschreibungsdokumenten als relevant und grundlegend für Manufacturing-X beschrieben. Dazu gehören die Asset Administration Shell (AAS), Gaia-X, Catena-X und dessen Architekturelemente sowie OPC-UA. Der Zusammenhang der technischen Bausteine wird in einer ebenfalls erst kürzlich veröffentlichten Vorstudie von Fraunhofer, VDMA und ZVEI detailliert beschrieben.

Die Einbindung von Manufacturing-X in europäische Aktivitäten ist eingeplant. Der europäische und internationale Kontext soll von Anfang an mitgedacht werden. Der Austausch der in Deutschland geförderten Projekte mit Projekten anderer europäischer oder außereuropäischer Stakeholder ist vorgesehen. Die deutsche Plattform Industrie 4.0 wird Manufacturing-X koordinieren bzw. steuern. Industrie 4.0-Initiativen werden außerdem als Ansprechpartner für die internationale Koordination und Vernetzung erwähnt.

Manufacturing-X: Fraunhofer-Studie

Inzwischen hat außerdem das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB eine neue Studie rund um Manufacturing-X veröffentlicht. Die Studie empfiehlt gezielt Industrieausrüstern (Maschinenbau, Unternehmen im Bereich der Automatisierung etc.), sich an industriellen Datenräumen zu beteiligen. Dabei sollen Industrieunternehmen „Basisdienste“ gemeinsam entwickeln und sich selbst auf Business-Applikationen mit tatsächlichem Kundennutzen fokussieren. Aus der Studie geht hervor, dass verschiedene Fabrikausrüster ein Leuchtturmprojekt namens „Factory-X“ innerhalb der Förderinitiative Manufacturing-X umsetzen wollen.

Catena-X Zertifzierungen

Catena-X zertifiziert seit kurzem offiziell verschiedene Lösungsanbieter, die die Catena-X-Standards einhalten. Das deutsche Unternehmen Sovity hat eine Catena-X Zertifizierung für seinen „EDC Connector-as-a-Service“ Eine Überprüfung erfolgte durch einen Conformity Assessment Body, der kontrolliert, ob die jeweils benötigten Standards eingehalten werden.

Je nach Service-Art greifen unterschiedliche Standards, die nachgewiesen werden müssen. Der Sovity-Konnektor wird als „Enablement Service“ eingestuft und setzt daher z.B. den Standard “CX – 0002 DIGITAL TWINS IN CATENA-X” voraus. Der Standard legt die Voraussetzungen für Catena-X-konforme digitale Zwillinge fest, darunter z.B. eine Catena-X-weite, einzigartige ID und eine Registrierung im „Digital Twin Registry“, das dezentral gehostet werden soll. Außerdem sollen digitale Zwillinge die AAS als Standard verwenden. Darüber hinaus greift der Sovity Konnektor z.B. auch auf den ECLASS-Standard zurück.

Derzeit existiert noch keine öffentliche Liste von zertifizierten Services. Sovity ist – neben der German Edge Cloud mit einem „Digital Production System“ – die einzige Organisation, die ihre Zertifizierung öffentlich bewirbt.

Update XFSC/GXFS

Bei den Gaia-X Federation Services wurde im Juli eine Ausschreibung durchgeführt. Diese soll die „Trust Management Infrastructure IDM.TRAIN“, DNS-basierte Vertrauenslisten, umsetzen. Es wird noch weitere Ausschreibungen geben, z.B. zum „Federated Catalogue“, bei dem man aktuell an den Spezifikationen arbeitet. Von den Ausschreibungen erfährt man auf der GXFS Website. Außerdem gibt es eine Matrix/Element-Gruppe, über die der technische Austausch zu den XFSC läuft, der Interessierte beitreten können.

Der Übergang der GXFS zur Eclipse Foundation (siehe auch Check-In) ist zu 80% abgeschlossen. Ab September sollen wöchentliche „Community Calls“ zu den XFSC starten. In der Eclipse Foundation soll nun eine Developer Community entstehen, die dann auch selbst entscheidet, welche Software in weiterer Folge entwickelt wird – darunter könnte z.B. die Herstellung der Kompatibilität zwischen den XFDC und den Eclipse Dataspace Components (EDC) fallen. Aktuell gibt es keine Liste von Projekten im Produktionsbereich, die die GXFS verwenden – bei der GXFS Connect (Event von 5.-6. September in Berlin, Live-Stream möglich) sollen allerdings Use Cases gezeigt werden.

IDSA Radar Produktion Use Cases

Die International Data Spaces Association (IDSA) hat im Juli eine neue Version ihrer Publikation zum Data Spaces Radar veröffentlicht. Derzeit werden 62 „Use Cases“ und 40 „Data Spaces“ darin ausgewiesen, 17 der 102 Einträge betreffen den Bereich Manufacturing. Einige der darin enthaltenen Beiträge können für die Produktion besonders interessant sein:

Zusätzlich zur Publikation kann man im Data Space Radar online nach Projekten suchen. Die Projekte sind im Radar unterschiedlich dargestellt, die Informationsbasis bilden Selbsteinschätzungen.

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Erklärvideo zur „Metal Domain“ des Market 4.0-Projekts

iECO Projekt Dokument

iECO ist ein Projekt aus dem deutschen Gaia-X Förderwettbewerb und fokussiert auf Use Cases zur Digitalisierung der Bauwirtschaft. Am Projekt beteiligt ist u.a. A1 Digital und die Software AG mit dem Österreicher Christoph Strnadl. Letzterer hat kürzlich ein Paper veröffentlicht namens „Gaia-X Techical Implementation Architecture – iECO Project“.

Das Dokument beschreibt er eine mögliche Implementierung eines Gaia-X-Ökosystems im iECO-Projekt. In dem Dokument hat Strnadl seine Definitionen von Gaia-X, dem aktuellen Stand der Software-Entwicklung, Begriffsdefinitionen rund um Gaia-X, seine Sicht auf die Architektur und die Möglichkeit, Gaia-X-konforme Services anzubieten und zu beziehen, verschriftlicht. Er schildert außerdem seine Erfahrungen aus der Implementierung der Gaia-X-Softwarekomponenten im EuProGigant-Projekt.

DSBA Technical Convergence Document

Wie beim letzten Check-In angekündigt, hat die Data Space Business Alliance (DSBA) eine Analyse zu den unterschiedlichen Data Space Konnektoren herausgebracht, ein „Technical Convergence“-Dokument. Mittlerweile konnte der Autor dieses Protokolls das Dokument auch lesen.

Im Dokument wird u.a. eine Architektur für souveränes Data Sharing vorgeschlagen, die auf der Arbeit der beteiligten Organisationen aufbaut. Das sind die Big Data Value Association (BDVA), FIWARE, die IDSA und Gaia-X. Auch auf deren Abgrenzung zueinander wird eingegangen. Zusammengefasst: Gaia-X stellt Regeln für Data Sharing auf, IDSA fokussiert auf die Spezifikationen für die Erstellung von Data Spaces, insbesondere auf Konnektoren – FIWARE wiederum setzt die Implementierung der Architektur auf Basis von Open Source Software Die BDVA bringt sich beratend ein.

Das Verständnis der Plattform Industrie 4.0: Die IDSA verfolgt die Umsetzung ihrer Architektur und möchte sicherstellen, dass auch zur Architektur passende Konnektoren eingesetzt werden. Gaia-X arbeitet an zusätzlichen Software-Komponenten, die genutzt werden können. Im FIWARE-Universum gibt es viele Praxisprojekte (auch im Bereich der Produktion) und Erfahrung mit der eigenen Software, die man auch standardisiert. Hervorzuheben sind der ETSI-Standard NGSI-LD und die „Smart Data Models“-Initiative. Man arbeitet bei FIWARE auch an Lösungen zum Identity und Access Management (IAM) unter Berücksichtigung der Konformität mit den Gaia-X-Regeln.

Das Dokument gibt u.a. Empfehlungen zur Verwendung verschiedener Standards ab:

  • Im Kontext der DSBA wird rund um den Datenaustausch NGSI-LD als Transfer-Protokoll für Datenraum-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer explizit empfohlen. Bei der NGSI-LD API handelt es sich um eine RESTful API für das Abgreifen von Kontext-Daten und Daten von digitalen Zwillingen, die im NGSI-LD-Format erstellt wurden.
  • Um das benötigte Vertrauen für Datenräume herzustellen, setzt man auf das Gaia-X Trust Framework, das u.a. die Gaia-X Registry beinhaltet.
  • Im Bereich Identification und Authorisation werden ebenfalls konkrete Empfehlungen in Richtung des OpenID Connect Protokolls abgegeben.
  • Im Bereich Usage/Access Control wird ODRL als „Policy Definition Language“ empfohlen.

Darüber hinaus wird ein Workflow für „Data Value Creation“ ausgelegt. In einem fiktiven Use Case werden sämtliche Kapitel in einer beispielhaften Umsetzung veranschaulicht.

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Was ist die DSBA?

Gaia-X Compliance

Die automatische Überprüfung von Angaben im Kontext von Gaia-X („Regulation by Automation“) wird vorerst nicht aktiv verfolgt. Derzeit entwickelt zumindest niemand passende Tools dafür. Die angegebenen Inhalte Gaia-X-konformer Services im Kontext von Policy Rules & Labelling beruhen somit auf der Selbsteinschätzung der die jeweiligen Services anbietenden Unternehmen.

Events

T-Systems organisiert ein Webinar zum Thema Catena-X. Es findet am Donnerstag, 10. August 2023, 09:30-10:15, statt. Titel der Veranstaltung: „Telekom Data Intelligence Hub: the easiest way into Catena-X!“.

Die TU Wien und der Gaia-X Hub Austria organisieren ein physisches Event zu Datenräumen. Am Montag, 28. August, 13:00-17:00, findet an der TU Wien eine Veranstaltung zu Data Sharing und Co. statt. Unter dem Titel „Datenräume: konkrete Anwendungen für die Produktion der Zukunft​“ werden produktionsrelevante Anwendungen diskutiert. Anschließend, zwischen 17:00 und 19:00, findet das nächste Meetup des österreichischen Gaia-X Hubs Als Vortragender wird Christoph Strnadl von der Software AG mit dabei sein.

Danke und Teilnahme

Herzlichen Dank für die Teilnahme am dritten Check-In der Gaia-X Hub Austria: Domain Manufacturing! Feedback und Anmerkungen bitte sehr gerne an michael.faelbl@plattformindustrie40.at schicken – wir möchten das Format konstant weiterentwickeln.

Der Check-In ist öffentlich zugänglich, sämtliche Interessierten können sich kostenlos auf den Verteiler setzen lassen. Ermöglicht wird der Check-In im Übrigen aus den Mitteln der Plattform Industrie 4.0 – diese finanziert sich wiederum aus Mitgliedsbeiträgen. Wenn die vermittelten Informationen für Sie einen Mehrwert darstellen, dann freuen wir uns, wenn Sie auch Mitglied der Plattform werden.

Foto von Ant Rozetsky auf Unsplash

Michael Fälbl