Fachkräftemangel, immer kürzere Lieferzeiten, gesetzliche Auflagen, Umweltschutz und steigende Arbeitsbelastung führen uns zu den Fragen, wie lange MitarbeiterInnen dies aushalten können und wie Unternehmen damit umgehen sollen. Dies führte zu Überlegungen einer Umpositionierung und der Begriff Industrie 5.0 wurde dabei immer häufiger genannt.
Sabrina Sorko, FH Joanneum, erklärte, dass der Begriff nicht nur dafür steht, den Fokus auf Effizienz zu setzen, sondern auch auf die Gesellschaft und die Umwelt. Seitens der Europäischen Kommission besteht ein Konzept für Industrie 5.0 mit drei Kernbereichen: Humanzentriertheit, zirkuläre Produktionsmodelle und Schaffung widerstandsfähiger Wertschöpfungsketten.
Wie Sabrina Sorko klarstellte, ist Industrie 5.0 keine technologische Entwicklung und keine Revolution, sondern die Überlegung, wie man sinnvoll und nachhaltigkeitsorientiert mit den Möglichkeiten der Industrie 4.0 umgeht. In der Industrie finden sich diese Ansätze bereits wieder, zum Beispiel der Einsatz kollaborativer Robotik zur Unterstützung der MitarbeiterInnen bei belastenden Bewegungen.
Tanja Zigart, TU Wien, stellte die Ergebnisse des Industriepanels „Made in Austria: Produktionsarbeit in Österreich 2021“ der TU Wien vor. Die Bedeutung menschlicher Arbeit wird laut den Ergebnissen nach wie vor als sehr hoch eingeschätzt. Der Einsatz von Assistenzsystemen/Cobots ist in der Industrie gestiegen und als Gründe werden die Erhöhung der Wirtschaftlichkeit und Verbesserung der Arbeitsbedingungen für MitarbeiterInnen genannt.
Als physische Assistenzsysteme dienen unter anderem Exoskelette, welche als äußere Stützstruktur bei Bewegungen oder Haltepositionen unterstützen. Sandra Siedl, Johannes Keppler Universität, unterscheidet hierbei zwischen aktiven und passiven Assistenzsystemen. Aktive Assistenzsysteme unterstützen durch Zuführung von Fremdenergie, also elektrische Motoren, die AnwenderInnen in ihren Bewegungen. Passive Assistenzsysteme bedienen sich mechanischer Komponenten, wie zum Beispiel Federkräfte oder Seilzüge, um Bewegungsenergie umzuleiten und Gelenke zu entlasten. Die JKU hat gemeinsam mit der TU Graz im Rahmen eines Projekts das Belastungsempfinden der AnwenderInnen untersucht. Dabei haben Sie sich die Frage gestellt, was nötig ist, damit die MitarbeiterInnen diese Systeme am Arbeitsplatz einsetzen wollen und welche Effekte bei MitarbeiterInnen entstehen, wenn sie die Systeme nutzen.
Patrick Bauer, Produktionsgewerkschaft, stellte das Projekt Augmented Reality (AR) Anwendungen in der Produktion, welches vom AK Digitalisierungsfonds gefördert wurde, vor. In diesem Projekt, wo das Austrian Institute of Technology (AIT) und Magna Powertrain involviert waren, wurden AR Headsets aus verschiedenen Perspektiven bewertet. Dabei wurden speziell psychische Arbeitsbelastung und Arbeitsanforderungen, Ergonomie im Hinblick auf Muskelbelastung, Arbeitssicherheit und die NutzerInnenfreundlichkeit berücksichtigt.
Der Workshop wurde im Rahmen des Projekts ConnectedFactories2 organisiert.