Digitaler Produktpass – Check-In #7

-> Zur DPP Übersicht

Die Plattform Industrie 4.0 informiert im „DPP Check-In“ regelmäßig zu Neuigkeiten zum Digitalen Produktpass (DPP). In diesen Check-Ins fassen wir konkrete Updates zu den unterschiedlichsten Aspekten zusammen und schaffen einen Raum für Diskussion, Austausch, und Fragen. Der 7.Check-In fand am 19.11.2024 statt. Dieser Beitrag bietet eine Zusammenfassung des Check-In und einen groben allgemeinen Überblick. Um alle Updates und Einladungen zu den DPP Check-Ins zu bekommen, melden Sie sich bitte hier an.

AKTUELLER STAND DPP & ESPR

Ein Überblick über den DPP wird in Kurzform im DPP Fact Sheet (Stand 07/24), umfangreicher im Dokument „Digitaler Produktpass – Status Quo“ (Stand 12/23), oder im ersten DPP Check-In gegeben. Hier finden Sie außerdem die Übersichtsseite der Plattform Industrie 4.0 zum DPP. An dieser Stelle folgt daher nur eine sehr kurze Zusammenfassung des aktuellen Stands – für vertiefende Informationen verweisen wir auf die Übersichtsseite bzw. die genannten Dokumente.

Die Ökodesignverordnung trat am 18.07.2024 in Kraft. Die deutsche Version der Verordnung können Sie hier herunterladenEin Arbeitsplans für den Zeitraum 2025-2028 soll im März/April 2025 veröffentlicht werden. Ab 2026 sollen produktspezifische Verordnungen folgen, die in den Delegierten Rechtsakten erarbeitet werden. Nach Verabschiedung ist (außer in Ausnahmefällen) mit einer Übergangsfrist von 18 Monaten zu rechnen.

Nach aktuellem Stand gelten folgende Produkte als prioritär:

Eisen und Stahl, Aluminium, Textilien, insbesondere Bekleidung und Schuhwerk, Möbel, einschließlich Matratzen, Reifen, Waschmittel, Anstrichmittel, Schmierstoffe, Chemikalien, energieverbrauchsrelevante Produkte, IKT-Produkte und sonstige Elektronikgeräte als prioritäre Produkte.

Textilien sowie Eisen und Stahl werden als erste Produktgruppen in den Delegierten Rechtsakten behandelt, der DPP soll bereits im Laufe des Jahres 2027 in Kraft treten. Batterien (ab 2027) und Bauprodukte (ab 2028) werden in eigenen Verordnungen geregelt. Die Europäische Kommission plant die Liste der prioritären Produkte für die Delegierten Rechtsakte regelmäßig zu aktualisieren.

In der Ökodesignverordnung werden die im folgenden gelisteten Ökodesign Kriterien genannt. Welche Kriterien in welchen Produktgruppen verpflichtet sein werden, wird in den Delegierten Rechtsakten bestimmt.

Funktionsbeständigkeit, Zuverlässigkeit, Wiederverwendbarkeit, Nachrüstbarkeit, Reparierbarkeit, die Möglichkeit der Wartung und Instandsetzung, das Vorhandensein besorgniserregender Stoffe, Energieverbrauch und Energieeffizienz, Wassernutzung und Wassereffizienz, Ressourcennutzung und Ressourceneffizienz, Rezyklatanteil, die Möglichkeit der Wiederaufarbeitung, Recyclingfähigkeit, die Möglichkeit der Verwertung von Materialien, Umweltauswirkungen, einschließlich des CO2-Fußabdrucks und des Umweltfußabdrucks, Menge des voraussichtlich entstehenden Abfalls.

Die aktuelle Timeline des DPP können Sie hier sehen.

CIRPASS-2

Im Mai 2024 startete das europäische Leuchtturmprojekt zum Digitalen Produktpass „CIRPASS-2“, – nähere Infos dazu unter anderem im Bericht des 6. Check-Ins. Kürzlich wurde das neue Dokument „User Stories 3.0“ veröffentlicht:

Dieses Dokument beschreibt User Stories für das DPP-System. Diese User-Stories sollen die Lücke zwischen den Absichten wie sie in den ESPR zum Ausdruck kommen, und den Entwicklungs- und Standardisierungsaktivitäten des DPP-Systems schließen. Der Zweck dieser User Stories ist es, die Funktionsweise des DPP-Systems zu erläutern, zu begründen und zu veranschaulichen und die Spezifikation der technischen Anforderungen und der Referenzarchitektur zu ermöglichen. Dieses Dokument bietet außerdem einen guten Überblick, welche Akteure welche Rollen im DPP haben könnten, siehe folgende Abbildung aus dem Dokument.

Weitere Updates

Ökodesign Forum

Die Anmeldung für das offizielle Stakeholder-Forum, das „Ökodesign-Forum“ wurde am 07.11.2024 eröffnet. Alle Infos zur Bewerbung finden Sie hier.

DPP Q&A Dokument

Ein umfangreiches Q&A-Dokument zum DPP wurde von der Europäischen Kommission erarbeitet und Ende September veröffentlicht, mit 171 Fragen und Antworten zum DPP – im Check-In wurden einige relevante Fragen vorgestellt. Das Dokument kann hier heruntergeladen werden.

Call for Evidence – DPP Dienstleister

Am 12. November 2024 wurde ein Call for Evidence eröffnet. Die Kommission beabsichtigt, einen delegierten Rechtsakt zur Festlegung von Vorschriften für die Tätigkeit von DPP-Dienstleistern (DPP-as-a-Service) zu erlassen – dieser Call for Evidence bietet die Möglichkeit Feedback zu geben – bitte Nutzen Sie diese Möglichkeit! Der Call ist bis 10. Dezember 2024 geöffnet, danach soll es eine öffentliche Konsultation geben.

JRC Study on new product priorities

Im November wurde die neue Studie der JRC „Study on new product priorities“ veröffentlicht. Diese Studie analysiert unterschiedliche Produktgruppen im Detail und gibt Empfehlungen für die Priorisierung – es handelt  sich aber nicht um endgültige Entscheidungen. Dabei wurden folgende Produkte/Anforderungen untersucht:

elf Endprodukte (Textilien und Schuhe, Möbel, Reifen, Bettmatratzen, Waschmittel, Farben und Lacke, Schmiermittel, Kosmetika, Spielzeug, Fanggeräte, saugfähige Hygieneprodukte),

sieben Zwischenprodukte (Eisen und Stahl, Grundchemikalien, Nichteisenmetalle, Nichtaluminiummetallprodukte, Aluminium, Kunststoffe und Polymere, Zellstoff und Papier, Glas) und

drei horizontale Anforderungen (Haltbarkeit, Recyclingfähigkeit, Recyclinganteil)

Wichtig dabei ist, dass die Produkte dieser Studie bereits vor der endgültigen ESPR Version festgelegt wurden und daher z.B. Elektronikprodukte nicht vorkommen. Näheres zu den Produktgruppen erwarten wir im ersten Arbeitsplan (geplant März / April 2025). In dieser Studie werden außerdem exemplarische Ökodesign Kriterien für die behandelten Produktgruppen genannt, die als Grundlage für erste Überlegungen für Unternehmen dienen könnten, siehe folgende Abbildung aus der Studie.

Preparatory Studies

Es gibt bereits die Möglichkeit, zu den vorbereitenden Studien (Preparatory Studies) der Delegierten Rechtsakten zu Textilien sowie Eisen & Stahl der Europäischen Kommission als Stakeholder mitzuwirken. Die Homepage für Eisen & Stahl ist hier zu finden, die Homepage für Textilien kann hier gefunden werden.

Wahrung von Geschäftsgeheimnissen im Einsatz von DPPs

Im Rahmen des 7. Check-Ins beleuchtete Thomas Preindl (OwnYourData / TU Wien Informatics) die Wahrung von Geschäftsgeheimnissen, im Kontext des Projekts DPP-CRC: Digital Product Passport for Carbon Reduced Concrete. Die zugehörige Präsentation können Sie hier herunterladen.

Das Projekt DPP-CRC untersuchte, wie mithilfe von Zero-Knowledge Proofs (ZKPs) die Wahrung von Geschäftsgeheimnissen im Zusammenhang mit Environmental Product Declarations (EPDs) und dem digitalen Produktpass für Beton gewährleistet werden kann. Die Technologie bietet mehrere Vorteile:

Vorteile:

  • Schutz von Geschäftsgeheimnissen
  • Geheimhaltung der Lieferkette (Akkreditierung)
  • Unabhängige und schnelle Überprüfbarkeit
  • Compliance by Design

Nachteile:

  • Fehlende Standardisierung für ZKPs im DPP-Umfeld
  • Rechenressourcen (10 Sec/Proof, tendenz stark fallend)
  • Niedriger Bekanntheitsgrad der Technologie

How to master the DPP – Erste konkrete Umsetzungsschritte

Stefan Novoszel von Tietoevry ging im 7. Check-In auf erste konkrete Umsetzungsschritte für den DPP ein. Basis dafür ist die Analyse von möglichen (Produkt)-Informationen, die zukünftig im DPP verpflichtend sein könnten. Grundlage bilden die genannten Ökodesign Kriterien in der ESPR, die in drei Kategorien Characteristics (Specification, Compliance, Identifiers), Impact, und Circular ability unterteilt werden. Die resultierende DPP Data Map hat folgende Aufgaben:

  • Identifizierung des Datenbedarfs für das Produkt (Kategorien und Attribute)
  • Bewertung von Datencharakter, Input, Reife und Priorität um eine Lückenanalyse zu ermöglichen
  • Hilft bei der Berechnung der Kritikalität der einzelnen Datenattribute, um Prioritäten für die weitere Entwicklung zu setzen
  • Bewertet das Bild der DPP-Datenbereitschaft des Produkts

Die Präsentation können Sie hier herunterladen.

NÜTZLICHE INFORMATIONEN:

Der nächste Check-In wird voraussichtlich im Jänner 2025 statt finden. Die Check-Ins sind öffentlich und kostenlos zugänglich, Interessierte können sich auf den Verteiler setzen lassen. 

Schicken Sie uns gerne Kommentare, Ergänzungen oder Kritik an verena.halmschlager@plattformindustrie40.at – wir freuen uns über Rückmeldungen aller Art.