2. Check-In der Gaia-X Hub Austria: Domain Manufacturing

Damit Data Sharing den Mehrwert schaffen kann, den es verspricht, ist es wichtig, dass der Datenaustausch in verschiedenen wirtschaftlichen Sektoren umgesetzt wird. Ein für Österreich besonders wichtiger Bereich ist die Produktion. Die Gaia-X Hub Austria – Domain Manufacturing zielt darauf ab, den Datenaustausch in der österreichischen Produktion zu forcieren. Im monatlichen Check-In informiert die Plattform Industrie 4.0 über Neuigkeiten zu Data Sharing, Gaia-X & Co.

Der zweite Check-In fand am 10. Juli 2023 statt. Hier finden Sie die inhaltlichen Punkte des Check-Ins als Zusammenfassung. Für uns wichtig: Wenn etwaige Informationen hier aus Ihrer Sicht falsch oder veraltet sind, kontaktieren Sie uns bitte. Das Format lebt vom Austausch, Feedback ist mehr als erwünscht. Es handelt sich hier um eine verkürzte Zusammenfassung der besprochenen Punkte. Die nicht gekürzte Langfassung des Protokolls wird über den Verteiler der Domain Manufacturing verschickt. Wenn Sie zu zukünftigen Check-Ins eingeladen und die Protokolle direkt erhalten möchten, kontaktieren Sie uns bitte ebenfalls.

Programmiertechnische Fortschritte der Gaia-X AISBL

Das Gaia-X Lab ist die Organisationseinheit der AISBL, in der Gaia-X-Software weiterentwickelt wird. Im Gitlab Repository „Gaia-X Onboarding Prototypes” entwickelt und veröffentlicht das Gaia-X Lab verschiedene Software-Komponenten. Aktuell gibt es einen neuen „Wizard“. Der Wizard ist ein grafisch aufbereitetes Formular inklusive Erklärungen, das die Erstellung von Verifiable Credentials (VCs) und von damit verbundenen Schlüsselpaaren vereinfachen soll. Die dafür notwendigen Decentralized Identifiers (DIDs) kann man entweder selbst hosten, oder sie werden von Gaia-X gehostet.

Außerdem wird derzeit an der Integration von Gaia-X VCs in die Eclipse Dataspace Components gearbeitet. Dadurch soll es möglich werden, dass Unternehmen, die Services, Applikationen oder Dienste EDC-basiert anbieten, festlegen können, dass diese nur für Personen bzw. Unternehmen verfügbar sein sollen, die Gaia-X-konform sind.

Gaia-X Digital Clearing House Update

Ein Schwerpunkt der Arbeit der Gaia-X AISBL liegt auf der Entwicklung der Gaia-X Digital Clearing Houses (GXDCH). Bis zum nächsten Gaia-X Summit (9.-10. November 2023) sollen die GXDCH einen vollständigen Katalog der verfügbaren öffentlichen Gaia-X Services und privaten Kataloge beinhalten, eine voll funktionstüchtige Wallet-Funktionalität und einen vollständigen Wizard integriert haben.

Aktuell gibt es viele Unternehmen, die ein GXDCH-Provider werden wollen. Vier sind derzeit offiziell bestätigt (Stand: 16. Juni 2023; Aruba, T-Systems, OVHcloud, K-Businesscom), weitere haben Interesse, aus Österreich z.B. A1 Digital. Im Moment befindet sich ein spezifisches Dokument („Gaia-X Digital Clearing House: Operational Rules and Requirements“) im finalen Abstimmungsprozess. Das Dokument beinhaltet ein offizielles Regelwerk für GXDCH und sollte in Kürze beschlossen und veröffentlicht werden. Sobald das Dokument veröffentlicht ist, werden weitere GXDCH zugelassen, dann soll es auch einen offiziellen Prozess für das Einbringen von Applikationen oder Services geben, die man anbieten möchte. Dieser Prozess ist derzeit noch in einer Pilotenphase.

Jedes Clearinghouse kann anschließend verschiedene Services hosten. Beispiele für solche Services kann man in der Demonstrations-Version des Web-Katalogs einsehen.

Übersiedelung der Gaia-X Federation Services in die Eclipse Foundation

Der von Deutschland finanzierte Teil der Gaia-X Federation Services (GXFS-DE) wird nun als Open Source Software an die Eclipse Foundation übergeben. Dort werden auch die Eclipse Dataspace Components weiterentwickelt. Mitte Juli soll die Übersiedelung abgeschlossen sein. Der Name „Gaia-X“ darf in der Eclipse Foundation aus markenrechtlichen Gründen nicht verwendet werden, daher heißen die GXFS in Zukunft „Cross Federation Service Components“ (XFSC).

Deutsche Data Space Projekte entwickeln Betreibergesellschaften

Bei den verschiedenen deutschen Projekten werden derzeit eigene Organisationen ins Leben gerufen, die den Betrieb eines Datenraumes ermöglichen sollen. Beim „Health Data Space“ bildet ein Verein die Betreibergesellschaft. Beim „Mobility Data Space“ ist die Betreibergesellschaft eine GmbH, in deren Satzung die Gemeinnützigkeit erwähnt wird. „Cofinity-X“ ist die erste Betreibergesellschaft von Catena-X und, wie im letzten Check-In erwähnt, ein Joint Venture verschiedener Unternehmen aus der Automobilindustrie. Ein weiteres Modell zum Betrieb eines Data Spaces bildet das DLT-basierte „Pontus-X“.

Die Kosten für eine Teilnahme sind sehr unterschiedlich (Stand: 3. Juli 2023): Im Mobility Data Space gibt es vorerst keine Kosten für eine Mitgliedschaft, bei Pontus-X bezahlt man 20 Cent pro Transaktion, weitere Kosten fallen nicht an. Bei Cofinity-X zahlt man zwischen 20 und 70 Euro als Registrierungsgebühr, Power User – solche, die bereit für den Datenaustausch sind, Konnektoren und Applikationen im Einsatz haben – zahlen 5.000€ pro Monat.

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Die Betreibermodelle für unterschiedliche Datenräume wurden kürzlich in einem Webinar des Gaia-X Hub Germany vorgestellt.

Technical Convergence Discussion Document

Die Data Space Business Alliance hat eine Analyse zu den unterschiedlichen Data Space Konnektoren veröffentlicht, ein „Technical Convergence“-Dokument. Eine detaillierte Analyse des Dokuments folgt noch, sobald der Autor dieses Texts die Zeit dafür findet. Ein weiteres Update zu Konnektoren: Es gibt nun die Möglichkeit der Zertifizierung eines Konnektors durch die International Data Spaces Association.

EDIH Angebot Konkretisierung

Im European Digital Innovation Hub (EDIH) AI5Production arbeitet man momentan an einem Dokument, das die Möglichkeiten der Gaia-X-bezogenen Projektumsetzung im Rahmen des EDIH zusammenfasst. Kurz zusammengefasst: es wird Beratungsangebote und Umsetzungsmöglichkeiten geben. Möglich sind z.B. Machbarkeitsstudien, die Gaia-X- bzw. datenraumkonforme Anbindung von Maschinen oder die Überprüfung der eigenen Produkte auf ihre potenzielle Gaia-X-Tauglichkeit.

Manufacturing-X International Council

Die Förderrichtlinie für das deutsche Manufacturing-X-Projekt befindet sich nach wie vor in Ausarbeitung.

Gleichzeitig gibt es den Wunsch, mit Manufacturing-X ein europäisches Leuchtturmprojekt zu schaffen. Aus diesem Grund wird ein internationales Gremium als Teil des Projekts ins Leben gerufen, das sicherstellen soll, dass auch Projekte, Unternehmen und Gruppierungen außerhalb Deutschlands mit Manufacturing-X interagieren können. Roland Sommer und Michael Fälbl waren als Vertreter der Plattform Industrie 4.0 und des Projekts Data Space 4.0 gemeinsam mit weiteren Stakeholdern aus Wissenschaft und Verwaltung Mitte Juli 2023 in Brüssel, um die österreichische Perspektive in Bezug auf das Projekt einzubringen.

Generell wird Manufacturing-X als Fortführung von Gaia-X gesehen. Die beiden Initiativen sollten nicht getrennt voneinander betrachtet werden, da sie sich ergänzen.

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Prof. Martin Ruskowski von der SmartFactory KL erklärt den Zusammenhang zwischen Gaia-X und Manufacturing-X.

Weitere Projekt-Updates

In Frankreich werden im Projekt „Prometheus-X“ 23 Millionen Euro in einen „Skills Data Space“ investiert. Man möchte verschiedene Anbieter von Ausbildungsprogrammen und Daten zu den Fähigkeiten von Personen miteinander verbinden, um Ausbildungsprogramme zu verbessern.

Das österreichisch-deutsche „ChampI4.0ns“-Projekt befasst sich mit Data Sharing in der Holzindustrie. Das erste Jahr im Projekt ist abgeschlossen, bisher hat man sich v.a. mit den Fragestellungen der teilnehmenden Firmen beschäftigt. Für die Anwendungsfälle im Projekt wird planmäßig die „Datahub“-Software des österreichischen Startups Nexyo verwendet, welche die zukünftige Gaia-X-Konformität sicherstellen soll.

Gaia-X Demonstratoren aus der Produktion

Herzeigbare Demonstratoren gibt es in Österreich durch das Projekt EuProGigant. Im Projekt werden verschiedene Use Cases verfolgt, die veranschaulichen, was mit Gaia-X bereits möglich ist. Einen Überblick zum Projekt bietet z.B. die Präsentation von Thomas Trautner im 8. Inside Gaia-X-Event der Plattform Industrie 4.0 und des Gaia-X-Hub Austria:

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Eine Möglichkeit für den Einstieg in das Thema Data Sharing bietet auch das Linz Center of Mechatronics. Dort wurde bereits eine erste, firmenübergreifende Anwendung im Bereich Data Sharing umgesetzt, bei der der Maschinenbauer FILL und der Automobilzulieferer Nemak mit Hilfe der Software SyMSpace Daten miteinander austauschen konnten. Noch ist dieser Datenaustausch nicht Gaia-X-konform, in Zukunft kann sich das aber ändern.

Umfrage Know-Center zu Datenaustausch in Supply Chains

Gemeinsam mit dem Logistikum Steyr und der Data Intelligence Offensive beschäftigt sich das Grazer Know-Center im Projekt dataSChare mit dem Datenaustausch in Wertschöpfungsketten. Aktuell werden im Zuge des Projekts in einer Umfrage die Barrieren und Anforderungen für einen unternehmensübergreifenden Datenaustausch in industriellen Wertschöpfungsnetzwerken in Österreich erhoben. Das Know-Center bittet österreichische Unternehmen um ihre Teilnahme an der Umfrage.

Danke und Teilnahme

Herzlichen Dank für die Teilnahme am zweiten Check-In der Gaia-X Hub Austria: Domain Manufacturing! Feedback und Anmerkungen bitte sehr gerne an michael.faelbl@plattformindustrie40.at schicken – wir möchten das Format konstant weiterentwickeln.

Der Check-In ist öffentlich zugänglich, sämtliche Interessierten können sich kostenlos auf den Verteiler setzen lassen. Ermöglicht wird der Check-In im Übrigen aus den Mitteln der Plattform Industrie 4.0 – diese finanziert sich wiederum aus Mitgliedsbeiträgen. Wenn die vermittelten Informationen für Sie einen Mehrwert darstellen, dann freuen wir uns, wenn Sie auch Mitglied der Plattform werden.

Foto von Rafael Juárez auf Unsplash

Michael Fälbl