Digitaler Produktpass – Check-In #4

~ Hier geht’s zum neuen DPP Fact Sheet ~

Die Plattform Industrie 4.0 informiert ab nun regelmäßig im „DPP Check-In“ zu Neuigkeiten zum Digitalen Produktpass (DPP). In diesen Check-Ins fassen wir konkrete Updates zu den unterschiedlichsten Aspekten des Digitalen Produktpasses zusammen (zum Beispiel Aktivitäten in der EC, Standards, Projekte & Initiativen), und schaffen einen Raum für Diskussion, Austausch, und Fragen. Im vierten Check-In am 27.05.2024 wurde unter anderem über Updates im CIRPASS-Projekt berichtet, das Nachfolgeprojekt CIRPASS-2 vorgestellt und als Fokusthema „DPP-as-a-Service“ beleuchtet, mit Einblicken in die drei DPP-as-a-Service Provider Scantrust, atma.io und Securikett. Dieser Beitrag bietet eine Zusammenfassung der besprochenen Punkte, sowie die Beantwortung der wichtigsten Fragen aus dem Check-In. Um alle Updates und Einladungen zu den DPP Check-Ins zu bekommen, melden Sie sich bitte hier an oder per E-Mail bei Verena Halmschlager.

AKTUELLER STAND DPP & ESPR

Ein Überblick über den DPP wird in Kurzform im DPP Fact Sheet (Stand 05/24), umfangreicher im Dokument „Digitaler Produktpass – Status Quo“ (Stand 12/23), oder im ersten DPP Check-In gegeben. Hier finden Sie außerdem die Übersichtsseite der Plattform Industrie 4.0 zum DPP, und hier alle Präsentation des Events „Digital Product Passport – Framework, Use-Cases und Challenges”, das im November 2023 in Wien stattgefunden hat. An dieser Stelle folgen daher nur Updates seit dem letzten Check-In, beziehungsweise eine kurze Zusammenfassung des aktuellen Stands – für vertiefende Informationen verweisen wir auf die genannten Dokumente.

Am 05.12.2023 erzielte die Europäische Kommission eine vorläufige Einigung über die Ökodesign-Verordnung. Der überarbeitete Verordnungsvorschlag wurde am 28.05.2024 offiziell angenommen, die deutsche Version der Verordnung können Sie hier herunterladenEin Arbeitsplans für den Zeitraum 2025-2028 sollte in den nächsten Monaten folgen. Ab 2026 sollen produktspezifische Verordnungen folgen, die in den Delegierten Rechtsakten erarbeitet werden. Nach Verabschiedung ist (außer in Ausnahmefällen) mit einer Übergangsfrist von 18 Monaten zu rechnen.

Nach aktuellem Stand gelten Eisen und Stahl, Aluminium, Textilien, insbesondere Bekleidung und Schuhwerk, Möbel, einschließlich Matratzen, Reifen, Waschmittel, Anstrichmittel, Schmierstoffe, Chemikalien, energieverbrauchsrelevante Produkte, IKT-Produkte und sonstige Elektronikgeräte als prioritäre Produkte.

Textilien sowie Eisen und Stahl sollen aus momentaner Sicht als erste Produktgruppen in den Delegierten Rechtsakten behandelt werden und der DPP bereits im Laufe des Jahres 2027 in Kraft treten. Batterien (ab 2027) und Bauprodukte (ab 2028) werden in eigenen Verordnungen geregelt. Die Europäische Kommission plant die Liste der prioritären Produkte für die Delegierten Rechtsakte regelmäßig zu aktualisieren.

Im neuen Entwurf der Ökodesignverordnung (Artikel V) werden die im folgenden gelisteten Ökodesign Kriterien genannt. Welche Kriterien in welchen Produktgruppen verpflichtet sein werden, wird in den Delegierten Rechtsakten bestimmt.

  • Funktionsbeständigkeit,
  • Zuverlässigkeit,
  • Wiederverwendbarkeit,
  • Nachrüstbarkeit,
  • Reparierbarkeit,
  • die Möglichkeit der Wartung und Instandsetzung,
  • das Vorhandensein besorgniserregender Stoffe,
  • Energieverbrauch und Energieeffizienz,
  • Wassernutzung und Wassereffizienz,
  • Ressourcennutzung und Ressourceneffizienz,
  • Rezyklatanteil,
  • die Möglichkeit der Wiederaufarbeitung,
  • Recyclingfähigkeit,
  • die Möglichkeit der Verwertung von Materialien,
  • Umweltauswirkungen, einschließlich des CO2-Fußabdrucks und des Umweltfußabdrucks,
  • Menge des voraussichtlich entstehenden Abfalls

Die aktuelle Timeline des DPP ist in folgender Abbildung zu sehen:

UPDATE CIRPASS & KICK-OFF CIRPASS-2

Auf der Homepage von CIRPASS, der Coordination and Support Action (CSA) der Europäischen Kommission zum DPP, sind eine Vielzahl an Informationen zum DPP verfügbar (dies wurde auch in den vergangenen Check-Ins zusammen gefasst). Im 4. Check-In wurde ein Überblick über das neue Dokument „The DPP for the Circular Economy Recommendations for policy business and IT V1.2” gegeben. Das Hauptziel dieses Berichts besteht darin, Empfehlungen für die erfolgreiche Einführung des DPP in der Europäischen Union im Rahmen der ESPR zu formulieren. Dabei wurden Treiber, Hindernisse, Chancen und Herausforderungen analysiert und Empfehlungen für Politik, Wirtschaft und IT formuliert.

Im Mai 2024 startete außerdem das europäische Leuchtturmprojekt zum Digitalen Produktpass „CIRPASS-2“, in dem die Plattform Industrie 4.0 als einer von 50 Partnern vertreten ist. In CIRPASS-2 geht es nun darum von der Theorie in die Praxis zu kommen. CIRPASS-2 wird den DPP in realen Umgebungen in den Wertschöpfungsketten Textilien, Elektronik, Reifen und Bau demonstrieren – dazu gibt es 13 Use-Cases. Auch die Mitarbeit von Stakeholdern ist geplant, dazu mehr in kommenden Check-Ins.

Weitere Updates

Es gibt die Möglichkeit, zu den vorbereitenden Studien (Preparatory Studies) zu Textilien sowie Eisen & Stahl der Europäischen Kommission als Stakeholder mitzuwirken. Die Homepage für Eisen & Stahl ist hier zu finden, das erste Stakeholder Meeting ist für 24. Juni 2024 geplant. Die Homepage für Textilien kann hier gefunden werden.

Am 22. Mai 2024 fand ein Webinar der Europäischen Kommission zur Ökodesign Verordnung statt.  Es wurde ein Überblick über die Verordnung gegeben und spezifische Einblicke in Teilbereiche, z.B. zur Zerstörung von Waren gegeben. Außerdem wurde das Ecodesign Forum erklärt – dies ist eine ExpertInnengruppe der Kommission zur Gewährleistung einer ordnungsgemäßen Konsultation aller Interessierten. Die ExpertInnengruppe besteht aus ExpertInnen der Mitgliedsstaaten die direkt ernannt werden und anderen interessierten Parteien, die sich um die Teilnahme bewerben können, voraussichtlich ab Q3 2024. Es soll auch ein weiteres Webinar spezifisch zum Digitalen Produktpass geben, der Termin ist allerdings noch offen. Hier finden Sie die Aufzeichnung des Webinars, und hier die Slides.

DPP-as-a-Service

Grundsätzlich gibt es für Unternehmen die den DPP umsetzten werden (müssen) zwei Optionen: Do-it-yourself oder DPP-as-a-Service. Wie der Name bereits sagt kümmert sich ein Unternehmen im ersten Fall selbst um den DPP – also um geeignete IT-Architektur und Standards die DPP-konform sind, um die Datenbeschaffung, etc. Im zweiteren Fall unterstützen DPP-as-a-Service Provider bei den unterschiedlichen Schritten. Anbieter von DPP-Lösungen sind dabei Drittakteure, die Unternehmen/KMU bei allen Schritten im Zusammenhang mit der Erfassung, Zusammenstellung und Formatierung von DPP-Informationen und der Erstellung des DPP selbst und/oder dem Hosting der DPP-Daten unterstützen können. Etabliert wurde der Begriff DPP-as-a-Service bzw. DPPaaS. Es gibt bereits eine Reihe an DPP-as-a-Service Anbietern (siehe CIRPASS DPP Releated Initiatives“) und die Zahl ist stark steigend. Wichtig ist allerdings klarzustellen, dass alle diese Drittanbieter noch „nur“ DPP-ähnliche Services anbieten, da momentan noch nicht klar ist, wie der DPP im Detail aufgebaut sein kann/muss. Momentan wird davon ausgegangen, dass ein großer Anteil an Unternehmen und vor allem KMUs, zukünftig DPP-as-a-Service Lösungen nutzen werden. Die Europäische Kommission plant auch eine Unterstützung von KMUs um DPP-as-a-Service Lösungen kostengünstig zu nutzen, wie genau das aussieht ist allerdings noch unklar.

Im 4. Check-In stellten sich drei DPP-as-a-Service Anbieter vor: Scantrust, atma.io und Securikett. Alle drei Anbieter stellen Leistungen zum DPP zur Verfügung, von einzelnen Services bis zum Komplettpaket. Scantrust fasste unter anderem zusammen, auf welche Elemente es bei der Auswahl eines geeignetes DPP-as-a-Service Providers ankommt. Nach den Vorträgen gab es Fragen und Diskussion, unter anderem zum Thema Blockchain, Data Spaces, End of Life / Re-Use und wie sicher gestellt wird, dass der DPP auch noch nach der Nutzung vorhanden ist. Kurz zusammengefasst: Blockchain ist für alle drei Anbieter eine Option, aber kein muss; Data Spaces finden momentan weniger Verwendung; Die Verwendung des DPP für End of Life, Re-Use, Recycling, etc. wird vor allem in Zukunft höchst relevant; Dass der DPP auch noch nach der Nutzung vorhanden ist (z.B. Problem von Herausschneiden von Etiketts in Textilien) wird in aktuellen Projekten untersucht und ist vermutlich auch Teil der Delegierten Rechtsakte der jeweiligen Produktgruppen – außerdem gibt es Initiativen um neue Marker-Technologien zu entwickeln, um die Bereitstellung des DPP nach der Nutzung zu gewährleisten (z.B. Silana in der Textilindustrie). Die Slides der DPP-as-a-Service Anbieter folgen.

Die Präsentationen können hier heruntergeladen werden: Scantrust, Securikett

Recommendations for a Secure and Interoperable Approach

Die ITSA (International Tax Stamp Association) veröffentlichte vor kurzem ein Dokument mit Empfehlungen für einen sicheren und interoperablen Ansatz für den DPP. Der Artikel befasst sich insbesondere mit der Frage von Fälschungen im Bezug zum DPP und schlägt einen dreistufigen Ansatz mit unterschiedlichen Anforderungen an, je nachdem, wie hoch das Risiko der Fälschung eines Produktes ist.

NÜTZLICHE INFORMATIONEN:

Der nächste Check-In wird voraussichtlich am 02.07.2024 stattfinden. Für eine Aufnahme in den Verteiler bitte hier anmelden oder per E-Mail an Verena Halmschlager.