Datenaustausch in der Produktion: Neuigkeiten und Entwicklungen (13. Check-In)

Die regelmäßigen „Check-Ins“ der Domain Manufacturing informieren über Neuigkeiten zu Data Sharing, Gaia-X, Manufacturing-X & Co. Im Fokus des virtuellen Austauschformates der Plattform Industrie 4.0 (kostenlose Anmeldung) stehen konkrete Neuerungen mit Produktionsbezug, die sich seit dem letzten Austausch ergeben haben. Dieser Artikel fasst wesentliche Inhalte des Check-Ins kurz zusammen. Die Langfassung des Protokolls wird über den Verteiler der Domain Manufacturing verschickt.

Manufacturing-X: Projekt DAVID

Über das deutsche Förderprogramm Manufacturing-X werden zahlreiche Projekte im Produktionsbereich finanziert, die sich mit dem firmenübergreifenden Datenaustausch beschäftigen. Darunter sind z.B. die Projekte Factory-X für den Maschinenbau und die Automatisierung, das Projekt Aerospace-X für die Luftfahrt oder das Projekt Robot-X für die Robotik.

Kürzlich wurden Details zu einem weiteren Projekt veröffentlicht. Das Projekt heißt DAVID, das Akronym steht für „Direct AAS application support for integration in the Industry 4.0 data space„. Zentrales Element darin ist die AAS, die Asset Administration Shell, oder auch Verwaltungsschale.

Die AAS ist ein existierender Standard, der im Kontext der deutschen Industrie 4.0-Bemühungen entwickelt wurde. Im DAVID-Projekt soll nun sichergestellt werden, dass dieser Standard seinen Weg in die Implementierung der anderen Manufacturing-X-Projekte findet. In anderen Worten: DAVID ist ein Querschnittsprojekt. Ähnlich wie das Decide4ECO-Projekt gibt es bei DAVID keinen Branchenfokus, vielmehr ist die projektübergreifende Zusammenarbeit und Standardisierung das Ziel.

Verschiedene Partner sind am DAVID-Projekt beteiligt: die International Digital Twin Association (IDTA), das Institut für Automation und Kommunikation e.V., die Hochschule Karlsruhe, die Hochschule Kempten sowie das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE.

Manufacturing-X: Internationalisierung, Verbindungen zum DPP

Am 12. September organisierte die Plattform Industrie 4.0 ein Treffen des „International Manufacturing-X Council“ in Wien.

Im Mittelpunkt stand u.a. die Diskussion zum Digitalen Produktpass (DPP) in Verbindung mit Manufacturing-X. Die allgemeine Sichtweise: der DPP ist eine regulatorische Anwendung. Für Unternehmen muss es möglich sein, einen adäquaten DPP aus Data Spaces zu extrahieren. Die Bausteine von Manufacturing-X sollen dafür jedenfalls nutzbar sein.

Als nächster Schritt ist die Erarbeitung und Veröffentlichung eines Papers zum DPP geplant. Darin soll der wirtschaftliche Nutzen von Produktpässen und ähnlichen internationalen Bestrebungen hervorgehoben werden. Verbindungen zu bestehenden, in der Industrie verbreiteten Konzepten wie Stücklisten etc. sollen aufzeigt werden.

Das Treffen fand in den Räumlichkeiten der Wirtschaftsagentur Wien statt. Dort besteht ein ausgeprägtes Interesse an Open-Source-Technologien, insb. rund um das FIWARE-Projekt.

Manufacturing-X: Outputs Technology Talks

Am 13. September organisierte die Plattform Industrie 4.0 mit dem Gaia-X Hub Austria im Rahmen der Technology Talks Austria des AIT eine Podiumsdiskussion zu Manufacturing-X. Ein Rückblick zur Veranstaltung ist hier nachzulesen. Links zu den Präsentationen:

Einige Perspektiven der Speaker:

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Manufacturing-X: Weitere Details zu Semiconductor-X

Der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie hat vor kurzem ein Webinar zum deutschen Semiconductor-X-Projekt organisiert. Zusätzlich zu den bereits bekannten Informationen gab es neue Einblicke in das Projekt.

Semiconductor-X befindet sich mittlerweile offiziell in Umsetzung. Bei der Umsetzung setzt man auf Tractus-X, den Open Source Software-Stack, der auch in Catena-X zum Einsatz kommt. Details wurden auch zu den Use Cases genannt, die in Semconductor-X umgesetzt werden:

  • Anwendungscluster Heterogene Integration: die Kooperation entlang der Halbleiter-Wertschöpfungskette steht im Mittelpunkt des Use Cases. U.a. soll das Design einer solchen Supply Chain modelliert werden. Für die Umsetzung werden die Eclipse Dataspace Components (EDC) Geleitet wird das Arbeitspaket von Intel Deutschland.
  • Anwendungscluster Resiliente Netzwerkknoten: der Fokus des Use Cases liegt auf der Arbeit in den Unternehmen selbst, z.B. rund um die Steuerung von Fertigungsprozessen. Dieses Arbeitspaket wird von Infineon geleitet.
  • Anwendungscluster Nachhaltigkeitsbewertung: die Erfassung und Optimierung von Umweltkennzahlen wird im Use Case angestrebt. So soll z.B. durch eine bessere Datenbasis die Menge an benötigtem Kühlwasser in der Halbleiter-Produktion reduziert werden. Hauptverantwortlich im Arbeitspaket ist die HQ-Dialectrics GmbH.

Die Anknüpfung an Semiconductor-X als assoziierte Partner ist auch für österreichische Unternehmen möglich. Mehr dazu in Kürze.

Catena-X: neue Release, OEMs, Catena-X Next

Im Oktober wird eine neue Version der Catena-X-Software veröffentlicht. Darin werden u.a. neue Standards hinzugefügt und bestehende angepasst. Zusätzlich wird die neue Release ein Regelwerk zur Erfassung des Product Carbon Footprint (PCF) beinhalten. Ziel des Regelwerks ist es, konsistente PCF-Berechnungen bei der Herstellung von Fahrzeugen zu ermöglichen. Für die Umsetzung kooperiert Catena-X mit der Initiative Together for Susatainability. Alle Informationen zur kommenden Release finden sich im Changelog des Catena-X-Github-Accounts.

Derzeit sind bei Catena-X vor allem große europäische OEMs involviert. Darüber hinaus ist auch Ford Mitglied bei Catena-X. Derzeit laufen Gespräche mit asiatischen und amerikanischen Automobilproduzenten zu einem potenziellen Engagement im Verein.

Mit „CX-NEXT“ wird es ein Catena-X-Folgeprojekt geben, das im Rahmen von Manufacturing-X umgesetzt wird. Im Fokus sollen insbesondere die Verbesserung der Technologie und die Standardisierung stehen. Details dazu folgen im nächsten Check-In.

Cofinity-X: Traceability, Beispiel Dräxlmaier

Ein wesentlicher Use Case bei Cofinity-X, der (ersten) Betreibergesellschaft von Catena-X, ist die datenbasierte Rückverfolgbarkeit in der Produktion. Rund um das Thema Traceability gibt es bereits verschiedene Applikationen, die im Ökosystem genutzt werden können. Mit ONCITE DPS von German Edge Cloud ist kürzlich eine weitere Anwendung dazugekommen.

Wie Rückverfolgbarkeit in der Praxis aussieht, zeigt das Beispiel Dräxlmaier. Dräxlmaier ist ein Unternehmen der deutschen Automobilzulieferindustrie. Bei Catena-X engagiert sich Dräxlmaier seit Beginn der Initiative. Die Motivation dahinter: den Datenaustausch mit Kunden und Lieferantinnen umsetzen, ohne dabei auf Insellösungen oder proprietäre Protokolle setzen zu müssen.

Dräxlmaier setzt Traceability im Bereich der Batterieproduktion um. Batteriezellen kommen in ein Modul, Module schlussendlich in ein Battery Pack. Alle Elemente in diesem Prozess werden mit standardisierten Codes versehen. Die Module erhalten automatisiert einen digitalen Zwilling nach Catena-X-Standard, diese Daten werden direkt an die OEM-Kundschaft übertragen. Die Daten fließen dabei vom Dräxlmaier MES in standardisierten Formaten über die Catena-X Plattform und unter Nutzung des EDC in das MES des OEM. Grafisch sieht der Prozess wie folgt aus:

Veranschaulichung des Dräxlmaier Data Flows

Monatlich transferiert man bei Dräxlmaier die Daten von 20.000-40.000 Modulen – basierend auf Catena-X. Das System ist live und wird direkt in der Produktion eingesetzt. Die Technologie dahinter läuft laut Dräxlmaier stabil – mit der Nutzung von Catena-X möchte man bestehende Insellösungen zur Datenübertragung vereinheitlichen.

Für das Hosting der Digital Twin Registry sowie der EDC und für die Speicherung der Nutzungsdaten nutzt Dräxlmaier die Services von AWS. Dabei adaptiert das Unternehmen die Open Source Software-Komponenten aus Tractus-X und Catena-X und passt sie an die unternehmenseigenen Bedürfnisse an. Die Architektur des Dräxlmaier-Systems sieht folgendermaßen aus:

Veranschaulichung der Dräxlmaier System-Architektur

Gaia-X: neues Compliance Document

Im September wurde das neue Gaia-X Compliance Document veröffentlicht. Den Kern des Dokuments bilden die vier Gaia-X Labels. An circa 60 Kriterien können sich IT-Unternehmen bei der Entwicklung von Software orientieren, um den Gaia-X-Vorgaben zu entsprechen. Das Dokument beinhaltet auch eine Liste an Standards, deren Einhaltung ausgewählte Kriterien abdeckt.

Je nach Label ist eine Deklaration oder eine Zertifizierung für die Einhaltung der Standards bzw. der Kriterien notwendig. Deklarationen beruhen auf einer Selbstauskunft. Für eine Zertifizierung ist die Beauftragung von Conformity Assessment Bodies (CABs) notwendig. Welche CABs eine Zertifizierung durchführen können, hängt wiederum vom jeweiligen Standard ab – beim in der Automobilindustrie verbreiteten TISAX-Standard kann eine Zertifizierung in Österreich z.B. von KMPG durchgeführt werden, eine vollständige Liste ist hier zu finden.

Die Anknüpfung an bestehende Standards soll die Einhaltung der Kriterien in der Praxis vereinfachen. Insgesamt werden im Compliance Document acht Standards aufgelistet, die für Gaia-X eine Rolle spielen. Diese sind:

  • SecNumCloud
  • BSI C5
  • ISO/IEC 27001
  • CISPE (GDPR, Infrastructure & IaaS)
  • EU Cloud CoC (GDPR, XAAS)
  • SWIPO
  • TISAX
  • CSA CCM

Gaia-X: neuer CTO, neue Clearing House Übersicht

Mit Christoph Strnadl verfügt Gaia-X seit Oktober über einen neuen CTO. Christoph Strnadl ist Österreicher und war bis vor kurzem als stellvertretender CTO für die Software AG und als Director Technology Adoption für IOTA tätig. Außerdem war Christoph Strandl bis vor kurzem im österreichisch-deutschen Leitprojekt EuProGigant Zur Erinnerung: Christoph Strnadl ist auch der Autor folgender Übersichtsgrafik:

Übersicht zu Gaia-X-Implementierungsmaßnahmen

Bei Gaia-X gibt es außerdem eine neu gestaltete Übersicht zu Digital Clearing Houses. Dabei kann man live sehen, welche Clearing Houses aktuell verfügbar sind. Außerdem erhält man einen Einblick in ihre Betriebsdaten. Die Anzahl der Gaia-X Digital Clearing Houses wächst.

Projektupdates: EuProGigant, Simpl

Das österreichisch-deutsche EuProGigant-Projekt läuft im Februar 2025 aus. Anfang Oktober fand in Wien der Open House Day statt. In dessen Rahmen wurden sowohl Workshops als auch Einblicke in die Projektergebnisse vermittelt.

Im Simpl-Programme wird durch die Europäische Kommission die Entwicklung einer Middleware für den Datenaustausch finanziert. Derzeit wird eine Kompatibilitätsanalyse mit bestehender Software und existierenden Libaries durchgeführt um zu prüfen, welche davon für Simpl verwendet werden können. Simpl selbst wird als Open Source Software zur Verfügung stehen und dafür die EU Public Licence Im Jänner 2025 soll ein erster Proof of Concept verfügbar sein, bis Ende 2025 soll mit Simpl-Labs eine Test-Umgebung geschaffen werden. Diese kann auch von der Industrie genutzt werden – im Allgemeinen liegt der Fokus von Simpl jedoch nicht auf Use Cases in der Produktion.

Danke und Teilnahme

Danke für den Austausch im 13. Check-In der Gaia-X Hub Austria: Domain Manufacturing! Schicken Sie uns gerne Kommentare, Ergänzungen oder Kritik an michael.faelbl@plattformindustrie40.at – wir freuen uns über Rückmeldungen aller Art.

Die Check-Ins sind öffentlich und kostenlos zugänglich, Interessierte können sich auf den Verteiler setzen lassen. Ermöglicht werden die Check-Ins aus den Mitteln der Plattform Industrie 4.0 – wir finanzieren uns aus Mitgliedsbeiträgen. Wenn die vermittelten Informationen für Sie einen Mehrwert darstellen, dann freuen wir uns, wenn Sie auch Mitglied der Plattform werden.

Foto von Clayton Cardinalli auf Unsplash

Michael Fälbl