Standards als Wegbereiter für die Dekarbonisierung der Industrie

Für die CO2-Reduktion der Produktion spielen Industrie 4.0 und die daran geknüpften Technologien eine zentrale Rolle. Digitale Produktpässe, die standardisiert Informationen zum Energie- und Ressourcenverbrauch abbilden, können ein wichtiger Schritt für die nachhaltige Produktion sein.

Unter dem Motto „Innovationstreiber Normen und Standards: Ressourcen- und Energieeffizienz messbar machen“ lud die Plattform Industrie 4.0 daher verschiedene Vertreter rund um den internationalen Datenstandard ECLASS zur gemeinsamen Diskussion zum Thema ein.

Die Rolle von Standards für Industrie 4.0

Den Kern von Industrie 4.0 bildet die Verbindung der industriellen Fertigung mit der Informationstechnologie. Diese Verbindung erfolgt über den Datenstrom, der zwischen Maschinen, Abteilungen und Unternehmen fließt. Für deren Kooperation ist das gegenseitige Verständnis zur Semantik der erzeugten Daten notwendig. Hier kommen Standards als gemeinsame Nenner ins Spiel. Standards beseitigen Missverständnisse, schaffen Vergleichbarkeit und ermöglichen dadurch die Umsetzung von Industrie 4.0.

ECLASS ist ein etablierter Standard, der die Arbeit mit Daten im Bereich der Produktion vereinfacht. Durch die einheitliche Beschreibung von Produkten und Dienstleistungen ermöglicht ECLASS insbesondere im Einkauf und im Verkauf Effizienzsteigerungen. Darüber hinaus nimmt ECLASS für Innovationen zu Industrie 4.0 eine wichtige Rolle ein. Die einheitliche Beschreibung industrieller Assets schafft in Verbindung mit der Struktur der Verwaltungsschale die Basis für digitale Zwillinge. In diesem Zusammenhang kooperiert ECLASS auch mit der deutschen Plattform Industrie 4.0.

Stammdaten-Management als Grundlage

Im Zusammenhang mit Industrie 4.0 muss auch die Bedeutung von Stammdaten betont werden. Ein solides Stammdaten-Management bildet die Grundlage für viele Produkte und Services. So benötigt z.B. die Prozessindustrie permanent Daten zu eingesetzten Materialien oder Informationen darüber, wie man Maschinen oder Produktionslinien abbauen bzw. kombinieren kann.

Stammdaten bilden, unterstützt von Standards wie ECLASS, das Fundament für relevante industrielle Software, wie z.B. ERP-Systeme oder Computer-Aided-Engineering. Auch innovative Anwendungen, wie z.B. Predictive Maintenance oder Anwendungen im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz wären ohne strukturierte und saubere Stammdaten kaum möglich.

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Der Zusammenhang von ECLASS und Industrie 4.0 kurz erklärt

Industrielle Nachhaltigkeit messbar machen

Die Nachhaltigkeit von Produkten und Dienstleistungen ist für die Industrie von hoher Relevanz. Um evidenzbasiert Entscheidungen treffen zu können, sind die Nachweisbarkeit und Messbarkeit ökologischer Faktoren daher zunehmend wichtig. Liegen Daten in standardisierter Form vor, dann können diese auch für aussagekräftige Auswertungen verwendet werden. Rund um Begriffe wie „Product Carbon Footprint“ (PCF)“ oder „Product Environmental Footprint” (PEF) gibt es Bestrebungen, solche Auswertungen zu ermöglichen.

Bei komplexen Industrieprodukten kann die adäquate Messung ökologischer Parameter, z.B. des CO2-Fußabdrucks, durchaus eine Herausforderung sein. Hier setzt der digitale Produktpass an. Dieser soll Auswertungen wie den PCF/PEF ermöglichen und den Weg zu einer Kreislaufwirtschaft in der Produktion ebnen. Die Verfügbarkeit von Stammdaten und deren standardisierte Erfassung sind für die Umsetzung eines digitalen Produktpasses zentral.

Der CO2-Fußabdruck eines Schaltschrankes

Wie ein digitaler Produktpass mit Hilfe von ECLASS umgesetzt werden kann, soll ein Projekt des deutschen Verbands der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI; deutsches Pendant zum FEEI) zeigen. Ziel des Projekts ist die Bestimmung des PCF-Wertes für einen industriellen Schaltschrank. Im Rahmen des Projekts werden die unterschiedlichen PCF-Werte der Komponenten eines Schaltschranks berechnet und anschließend zu einem Gesamtwert summiert. Die Berechnung erfordert die Zusammenarbeit unterschiedlicher Zulieferer.

Das Projekt soll zeigen, dass eine PCF-Berechnung für Industrieprodukte mit ausgeprägten Lieferketten möglich ist. Aktuell gibt es dafür unterschiedliche Varianten und Berechnungsmöglichkeiten. Die einheitliche PCF-Berechnung erfordert jedenfalls weitere Standardisierung, woran u.a. bei ECLASS bereits gearbeitet wird.

Möglichkeiten zur Mitgestaltung

Die Standardisierung rund um die klimaschutzrelevanten Parameter und Eigenschaften von Industrieprodukten ist noch nicht abgeschlossen. Bei ECLASS freut man sich daher über alle Unternehmen oder Institutionen, die hier mitarbeiten möchten

Auf globaler Ebene gibt es ebenfalls verschiedene Aktivitäten zur weiteren Standardisierung der digitalen Repräsentanz industrieller Assets, an denen auch österreichische Unternehmen mitarbeiten können. Innerhalb der IEC wird derzeit z.B. ein Standard für die maschinenlesbare Identifizierung von Maschinen mittels 2D-Code/RFID diskutiert.


Wir bedanken uns bei Hrn. Hillermeier (SAP), Hrn. Pohn (PARADINE), Hrn. Kroke (ECLASS) und Hrn. Jankowiak (SIEMENS) für die interessanten Inputs! Die Veranstaltungen der Plattform Industrie 4.0 sind für alle Mitglieder der Plattform zugänglich. Sollte Ihr Unternehmen Mitglied, Sie aber nicht auf unseren Verteilern sein, melden Sie sich gerne bei michael.fellner@plattformindustrie40.at.

Sollten Sie noch kein Mitglied sein, freuen wir uns ebenfalls über Ihre Kontaktaufnahme!

Foto von Call Me Fred auf Unsplash

Michael Fellner