Digitaler Produktpass – Check-In #5

~ Hier geht’s zum neuen DPP Fact Sheet ~

Vor dem 5. Check-In gab es am 02.07.2024 eine kurze allgemeine Präsentation zum DPP. Die Folien dazu können hier heruntergeladen werden.

Die Plattform Industrie 4.0 informiert ab nun regelmäßig im „DPP Check-In“ zu Neuigkeiten zum Digitalen Produktpass (DPP). In diesen Check-Ins fassen wir konkrete Updates zu den unterschiedlichsten Aspekten des Digitalen Produktpasses zusammen (zum Beispiel Aktivitäten in der EC, Standards, Projekte & Initiativen), und schaffen einen Raum für Diskussion, Austausch, und Fragen. Im fünften Check-In am 02.07.2024 wurde unter anderem über Updates im CIRPASS-Projekt berichtet, das Nachfolgeprojekt CIRPASS-2 vorgestellt und als Fokusthema die Verwaltungsschale (AAS) für den DPP beleuchtet. Dieser Beitrag bietet eine Zusammenfassung der besprochenen Punkte, sowie die Beantwortung der wichtigsten Fragen aus dem Check-In. Um alle Updates und Einladungen zu den DPP Check-Ins zu bekommen, melden Sie sich bitte hier an oder per E-Mail bei Verena Halmschlager.

AKTUELLER STAND DPP & ESPR

Ein Überblick über den DPP wird in Kurzform im DPP Fact Sheet (Stand 07/24), umfangreicher im Dokument „Digitaler Produktpass – Status Quo“ (Stand 12/23), oder im ersten DPP Check-In gegeben. Hier finden Sie außerdem die Übersichtsseite der Plattform Industrie 4.0 zum DPP, und hier alle Präsentation des Events „Digital Product Passport – Framework, Use-Cases und Challenges”, das im November 2023 in Wien stattgefunden hat. An dieser Stelle folgen daher nur Updates seit dem letzten Check-In, beziehungsweise eine kurze Zusammenfassung des aktuellen Stands – für vertiefende Informationen verweisen wir auf die genannten Dokumente.

Die Ökodesignverordnung wurde am 28.06.2024 im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht und tritt am 18.07.2024 in Kraft. Die deutsche Version der Verordnung können Sie hier herunterladenEin Arbeitsplans für den Zeitraum 2025-2028 sollte in den nächsten Monaten folgen. Ab 2026 sollen produktspezifische Verordnungen folgen, die in den Delegierten Rechtsakten erarbeitet werden. Nach Verabschiedung ist (außer in Ausnahmefällen) mit einer Übergangsfrist von 18 Monaten zu rechnen.

Nach aktuellem Stand gelten Eisen und Stahl, Aluminium, Textilien, insbesondere Bekleidung und Schuhwerk, Möbel, einschließlich Matratzen, Reifen, Waschmittel, Anstrichmittel, Schmierstoffe, Chemikalien, energieverbrauchsrelevante Produkte, IKT-Produkte und sonstige Elektronikgeräte als prioritäre Produkte.

Textilien sowie Eisen und Stahl sollen aus momentaner Sicht als erste Produktgruppen in den Delegierten Rechtsakten behandelt werden und der DPP bereits im Laufe des Jahres 2027 in Kraft treten. Batterien (ab 2027) und Bauprodukte (ab 2028) werden in eigenen Verordnungen geregelt. Die Europäische Kommission plant die Liste der prioritären Produkte für die Delegierten Rechtsakte regelmäßig zu aktualisieren.

Im neuen Entwurf der Ökodesignverordnung (Artikel V) werden die im folgenden gelisteten Ökodesign Kriterien genannt. Welche Kriterien in welchen Produktgruppen verpflichtet sein werden, wird in den Delegierten Rechtsakten bestimmt.

  • Funktionsbeständigkeit,
  • Zuverlässigkeit,
  • Wiederverwendbarkeit,
  • Nachrüstbarkeit,
  • Reparierbarkeit,
  • die Möglichkeit der Wartung und Instandsetzung,
  • das Vorhandensein besorgniserregender Stoffe,
  • Energieverbrauch und Energieeffizienz,
  • Wassernutzung und Wassereffizienz,
  • Ressourcennutzung und Ressourceneffizienz,
  • Rezyklatanteil,
  • die Möglichkeit der Wiederaufarbeitung,
  • Recyclingfähigkeit,
  • die Möglichkeit der Verwertung von Materialien,
  • Umweltauswirkungen, einschließlich des CO2-Fußabdrucks und des Umweltfußabdrucks,
  • Menge des voraussichtlich entstehenden Abfalls

Die aktuelle Timeline des DPP ist in folgender Abbildung zu sehen:

UPDATE CIRPASS

Auf der Homepage von CIRPASS, der Coordination and Support Action (CSA) der Europäischen Kommission zum DPP, sind eine Vielzahl an Informationen zum DPP verfügbar (dies wurde auch in den vergangenen Check-Ins zusammen gefasst). Im 5. Check-In wurde ein Überblick über die neuen Dokumente „DPP System Roadmap” und „DPP Prototypes“ gegeben. DPP System Roadmap fokussiert dabei auf die Themen Identification Schemes, Data Carriers, DPP System Components, Dataspace Integration, und Prototyping & Deployment. Dabei werden jeweils die folgenden vier Schritte beschrieben: Where are we today? Where are we going? Where could we go? Where should we go? Im Dokument DPP Prototypes geht es um eine konsolidierte Vision des sektorübergreifenden DPP und des DPP-Systems. Es handelt sich also um eine Beschreibung eines DPP, die einem breiten Publikum zugänglich ist und die einen hohen Konsensgrad bei den relevanten Interessengruppen erreicht hat und die alle Komponenten des DPP betrifft: Informationen, IT, Governance-Regeln und erforderliche Standards.

CIRPASS-2

Im Mai 2024 startete das europäische Leuchtturmprojekt zum Digitalen Produktpass „CIRPASS-2“, in dem die Plattform Industrie 4.0 als einer von 50 Partnern vertreten ist. In CIRPASS-2 geht es nun darum von der Theorie in die Praxis zu kommen. CIRPASS-2 wird den DPP in realen Umgebungen in den Wertschöpfungsketten Textilien, Elektronik, Reifen und Bau demonstrieren – dazu gibt es 13 Use-Cases. Die vier Hauptziele von CIRPASS-2 können folgendermaßen zusammengefasst werden:

  • Einsatz und Validierung von Digitalen Produktpässen in vier Ziel-Wertschöpfungsketten in großem Maßstab und unter realen Bedingungen
    • Konzentration auf B2B-Aktivitäten, die die Kreislaufwirtschaft fördern
    • Unterstützung der laufenden CEN/CENELEC-Normungsarbeit
  • Demonstration der Interoperabilität zwischen den Piloten
  • Unterstützung von KMU bei der Einführung des DPP sowie Unterstützung der Einführung von DPP-as-a-Service
  • Unterstützung der Einführung und Übernahme des DPP durch andere Sektoren, die von den kommenden europäischen Vorschriften betroffen sind, und darüber hinaus

In CIRPASS-2 wird es fünf ExpertInnengruppen geben, in denen externe Interessenten mitarbeiten können. Jede Gruppe ist auf 100 Teilnehmende begrenzt, die Anmeldung ist geöffnet, bis dieses Limit erreicht ist. Für die Anmeldung bitte eine E-Mail an Carolynn Bernier (carolynn.bernier@cea.fr) senden. Das Hauptziel ist die Ermöglichung einer wechselseitigen Kommunikation zwischen dem Konsortium und einer größeren Gemeinschaft. Die Teilnahme an einer ExpertInnengruppe bedeutet ungefähr 10-20 Personentage über 3 Jahre und 2 optionale persönliche Treffen. Zusätzlich haben alle Teilnehmenden die Möglichkeit, auf der CIRPASS-2 Homepage sichtbar zu sein.

Weitere Updates

Es gibt bereits die Möglichkeit, zu den vorbereitenden Studien (Preparatory Studies) der Delegierten Rechtsakten zu Textilien sowie Eisen & Stahl der Europäischen Kommission als Stakeholder mitzuwirken. Die Homepage für Eisen & Stahl ist hier zu finden, die Homepage für Textilien kann hier gefunden werden.

Am 22. Mai 2024 fand ein Webinar der Europäischen Kommission zur Ökodesign Verordnung statt.  Es wurde ein Überblick über die Verordnung gegeben und spezifische Einblicke in Teilbereiche, z.B. zur Zerstörung von Waren gegeben. Außerdem wurde das Ecodesign Forum erklärt – dies ist eine ExpertInnengruppe der Kommission zur Gewährleistung einer ordnungsgemäßen Konsultation aller Interessierten. Die ExpertInnengruppe besteht aus ExpertInnen der Mitgliedsstaaten die direkt ernannt werden und anderen interessierten Parteien, die sich um die Teilnahme bewerben können, voraussichtlich ab Q3 2024. Es soll auch ein weiteres Webinar spezifisch zum Digitalen Produktpass geben, der Termin ist allerdings noch offen. Hier finden Sie die Aufzeichnung des Webinars, und hier die Slides.

Auf europäischer Ebene gibt es das „Circular Tech Forum“, dass als DPP Netzwerk und Forum agiert. Das nächste Netzwerktreffen ist am 16. September 2024 in Köln geplant. Hier geht es zur Homepage.

Die Wirtschaftskammer organisiert aktuell gemeinsam mit dem FMTI eine Webinar-Reihe zur Ökodesign-Verordnung. Zur Übersichtsseite geht es hier. Die nächsten beiden Webinare sollen noch im Juli 2024 zu den Themen „Marktüberwachung in Österreich“ und „Mögliche Auswertung der Daten des DPP mit künstlicher Intelligenz und Rechtsschutz“ statt finden. 

Mit der Verwaltungsschale (AAS) zum DPP

Im Umfeld des DPP gibt es verschiedene IT-Systeme, die im Zusammenhang mit dem DPP-System erwähnt werden – darunter Data-Spaces, E-Class, Blockchain sowie die Verwaltungsschale (Asset Administration Shell – AAS). Im 5. Check-In ging Salzburg Research spezifisch auf die AAS im Zusammenhang mit dem DPP ein.

Als Grundproblem soll mit der AAS die Interoperabilität in vernetzten Umgebungen gelöst werden: Unterschiedliche Maschinen und Komponenten müssen in Industriebetrieben zusammenarbeiten und Daten untereinander automatisiert austauschen können. In der Industrie gibt es dafür verschiedene Informationsmodelle, wie z.B. OPC UA für den Austausch von Maschinendaten, AutomationML oder die Asset Administration Shell, die ein umfangreiches Informationsmodell für die digitale Beschreibung von Komponenten bietet. Die AAS gilt als wesentliche technologische Komponente für die Umsetzung digitaler Zwillinge und findet insbesondere im Maschinen- und Anlagenbau Verbreitung.

Die AAS ist Teil des Referenzarchitekturmodells Industrie 4.0 (RAMI 4.0) und kann möglicherweise ein Baustein für die Umsetzung des DPP-Systems sein. Mehr dazu in den Folien zur Präsentation von Salzburg Research. Das AAS-basierte Projekt DPP 4.0 zeigt darüber hinaus, wie eine DPP-Umsetzung mit Hilfe der AAS erfolgen kann.

NÜTZLICHE INFORMATIONEN:

Der nächste Check-In wird voraussichtlich im September statt finden. Für eine Aufnahme in den Verteiler bitte hier anmelden oder per E-Mail an Verena Halmschlager.