Digitaler Produktpass – Check-in #2

Die Plattform Industrie 4.0 informiert ab nun regelmäßig im „DPP Check-In“ zu Neuigkeiten zum Digitalen Produktpass (DPP). In diesen Check-Ins fassen wir konkrete Updates zu den unterschiedlichsten Aspekten des Digitalen Produktpasses zusammen (zum Beispiel Aktivitäten in der EC, Standards, Projekte & Initiativen), und schaffen einen Raum für Diskussion, Austausch, und Fragen. Im zweiten Check-In am 04.03.2024 wurde ein kurzer allgemeiner Überblick gegeben, über Updates im CIRPASS-Projekt berichtet, und mit einem Vortrag von Eugen Sehorz (GS1) im Detail über Standards für den DPP diskutiert. Dieser Beitrag bietet eine Zusammenfassung der besprochenen Punkte. Um alle Updates und Einladungen zu den DPP Check-Ins zu bekommen, melden Sie sich bitte hier an oder per E-Mail bei Verena Halmschlager.

UPDATES & AKTUELLER STAND DPP & ESPR

Ein detaillierter Überblick über den DPP wird im Dokument „Digitaler Produktpass – Status Quo“, oder in Kurzform im ersten DPP Check-In gegeben. Hier finden Sie außerdem alle Präsentation des Events „Digital Product Passport – Framework, Use-Cases und Challenges”, das im November 2023 in Wien stattgefunden hat. An dieser Stelle folgen daher nur Updates seit dem letzten Check-In, beziehungsweise eine kurze Zusammenfassung des aktuellen Stands – für vertiefende Informationen verweisen wir auf die genannten Dokumente.

Am 05.12.2023 erzielte die Europäische Kommission eine vorläufige Einigung über die Ökodesign-Verordnung (weitere Details finden Sie hier). Der überarbeitete Verordnungsvorschlag wurde bislang nicht veröffentlicht. Eine Veröffentlichung wird aus momentaner Sicht im Juli 2024 erwartet, gefolgt von einem Arbeitsplans für den Zeitraum 2025-2028. Ab 2026 sollen produktspezifische Verordnungen folgen, die wie zuvor erwähnt in den Delegierten Rechtsakten erarbeitet werden. Nach Verabschiedung ist (außer in Ausnahmefällen) mit einer Übergangsfrist von 18 Monaten zu rechnen.

Nach aktuellem Stand gelten Textilien (insbesondere Kleidung und Schuhe), Möbel (einschließlich Matratzen), Eisen und Stahl, Aluminium, Reifen, Farben, Schmierstoffe, Chemikalien, energiebezogene Produkte, ICT-Produkte und Elektronik als prioritäre Produkte. Textilien sowie Eisen und Stahl sollen aus momentaner Sicht als erste Produktgruppen in den Delegierten Rechtsakten behandelt werden und der DPP bereits im Laufe des Jahres 2027 in Kraft treten (neben Batterien). Die Europäische Kommission plant die Liste der prioritären Produkte für die Delegierten Rechtsakte regelmäßig zu aktualisieren. Mehr aktuelle Informationen dazu gibt es unter anderem in der unten angeführten neuen CIRPASS Veröffentlichung Cross-sector and sector-specific DPP roadmaps.

Update CIRPASS

Auf der Homepage von CIRPASS, der Coordination and Support Action (CSA) der Europäischen Kommission zum DPP, sind ebenfalls Informationen zum DPP verfügbar. Im 2. Check-In wurden dabei folgende Dokumente kurz zusammengefasst, alle Veröffentlichungen zu CIRPASS gibt es hier.

Report on Identification Schemes

Die Einführung des DPP macht es erforderlich, dass Produkte selbst, der Wirtschaftsakteur, der für das Inverkehrbringen des Produkts verantwortlich ist, sowie die an der Herstellung des Produkts beteiligten Einrichtungen identifiziert werden – was in der Praxis Herausforderungen darstellt.

In dem im Februar veröffentlichtem Report geht es um die Herausforderungen, die Identification Schemes bewältigen müssen, um den Anforderungen des DPP gerecht zu werden. Dabei werden verschiedene Identification Systems auf ihre Zweckmäßigkeit untersucht und 10 Kriterien für den DPP identifiziert: Uniqueness, Interoperability, Granularity, Representation in Data Carriers, Linking Physical to Digital, Current Scope of Use/Pervasiveness, Online Selling, Persistence, Offline data Encoded in AIDC Data Carrier, Delegated Act or Regulatory Direction (of Choice of Identification Schemes)

Unter anderem werden folgende Identification Schemes untersucht und Empfehlungen anhand der identifizierten Kriterien formuliert: Dezentrale Identifikatoren (DIDs), GTS-Identifikatoren, IEC 61406-1-Identifikationsverbindung, ISO/IEC 15459-Identifikatoren, UUIDs,…

A study on DPP costs and benefits for SMEs

In dieser Studie wird eine Übersicht über erwartete Kostenelemente für die DPP-Implementierung für KMUs gegeben, sowie die Vorteile für die DPP-Implementierung für KMUs diskutiert. Außerdem werden Empfehlungen an die Regulierungsbehörden der EU und der Mitgliedstaaten zusammengefasst, um KMUs bei der Umsetzung des DPP zu unterstützen.

Mapping of legal and voluntary requirements and screening of emerging DPP-related pilots

Diese Studie untersucht in erster Hand die Fragen, welche Informationen in bestehenden DPPs verwendet werden, und welche Informationen nach bestehenden Vorschriften erforderlich sind. Dazu wird die vorläufige Ökodesign Verordnung sowie ähnliche Anforderungen in anderen bestehenden und kommenden Regularien untersucht, sowie eine Befragung an umgesetzte DPP-Implementationen durchgeführt. Als Ergebnis folgen Listen mit möglichen notwendigen und optionalen Informationen für die Bereiche Elektronik, Textilien & Batterien. Die genaue Ausgestaltung aller notwendiger Informationen wird erst in den Delegierten Rechtsakten fixiert werden, die Listen bieten trotzdem eine gute Übersicht und erste Anhaltspunkte.

Cross-sector and sector-specific DPP roadmaps

Dieser neue CIRPASS-Bericht enthält sowohl eine sektorübergreifende Roadmap für das DPP-System als auch sektorspezifische Roadmaps für Batterien, Elektronik und Textilien. Hier gibt es die Möglichkeit, bis zum 15. März Feedback zu den Inhalten dieses Berichts zu geben.

Weitere CIRPASS Publikationen

CIRPASS Event

Am 5. März findet die große Abschlussveranstaltung von CIRPASS statt. Das Event erstreckt sich über den gesamten Tag und wird online in Zusammenarbeit mit den Projekten Information 4.0 und BatteryPass durchgeführt. Im Fokus der Diskussion stehen insbesondere der aktuelle Stand und potenzielle zukünftige Entwicklungen des DPP. Außerdem soll das Event eine Vernetzung von unterschiedlichen Akteuren fördern, darunter Vertreter von europäischer Industrien, politischer Entscheidungsträger, Forschungs- und Entwicklungszentren, Normungsorganisationen, Akteure der Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit sowie Anbieter digitaler Lösungen. Eine Übersicht zum Event gibt es hier. Das Event wird aufgezeichnet und soll in den nächsten Tagen auf der YouTube-Seite von CIRPASS verfügbar sein.

Standards für den DPP

Eugen Sehorz von GS1 gab einen Überblick über Standards im Allgemeinen und für den DPP, und betonte die Notwendigkeit und Relevanz zur Mitarbeit in Standardisierungsgremien. Alle Folien des Beitrags können Sie hier herunterladen. Zusätzlich folgt eine kurze Zusammenfassung der besprochenen Inhalte:

Standards und Normen spielen im alltäglichen Leben eine entscheidende Rolle. Das Fehlen von Standards ist Ineffizienz und mühsam, so stellen Standards weltweit Kompatibilität, Sicherheit und Qualität von Produkten sicher. Ähnliches gilt auch für Standards für den DPP – diese sind notwendig um den reibungslosen und effizienten Ablauf des IT-Systems sowie zwischen Akteuren sicherzustellen. Für die Umsetzung der Kriterien in einen technischen Standard für den DPP wurden dabei CEN/CENELEC (Europäisches Komitee für Normung und das Europäisches Komitee für Elektrotechnische Normung) mithilfe eines Standardisierungsantrags (Draft Standardization Request) im Juli 2023 beauftragt. Dies betrifft nur das DPP-System (im Gegensatz zu DPP-Data, das in den Delegierten Rechtsakten erarbeitet wird), also alle Standards, die für ein Funktionieren des DPP-Systems notwendig sind. In diesem Standardisierungsantrag werden acht Teilbereiche für die Standardisierung beschrieben – die Ausarbeitung aller acht Teilbereiche soll bis 31.12.2025 abgeschlossen werden. Dabei sollten  bestehende Standards herangezogen werden, wie beispielsweise die Global Trade Identification Number gemäß der Norm ISO/IEC 15459 als Produktidentifikator (ESPR, Annex III), und keine neuen erarbeitet werden.

Die acht Teilbereiche umfassen:

  • Europäische Norm(en) für eindeutige Kennungen
  • Europäische Norm(en) für Datenträger und Verknüpfungen zwischen physischem Produkt und digitaler Darstellung
  • Europäische Norm(en) für die Verwaltung von Zugriffsrechten, Informationen, Systemsicherheit und die Wahrung von Geschäftsgeheimnissen
  • Europäische Norm(en) für die (technische, semantische und organisatorische) Interoperabilität
  • Europäische Norm(en) für die Datenverarbeitung, Datenaustauschprotokolle und Datenformate
  • Europäische Norm(en) für die Speicherung, Archivierung und Persistenz von Daten
  • Europäische Norm(en) für die Authentifizierung, Zuverlässigkeit und Integrität von Daten
  • Europäische Normen für Anwendungsprogrammierschnittstellen (APIs) für die Lebenszyklusverwaltung, Auffindbarkeit und Durchsuchbarkeit des Produktpasses

Auf europäischer Ebene wurde das Technische Komitee (TC) JTC 24 für den Digitalen Produktpass eingerichtet. In Österreich wird die Standardisierung durch Austrian Standards International (ASI) abgewickelt, und zwar im Komitee 001 (Informationstechnologie) in der Arbeitsgruppe AG 19. Für eine Mitarbeit in dieser Arbeitsgruppe, wenden Sie sich bitte direkt an den Leiter der AG, Jörg Nachbaur.

Abschließend kann gesagt werden: Nutzen Sie die Möglichkeit hier aktiv mitzuwirken! Auch wenn es weitere Möglichkeiten geben wird sich bei der Entwicklung des DPP zu beteiligen (diese wollen wir im nächsten Check-In diskutieren), bietet die Standardisierung schon jetzt die Möglichkeit der frühzeitigen aktiven Mitgestaltung.

NÜTZLICHE INFORMATIONEN:

MÖGLICHKEITEN, SICH AKTIV ZU BETEILIGEN:

  • Leitprojekt zum Digitalen Produktpass: Ausschreibung zum Leitprojekt Daten-Service Ökosysteme:
    https://www.ffg.at/AS_datenoekosystem_kreislaufwirtschaft_2022
  • ASI Komitee zum DPP: Für eine Mitarbeit im Technischen Komitee der ASI melden Sie sich bitte bei Jörg Nachbaur.
  • Delegated Acts: Für die Delegierten Rechtsakte ist eine Konsultation der Stakeholder geplant. Voraussichtlich wird es mehrere Möglichkeiten geben, sich einzubringen. Im nächsten Check-In werden wir dieses Thema näher beleuchten.
  • Feedback durch DPP-Projekte: Zum CIRPASS-Bericht Cross-sector and sector-specific DPP roadmaps gibt es hier die Möglichkeit, bis zum 15.März Feedback zu den Inhalten zu geben.
  • Check-Ins der Plattform Industrie 4.0: Für eine Aufnahme in den Verteiler bitte hier anmelden oder per E-Mail an Verena Halmschlager. Der nächste Check-In wird am 18.04.2024 stattfinden.