10. Check-In der Gaia-X Hub Austria: Domain Manufacturing

Die Plattform Industrie 4.0 informiert in den „Check-Ins“ der Domain Manufacturing regelmäßig über Neuigkeiten zu Data Sharing, Gaia-X & Co. In den virtuellen Diskussionsrunden (kostenlose Anmeldung) werden konkrete Neuigkeiten mit Produktionsbezug offen besprochen. Der vorliegende Beitrag entspricht einer verkürzten Zusammenfassung des Austauschs. Die Langfassung des Protokolls wird über den Verteiler der Domain Manufacturing verschickt.

Manufacturing-X: Rückblick Hannover Messe

Ende April fand die Hannover Messe statt. Industrie 4.0 spielt dabei traditionell eine wesentliche Rolle. Heuer wurden, wie im letzten Check-In bereits erwähnt, das Thema Manufacturing-X und damit verbundene Projekte und Technologien fokussiert.

Manufacturing-X wurde im Rahmen der Messe prominent hervorgehoben. Während die Bedeutung zunehmend betont wird, stehen die Ergebnisse einer Bitkom-Studie zu Manufacturing-X dazu im Kontrast: Viele deutsche Industrieunternehmen stehen der Idee von unternehmensübergreifenden Datenökosystemen in der Produktion zwar offen gegenüber. Die meisten haben sich damit aber noch nicht befasst.

Am „Leaders‘ Dialogue 2024“ war auch Österreich involviert. Bundesministerin Leonore Gewessler vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie sowie Georg List von AVL List waren vor Ort und am Podium.

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Donatus Weber von der deutschen Kampf GmbH erklärt die Bedeutung von Manufacturing-X und den Zusammenhang mit dem EU Data Act im Rahmen der Hannover Messe.

Manufacturing-X: Projekte

Im Rahmen der Initiative Manufacturing-X formen sich die nächsten Projekte. Das größte Projekt, Factory-X, wurde im 8. Check-In bereits ausführlich vorgestellt. Weitere Projekte in Planung bzw. Umsetzung sind Aerospace-X und Semiconductor-X.

Aerospace-X: Fokus Luftfahrtindustrie

Bereits gestartet wurde das Projekt Aerospace-X. Ziel ist der Aufbau einer föderierten, digitalen Plattform für die Lieferketten der Luftfahrtindustrie. Dabei orientiert man sich am Vorbild von Catena-X, arbeitet mit Factory-X zusammen und adaptiert die Gaia-X-Prinzipien an die Bedürfnisse der Luftfahrt.

Geleitet wird das Projekt von Airbus, die Umsetzung erfolgt mit 30 Partnern aus der Luftfahrtindustrie. Dabei gibt es auch einen Österreich-Bezug: Am Projekt beteiligen sich u.a. Voestalpine BÖHLER Aerospace und die zur Montana Tech Components gehörende Asco Industries.

In Aerospace-X arbeitet man an verschiedenen Anwendungsfällen. Dazu gehört u.a. die Umsetzung von Kreislaufwirtschaft in der Luftfahrtindustrie – wie kann man das Interieur eines Flugzeuges, das mehrfach wiederverkauft wird, recyclen und nachnutzen? Ein weiteres Thema sind Transparenz und Rückverfolgbarkeit – wie können fälschungssichere Zertifikate für Bauteile umgesetzt und ein digitaler Produktpass ermöglicht werden? Auch die Interoperabilität in einem Wertschöpfungsnetzwerk und die Berechnung des Product Carbon Footprint sind Themen, mit denen man sich beschäftigen möchte.

Sämtliche Anwendungsfälle werden im Projekt am Produkt Flugzeug ausgerichtet. Sie betreffen den Rumpf, den Antrieb und/oder die Kabine. Die Umsetzung von Aerospace-X erfolgt bis Juni 2026.

Semiconductor-X: Fokus Halbleiterindustrie

Aktuell noch in Planung befindet sich das Projekt Semiconductor-X. Im Mittelpunkt von Semiconductor-X steht der Datenaustausch in den Wertschöpfungsnetzwerken der Halbleiterindustrie.

Die Konsortialführung wird von Intel und Fraunhofer IFF übernommen. Am Projekt beteiligt sind verschiedene Firmen aus dem Halbleiterbereich, planmäßig u.a. Infineon, Bosch, Siemens, elmos und Merck.

In der Halbleiterindustrie gewinnen Resilienz und Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung. In diese Richtung möchte man auch bei Semiconductor-X arbeiten und drei Anwendungsfälle umsetzen.

  • Der erste Use Case beschäftigt sich mit der Integration heterogener Bausteine in der Chipproduktion und soll mit Hilfe von Datenaustausch ein besseres Management des „Bullwhip-Effekts“ ermöglichen.
  • Der zweite Use Case zielt auf Effizienzsteigerung in der Halbleiterfertigung ab. Durch die Zusammenarbeit mit Equipment-Herstellern und Material-Lieferanten sollen Ausfälle vermeidbar werden.
  • Im dritten Use Case wird die Nachhaltigkeit der Chip-Produktion adressiert, das Aufsummieren von CO2-Werten und Energieverbrauch in einem Wertschöpfungsnetzwerk soll umgesetzt werden.

Bei Semiconductor-X möchte man mit bestehenden Technologie-Komponenten arbeiten. Dazu gehören der Eclipse Dataspace Connector und die Asset Administration Shell. Das Projekt soll sich ebenfalls an Catena-X orientieren, und die dort geschaffenen Bausteine an die Halbleiter-Industrie anpassen, für die z.B. die Arbeit mit sehr hohen Stückzahlen möglich sein muss.

Das Konsortium hofft auf eine baldige, offizielle Entscheidung zur Förderung. Angepeilt wird ein Projektvolumen von 30 Mio. Euro bei einer Fördersumme von 16 Mio. Euro. Die Umsetzung soll ebenfalls bis Juni 2026 erfolgen.

Decide4ECO: Fokus Standards

Auch der digitale Produktpass spielt im Rahmen von Manufacturing-X eine wichtige Rolle. Das Projekt Decide4ECO beschäftigt sich mit der Erhebung von Nachhaltigkeitsdaten über die Fertigungs- und Lieferkette. Im Projekt sollen Standards und Schnittstellen für Manufacturing-X entwickelt werden.

Die Umsetzung von Decide4ECO erfolgt unter der Konsortialführung der Firma Prostep. Decide4ECO soll auf deren PLM-Software OpenPDM aufbauen. Weiters am Projekt beteiligt sind u.a. CONTACT Software und Brainport Industries.

Middleware Simpl: Update

Zur Erinnerung: es gibt verschiedene Software-Stacks, mit denen Data Spaces realisiert werden können. An einem Stack, einer europäischen Middleware zum Datenaustausch, arbeitet die europäische Kommission – das Projekt nennt sich Simpl und wird mit verschiedenen Ausschreibungen umgesetzt.

Simpl besteht aus drei Teilprojekten. In „Simpl-Open“ wird ein Open Source Software Stack entwickelt. Die „Simpl-Labs“ sollen das Experimentieren mit der Software ermöglichen. Und in „Simpl-Live“ sollen verschiedene Data Spaces beispielhaft umgesetzt werden.

Kürzlich wurden Details zu den sechs Data Spaces vorgestellt, die über „Simpl-Live“ implementiert werden. Im Data Space für öffentliche Beschaffung (PPDS) sollen z.B. die europäischen und nationalen Datenbanken zu Ausschreibungen bzw. zur öffentlichen Beschaffung zusammengeführt werden. Im Data Space für smarte und nachhaltige Städte (DS4SSSC) steht die Interoperabilität smarter Städte und Communities im Fokus – in dem Projekt ist auch FIWARE involviert.

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Projektbeschreibung des DS4SSSC

Weitere Neuigkeiten

Im Rahmen der Hannover Messe gab es einen gemeinsamen Messestand rund um Gaia-X. Aussteller waren u.a. das in Österreich sehr gut bekannte EuProGigant-Projekt und das GRIPSS-X-Projekt.

GRIPPS-X steht für „GAIA-X-Ready Industrial Product-Service Systems: Smarte Tools für servicezentrierte Anwendungen in Wertschöpfungsnetzwerken“. Im Projekt soll die Effizienz von industriellen Dienstleistungen, z.B. der Instandhaltung im Maschinen- und Anlagenbau, gesteigert werden, indem durch Datenaustausch der Koordinationsaufwand reduziert werden soll. Am Projekt beteiligt sind unter anderem die TU Dortmund, zwei Fraunhofer-Institute sowie die deutschen Firmen WEBER Rohrleitungsbau, wagner und Weldotherm als Industriepartner involviert. Das Projekt läuft bis Ende 2024.

Das deutsche Projekt „FAIR Data Spaces“ Ist jetzt ein Gaia-X Qualified Project. Ziel des Projekts ist es, den Austausch von Forschungsdaten zwischen Industrie und Wissenschaft in Deutschland zu erleichtern.

Die Gaia-X A.I.S.B.L. ist jetzt Mitglied der Eclipse Foundation. Sie arbeitet dort an der Eclipse Dataspace Working Group mit. Die Eclipse Foundation wird damit zunehmend zu einem Entwicklungsumfeld für Data Sharing und Data Spaces.

An der Digital Factory Vorarlberg wurde im April eine „Servicesstelle“ des Gaia-X Hub Austria in Vorarlberg eingerichtet. Die DFV soll eine Ansprechpartnerin für die vielen Vorarlberger Industriebetriebe sein.

Danke und Teilnahme

Herzlichen Dank für die Teilnahme am und Inputs für den 10. Check-In der Gaia-X Hub Austria: Domain Manufacturing! Schicken Sie uns gerne Kommentare, Ergänzungen oder Kritik an michael.faelbl@plattformindustrie40.at – wir freuen uns über Rückmeldungen aller Art.

Der Check-In ist öffentlich zugänglich, Interessierte können sich kostenlos auf den Verteiler setzen lassen. Ermöglicht wird der Check-In aus den Mitteln der Plattform Industrie 4.0 – wir finanzieren uns aus Mitgliedsbeiträgen. Wenn die vermittelten Informationen für Sie einen Mehrwert darstellen, dann freuen wir uns, wenn Sie auch Mitglied der Plattform werden.

Foto von Ant Rozetsky auf Unsplash

Michael Fälbl