7. Check-In der Gaia-X Hub Austria: Domain Manufacturing

Monatlich informiert die österreichische Plattform Industrie 4.0 im „Check-In“ der Domain Manufacturing über Neuigkeiten zu Data Sharing, Gaia-X & Co. Im Check-In (kostenlose Anmeldung) werden konkrete Neuerungen mit Produktionsbezug offen diskutiert. Hier finden Sie die verkürzte Zusammenfassung der besprochenen Punkte. Die Langfassung des Protokolls wird über den Verteiler der Domain Manufacturing verschickt.

Rückblick zum Gaia-X Summit 2023

Im November fand der Gaia-X Summit 2023 in Alicante statt. Aufzeichnungen der Talks und deren Slides sind online abrufbar. Eine kurze Zusammenfassung wichtiger Takeaways:

  • Von unterschiedlichen Seiten wurde das Industrie-Commitment zu Gaia-X betont. Catena-X war beim Summit prominent vertreten, man nutzt das Gaia-X Digital Clearing House von T-Systems. Seitens Airbus wurde mehrfach die Wichtigkeit des Projekts betont.
  • Im Rahmen der Data Space Business Alliance wurde ein Dataspace Layer Model erarbeitet. Dieses unterteilt einen Data Space in drei Bereiche. Im ersten Bereich „Standardization, Certification & Tools“ sind z.B. Gaia-X und IDSA Im zweiten Bereich, dem „Data Space Stack“, sind FIWARE und weitere Software-Stacks angesiedelt, z.B. die Eclipse Dataspace Components. Im dritten „Business“-Bereich ist z.B. die Big Data Value Association aktiv. Die Darstellung in drei Schichten soll nach außen bei der Abgrenzung der verschiedenen Organisationen unterstützen.
  • Ulrich Ahle, neuer CEO der Gaia-X AISBL, stellte die adaptierte Gaia-X-Strategie vor. Unter anderem soll ein größerer Fokus auf Umsetzungsprojekte und auf die praktische Validierung der Technologien gelegt werden. Cloud Service Provider und Hyperscaler sollen verstärkt eingebunden werden – und waren das auch beim Summit, die Wichtigkeit offener Standards wurde betont. Die Zusammenarbeit mit Open Source Communities soll intensiviert werden. Die Internationalisierung und eine Ausweitung der Mitgliederbasis sollen ebenfalls forciert werden. Zudem soll eine Art Qualitätsstempel „powered by Gaia-X“ etabliert werden.
  • Seitens der europäischen Kommission wurde auf die geplanten European Digital Infrastructure Consortia verwiesen, die in Zukunft den Betrieb eines Data Spaces vereinfachen sollen.
  • Das Thema Automated Compliance, die automatisierte Überprüfung der Labels im Gaia-X Ökosystem, soll in Zukunft eine größere Rolle spielen, das „Gaia-X Institute“ wird sich darum bemühen.
  • Technisch möchte man verstärkt in Richtung Dezentralisierung gehen, das betrifft z.B. das Hosting von Services im geplanten Loire-Release.

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u.a. Thema beim Summit: die Gaia-X Strategie für die nächsten Jahre

Potenzielles Manufacturing-X-Projekt Factory-X

Mit dem Förderprogramm zu Manufacturing-X haben deutsche Projektkonsortien bis Ende des Jahres die Möglichkeit, sich um Bundesmittel für die Umsetzung von Data Spaces in der Produktion zu bewerben. Ein großes Projektkonsortium, genannt „Factory-X“, hat bereits um eine Förderung angesucht.

Kürzlich wurden erste Details zu Factory-X im Handelsblatt veröffentlicht. Das Konsortium wird demnach von Siemens und SAP angeführt und umfasst rund 50 weitere Partner. Laut Handelsblatt wird ein Budget von 80 Millionen Euro avisiert, der Projektstart ist bei positiver Förderentscheidung des Bundes für Anfang 2024 angedacht. Factory-X soll der produzierenden Industrie den Umgang mit dem EU Data Act und mit der CO2-Bilanzierung erleichtern. Über eine gemeinsame Datenplattform soll der Austausch von Betriebsdaten vereinfacht werden.

Neben Factory-X, das sich auf den Maschinenbau fokussiert, werden mit Aerospace-X und Silicon-X weitere Umsetzungsprojekte für die Luftfahrtbranche und die Chipindustrie genannt.

Launch der Eclipse Dataspace Working Group

Am 5. Dezember hat die Eclipse Foundation die Gründung einer Eclipse Dataspace Working Group angekündigt. Ziel der EDWG ist der Aufbau einer Open Source Community zur Entwicklung von Standards und Software für den souveränen Datenaustausch mit Hilfe von Data Spaces. Die Gründungsmitglieder sind Amadeus, Fraunhofer, die International Data Spaces Association (IDSA), iSHARE, Microsoft und T-Systems. Von Seiten der produzierenden Industrie ist auch Bosch als Mitglied involviert.

Die EDWG soll verschiedene Open Source Projekte bündeln. Die über die IDSA erstellten Bausteine sollen in der EDWG eine wichtige Rolle spielen. Dazu zählen das IDSA Rulebook, die IDS Reference Architecture Models und das Dataspace Protocol. Letzteres soll nun weiterentwickelt werden und in eine Eclipse Specification münden. Dafür braucht es ein „Technology Compatibility Kit“, das als Open Source Software zur Verfügung gestellt werden soll.

Die Anknüpfung an bestehende Standards, wie die Eclipse Cross Federation Service Components, die Asset Administration Shell oder die Catena-X-Referenzimplementierung Tractus-X soll sichergestellt werden. Für die Anbindung an die offizielle Standardisierung wurde auch eine Partnerschaft mit ISO/IEC JTC 38, Cloud Computing and Distributed Platforms, geschlossen.

Offizieller Start des IPCEI-CIS zu Cloud Computing

Anfang Dezember hat die europäische Kommission die Mittel für ein Important Project of Common European Interest (IPCEI) zum Thema Cloud Computing genehmigt. Unter dem Titel „Next Generation Cloud Infrastructure and Services“ (IPCEI CIS) dürfen sieben Mitgliedsstaaten bis zu 1,2 Milliarden Euro an Unternehmenszuschüssen vergeben.

Das IPCEI CIS soll die Dezentralisierung von Cloud Computing fördern. Im Fokus steht u.a. die Entwicklung von Open Source Software, das Zusammenspiel von Cloud & Edge spielt eine zentrale Rolle. 19 Projekte sollen im Rahmen des IPCEI CIS umgesetzt werden, u.a. sind die deutsche Telekom, Atos, Siemens und SAP in den Projekten involviert. Österreich bzw. österreichische Unternehmen beteiligen sich nicht am IPCEI-CIS.

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Was ist ein IPCEI? Erklärung der Europäischen Kommission

Förderung zum digitalen Produktpass mit Anbindung an Manufacturing-X

Seit 14. November sind, wie im Nachbericht zum letzten Check-In bereits erwähnt, Details zur FFG-Leitprojekt-Förderung zum digitalen Produktpass verfügbar.

Inhaltlich soll sich das Leitprojekt auf die Verfügbarkeit von Daten in einem Wertschöpfungsnetzwerk fokussieren, von der Produktion bis hin zur Reparatur bzw. zum Recycling. Die Informationsbereitstellung und deren Impact auf das Produkt stehen im Zentrum. Konkrete Umsetzungsschritte zum Datenaustausch sollen im Projekt gesetzt werden.

Bis zu 2,9 Millionen Euro werden für ein österreichisches Umsetzungsprojekt bereitgestellt, bis zu 500.000 Euro stehen zusätzlich zur Verfügung, wenn deutsche Partner in das Projekt eingebunden werden. Dabei gilt die Anbindung des Leitprojekts an die Manufacturing-X-Initiative und an Catena-X als erstrebenswert.

Neue Gaia-X Digital Clearing Houses

Seit kurzem steht ein viertes, operativ laufendes Gaia-X Digital Clearing House zur Verfügung. Betrieben wird es vom spanischen Telekommunikationsunternehmen Aire Networks.

Beim Summit wurden als weitere Clearing House Kandidaten u.a. A1 Digital, K-Businesscom und Tietoevry.

Gaia-X-Kataloge für angebotene Services

Anbieter von Software oder Services können ihre Angebote über so genannte Kataloge in das Gaia-X Ökosystem einbringen. Über die Gaia-X Digital Clearing Houses sollen die Kataloge interoperabel sein. Zu den Katalogen gehören u.a. jene von Pontus-X, CISPE oder Aster-X.

PaaS- und SaaS-Anbieter können seit kurzem ihre Services über Pontus-X direkt anbieten. Pontus-X ist ein von der deltaDAO AG entwickeltes, Web3-basiertes Ökosystem zur Umsetzung von Data Spaces. Pontus-X wird z.B. im Rahmen der Projekte EuProGigant oder Gaia-X 4 Future Mobility

CISPE, ein Zusammenschluss von Cloud Providern in Europa, veröffentlichte im November einen Katalog für Cloud-Services. Bei den angebotenen Diensten ist ersichtlich, in welcher Form diese Gaia-X-konform sein sollen, i.e. welchem „Label“ aus dem Policy Rules Conformity Document sie entsprechen. Ziel des Katalogs ist es, verschiedene Cloud Services vergleichbar und kombinierbar zu machen.

Unter dem Namen Aster-X wurde kürzlich ein Demonstrator-Katalog vorgestellt. Dieser wurde im Rahmen der französischen Gaia-X Federation Services entwickelt.

Bei der Authentifizierung im Ökosystem und im Zusammenhang mit Self Sovereign Identity spielen digitale Wallets eine wichtige Rolle. Die niederländische TNO bietet dazu seit kurzem einen Wallet Overview

Danke und Teilnahme

Herzlichen Dank für die Teilnahme am siebenten Check-In der Gaia-X Hub Austria: Domain Manufacturing! Bitte schicken Sie Kommentare, Ergänzungen oder Kritik an michael.faelbl@plattformindustrie40.at – wir freuen uns über sämtliche Rückmeldungen.

Der Check-In ist öffentlich zugänglich, Interessierte können sich kostenlos auf den Verteiler setzen lassen. Ermöglicht wird der Check-In aus den Mitteln der Plattform Industrie 4.0 – diese finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen. Wenn die vermittelten Informationen für Sie einen Mehrwert darstellen, dann freuen wir uns, wenn Sie auch Mitglied der Plattform werden.

Foto von Simon Kadula auf Unsplash

Michael Fälbl