Digitale Tools smart verbunden im EFPF-Projekt

Leitprojekte sind große Forschungsprojekte, die zumeist Herausforderungen adressieren, die über das Projektkonsortium hinaus gesellschaftlich oder wirtschaftlich relevant sind. In Leitprojekten arbeiten Unternehmen und Forschungseinrichtungen gemeinsam an den zuvor festgelegten Zielsetzungen.

Für die Durchführung von Leitprojekten sind Förderungen ein wichtiger Anreiz. Forschungsförderungen für Leitprojekte werden auf regionaler Ebene (z.B. Ausschreibung Digitale Transformation in OÖ), nationaler Ebene (z.B. IKT der Zukunft oder Produktion der Zukunft) und auf europäischer Ebene (z.B. über Horizon Europe, davor Horizon 2020) vergeben.

Geförderte Projekte haben auch den Anspruch, ein breiteres Publikum über ihre Ergebnisse und Erkenntnisse zu informieren. Aus diesem Grund hat die Plattform Industrie 4.0 das Format der „Research Insights“ initiiert: Dabei erhalten die Mitglieder der Plattform Einblicke in die Arbeit großer Forschungsprojekte und erfahren, wie auch sie von diesen profitieren können.

Im zweiten Research Insight wurde das H2020-Projekt European Connected Factory Platform for Agile Manufacturing (EFPF) vorgestellt.

Vorgeschichte und Überblick

Kleine Produktionsmengen und individuelle Produkte („Losgröße 1“) sind für Europas Industrie eine Herausforderung. Digitale Tools und Services sollen Unternehmen dabei helfen, diese zu bewältigen. In den letzten Jahren sind verschiedene Plattformen (z.B. COMPOSITION, DIGICOR, NIMBLE oder vf-OS) entstanden, die mit diversen Angeboten Effizienzsteigerungen und eine Personalisierung der Fertigung erzielen möchten.

Ziel des EFPF-Projekts ist der Zusammenschluss unterschiedlicher und bereits existierender Smart Factory Plattformen, Tools und Services für ganzheitliche digitale Angebote an Unternehmen. Dafür wird seit 2019 an einer Softwareplattform gebaut, die die bestehenden Plattformen integriert und die die unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit in Wertschöpfungsnetzwerken ermöglichen soll.

Insgesamt sind 30 Partner aus 11 Ländern am EFPF-Projekt beteiligt. Aus Österreich sind Salzburg Research, Brimatech, Austrian Standards und die European Factory Foundation (siehe unten) im Projekt involviert.

Die Data Spine als Kernkomponente

Das zentrale Werkzeug im Umgang mit den verschiedenen Tools und Services ist der im Projekt entwickelte „Data Spine“. Dabei handelt es sich um eine aus Open Source Komponenten (z.B. Apache NiFi) bestehende Software, die unterschiedliche Protokolle, Datenmodelle und Identitätsmodelle in die EFPF-Plattform integriert.

Der Data Spine stellt die Interoperabilität der diversen Lösungen sicher. Er ermöglicht z.B. die Anbindung vieler Plattformen („Single sign-on“), die Möglichkeit der Nutzung der EFPF-Plattform ohne Programmier-Know-How („Low code“) und die Verwaltung von Zugriffsrechten.

Anwendungsfall Luftfahrtindustrie

Im EFPF-Projekt wurden drei Anwendungsfelder und deren Angebote direkt aufgegriffen: die Luftfahrt, die Möbelbranche und die Abfallwirtschaft. In den drei Bereichen wurden Anwendungen entwickelt und an die EFPF-Plattform angebunden.

In der Luftfahrtindustrie wurde beispielsweise die automatisierte Überwachung einer Vakuumpresse umgesetzt. Dafür notwendige Daten werden über die EFPF-Plattform gesammelt und ausgewertet. Bei der Überschreitung festgelegter Werte des Unterdrucks werden Mitarbeiter/-innen anschließend direkt informiert, um zeitgerecht eingreifen zu können.

Zusätzlich wurde die Arbeit in einer Lackierkabine optimiert. Verschiedene Hardware-Komponenten sammeln, angebunden an den Data Spine, Daten zur Verbesserung der Prozessqualität. Außerdem wird unter Berücksichtigung des Schutzes personenbezogener Daten mit Hilfe von Software überprüft, ob Mitarbeiter/-innen die notwendige Schutzausrüstung tragen. Dabei wird die Arbeitssicherheit und die Mitarbeitergesundheit beim Lackieren verbessert.

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Die Anwendungsfälle der Luftfahrtindustrie im Detail

Die EFPF-Plattform und die European Factory Foundation

Ein wichtiges Ergebnis des Projekts ist die EFPF-Plattform. Diese integriert die anfangs genannten digitalen Plattformen und bildet ein interoperables Ökosystem für Services, Tools, Anbieter und Anwender. Damit die EFPF-Plattform auch nach Projektende erhalten bleibt und weiter ausgebaut wird, wurde bereits 2019 die „European Factory Foundation“ als Verein mit Sitz in Wien gegründet.

Vereinszweck ist der Aufbau und die Weiterentwicklung eines Ökosystems in den Bereichen Smart Factory, Industry 4.0 und Digital Manufacturing. Konkret betreibt die European Factory Foundation z.B. den EFPF-Marktplatz (Angebote und Services der verschiedenen Plattformen), zeigt Referenzen auf und dokumentiert verschiedene Use Cases und Anwendungen.

Research Insights der Plattform Industrie 4.0

Wir bedanken uns bei Ingo Martens (Hanse-Aerospace), Alexander Schneider (Fraunhofer FIT), Lars Henschel (Innovint Aircraft Interior) und Dieter Meinhard (Brimatech) für die interessanten Inputs! Die Veranstaltungen der Plattform Industrie 4.0 sind für alle Mitglieder der Plattform zugänglich. Sollte Ihr Unternehmen Mitglied, Sie aber nicht auf unseren Verteilern sein, melden Sie sich bitte bei michael.faelbl@plattformindustrie40.at. Sollten Sie noch kein Mitglied sein, freuen wir uns ebenfalls über Ihre Kontaktaufnahme.

Wenn Sie ein Forschungsprojekt kennen oder an einem Projekt arbeiten, das sich für ein Research Insight eignen könnte, kontaktieren Sie uns gerne jederzeit!

Foto von Cesar Carlevarino Aragon auf Unsplash

Michael Fälbl