„Gipfeltreffen der Industrie 4.0-Ideen“: Das war der Summit Industrie 4.0 2017

„Der diesjährige Summit in St. Pölten war ein Gipfeltreffen der Industrie 4.0-Ideen – das untermauert nicht nur die große Themenvielfalt rund um das Thema Digitalisierung, das geboten wurde, sondern ebenso das große Interesse des Fachpublikums“, betont Plattform „Industrie 4.0 Österreich“-Vorstandsvorsitzender Kurt Hofstädter.

Startschuss war eine Jahrespressekonferenz, bei der erstmal ein von der Plattform erarbeitetes Ergebnispapier zu Qualifikationen und Kompetenzen in der Industrie 4.0 vorgestellt wurde. Darin wurden 81 Empfehlungen in sieben Handlungsfeldern in einem breiten Prozess von ExpertInnen erarbeitet. Bundesminister Jörg Leichtfried, AK Präsident Rudi Kaske, Fachverbandsobmann für Metalltechnische Industrie Christian Knill und Plattform „Industrie 4.0 Österreich“-Vorstandsvorsitzender Kurt Hofstädter unterstrichen vor zahlreichen MedienvertreterInnen die Bedeutung von Bildungsmaßnahmen für die sozialverträgliche industrielle Digitalisierung. Gleichzeitig appellierten sie an die zukünftige Bundesregierung, die dementsprechenden Weichen für eine Qualifizierungsoffensive zu stellen.

Bildung, Quantencomputer und beste Geschäftsmodelle

Im Anschluss eröffnete Bundesminister Jörg Leichtfried dem interessierten Fachpublikum den Summit Industrie 4.0 und unterstrich nochmals die Bedeutung von Bildung im Kontext der Digitalisierung.

Wittgenstein-Preisträger Prof. Hanns-Christoph Nägerl (Uni Innsbruck) gab in seiner Eröffnungs-Keynote einen Einblick in die Quantenphysik und deren Anwendungen für die Wirtschaft. So wird der Quantencomputer zukünftig viele Bereiche beeinflussen und verbessern – angefangen von der abhörsicheren Kommunikation über die Verschlüsselung großer Datenmengen bis hin zur Navigation und Ortung von selbstfahrenden Objekten.

Im Anschluss sprach Prof. Isabell Welpe (TU München) über disruptive Geschäftsmodelle sowie erfolgreiche Arbeitsorganisationen und Führung im Zeitalter der Digitalisierung. Manager müssen in der Mitarbeiterführung in Zukunft für interdisziplinäre Netzwerk-Teams, dezentrale Arbeitsorganisation und ein vertrauensvolles Arbeitsklima sorgen. Außerdem ist für den Unternehmenserfolg nicht immer die beste Technologie ausschlaggebend, sondern vielmehr das beste Geschäftsmodell.

Best Practices aus Niederösterreich und Frankreich

Das diesjährige Gastgeber-Bundesland Niederösterreich holte regionale Initiativen vor den Vorhang: Harald Bleier (ecoplus) stellte unter anderem das Projekt „Enterprise 4.0“ vor, in dem Partnerfirmen mit führenden ForscherInnen und Studierenden intensiv bei Industrie 4.0-Themen zusammenarbeiten und die Auswirkungen von digitalen Technologien auf die Produktivität, das Geschäftsmodell, die Organisation und die Beschäftigten untersucht werden. Johannes Eßmeister (Zukunftsakademie Mostviertel) beleuchtete die Qualifizierungsmaßnahme „Future of Production“, bei der die sich ändernden Kompetenzanforderungen an MitarbeiterInnen in der Digitalisierung von KMU im Fokus stehen, näher.

Der regionale Schwerpunkt des Summits soll auch im kommenden Jahr aufrechterhalten werden. Die kommende Jahreskonferenz wird daher in einem anderen Bundesland stattfinden und damit der Austausch mit den Regionen und den Betrieben weiter intensiviert.

Frankreich war der heurige internationale Partner des Summits – französische Industrie 4.0-ExpertInnen stellten die dortige Digitalisierungsplattform und ihr digitales Ökosystem sowie ihre Forschungsagenden vor.

Innovative Projekte aus ganz Österreich

Doch nicht nur Niederösterreich und Frankreich standen im Mittelpunkt, sondern auch weitere innovative Bildungs-, Forschungs- und Digitalisierungsprojekte aus ganz Österreich.

Das Institut für Advanced Engineering Technologies an der FH Technikum Wien hat mit der „Digitalen Fabrik“ einen Pilotraum entwickelt, der automatisierte Produktionsprozesse physisch aufbaut und zugleich als digitales Abbild („Digital Twin“) simuliert. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Frage, wie Menschen künftig mit immer autonomeren Maschinen in einem gemeinsamen Arbeitsraum – und trotzdem sicher – zusammenarbeiten können. Unternehmen haben in der „Digitalen Fabrik“ die Möglichkeit, neue Methoden und Technologien unter realen, aber geschützten Bedingungen auszuprobieren.

Marcus Kottinger (IBM Österreich) präsentierte IoT-Lösungen für den öffentlichen Sektor am Beispiel der französischen Bahn SNCF – hier wurden Züge mit Sensoren ausgestattet, um Zwischenfälle früh zu erkennen, die Sicherheit zu erhöhen und durch vorausschauende Wartung Kosten zu sparen.

Robert Ginthör (Know Center Graz) referierte über Big Data als Innovationstreiber und dass hier nicht unbedingt die Größe der Datenmenge, sondern vielmehr deren Relevanz – Smart Data – ausschlaggebend sei.

Prof. Ralf Schledjewski (Montanuniversität Leoben) wies auf die Bedeutung von Industrie 4.0 als Basis für eine hocheffiziente Composite Verarbeitung hin.

Christian Hofmann (Tieto Austria) sprach über Trends im Bereich der disruptiven Geschäftsmodelle und gab mit dem Einsatz von Drohnen gegen Borkenkäfer ein anschauliches Beispiel dafür, wie wichtig es ist, beim Einsatz innovativer Technologien mutig erste Schritte zu setzen.

Roland Wiesmüller (T-System Austria) präsentierte am Beispiel von Kaeser Kompressoren Instandhaltung 4.0 – ein neues Geschäftsmodell, das durch vorausschauende Wartung Fehler und Ausfälle rechtzeitig verhindern kann.

PROGE Tirol-Landesvorsitzender Patrik Tirof stellte den Menschen in der digitalisierten Produktion in den Mittelpunkt seines Vortrags und hob hervor, MitarbeiterInnen so früh als möglich in den Digitalisierungsprozess einzubinden und ihnen die Möglichkeit zur Mitgestaltung zu geben.

Michael Schwantzer (Wirtschaftsagentur Wien) stellte die Initiative „Co-Creation Lab Vienna“ vor: Unternehmen können eine konkrete Fragestellung einsenden, Technologiefirmen, Forschungseinrichtungen und innovative Start-ups entwickeln in Folge konkrete Lösungsansätze zu den formulierten Herausforderungen.