Digitaler Produktpass – Check-In #6

~ Hier geht’s zum neuen DPP Fact Sheet ~

Die Plattform Industrie 4.0 informiert ab nun regelmäßig im „DPP Check-In“ zu Neuigkeiten zum Digitalen Produktpass (DPP). In diesen Check-Ins fassen wir konkrete Updates zu den unterschiedlichsten Aspekten des Digitalen Produktpasses zusammen (zum Beispiel Aktivitäten in der EC, Standards, Projekte & Initiativen), und schaffen einen Raum für Diskussion, Austausch, und Fragen. Im sechsten Check-In am 09.09.2024 wurde unter anderem die Möglichkeit zur Mitarbeit im Projekt CIRPASS-2 vorgestellt und als Fokusthema die Anforderungen der Europäischen Kommission an die Standardisierung des DPP behandelt. 

Dieser Beitrag bietet eine Zusammenfassung der besprochenen Punkte. Um alle Updates und Einladungen zu den DPP Check-Ins zu bekommen, melden Sie sich bitte hier an oder per E-Mail bei Verena Halmschlager.

AKTUELLER STAND DPP & ESPR

Ein Überblick über den DPP wird in Kurzform im DPP Fact Sheet (Stand 07/24), umfangreicher im Dokument „Digitaler Produktpass – Status Quo“ (Stand 12/23), oder im ersten DPP Check-In gegeben. Hier finden Sie außerdem die Übersichtsseite der Plattform Industrie 4.0 zum DPP, und hier alle Präsentation des Events „Digital Product Passport – Framework, Use-Cases und Challenges”, das im November 2023 in Wien stattgefunden hat. An dieser Stelle folgen daher nur Updates seit dem letzten Check-In, beziehungsweise eine kurze Zusammenfassung des aktuellen Stands – für vertiefende Informationen verweisen wir auf die genannten Dokumente.

Die Ökodesignverordnung trat am 18.07.2024 in Kraft. Die deutsche Version der Verordnung können Sie hier herunterladenEin Arbeitsplans für den Zeitraum 2025-2028 soll im März/April 2025 veröffentlicht werden. Ab 2026 sollen produktspezifische Verordnungen folgen, die in den Delegierten Rechtsakten erarbeitet werden. Nach Verabschiedung ist (außer in Ausnahmefällen) mit einer Übergangsfrist von 18 Monaten zu rechnen.

Nach aktuellem Stand gelten Eisen und Stahl, Aluminium, Textilien, insbesondere Bekleidung und Schuhwerk, Möbel, einschließlich Matratzen, Reifen, Waschmittel, Anstrichmittel, Schmierstoffe, Chemikalien, energieverbrauchsrelevante Produkte, IKT-Produkte und sonstige Elektronikgeräte als prioritäre Produkte.

Textilien sowie Eisen und Stahl werden als erste Produktgruppen in den Delegierten Rechtsakten behandelt, der DPP soll bereits im Laufe des Jahres 2027 in Kraft treten. Batterien (ab 2027) und Bauprodukte (ab 2028) werden in eigenen Verordnungen geregelt. Die Europäische Kommission plant die Liste der prioritären Produkte für die Delegierten Rechtsakte regelmäßig zu aktualisieren.

Im neuen Entwurf der Ökodesignverordnung (Artikel V) werden die im folgenden gelisteten Ökodesign Kriterien genannt. Welche Kriterien in welchen Produktgruppen verpflichtet sein werden, wird in den Delegierten Rechtsakten bestimmt.

  • Funktionsbeständigkeit,
  • Zuverlässigkeit,
  • Wiederverwendbarkeit,
  • Nachrüstbarkeit,
  • Reparierbarkeit,
  • die Möglichkeit der Wartung und Instandsetzung,
  • das Vorhandensein besorgniserregender Stoffe,
  • Energieverbrauch und Energieeffizienz,
  • Wassernutzung und Wassereffizienz,
  • Ressourcennutzung und Ressourceneffizienz,
  • Rezyklatanteil,
  • die Möglichkeit der Wiederaufarbeitung,
  • Recyclingfähigkeit,
  • die Möglichkeit der Verwertung von Materialien,
  • Umweltauswirkungen, einschließlich des CO2-Fußabdrucks und des Umweltfußabdrucks,
  • Menge des voraussichtlich entstehenden Abfalls

Die aktuelle Timeline des DPP ist in folgender Abbildung zu sehen:

CIRPASS-2

Im Mai 2024 startete das europäische Leuchtturmprojekt zum Digitalen Produktpass „CIRPASS-2“, in dem die Plattform Industrie 4.0 als einer von 49 Partnern vertreten ist. In CIRPASS-2 geht es nun darum von der Theorie in die Praxis zu kommen. CIRPASS-2 wird den DPP in realen Umgebungen in den Wertschöpfungsketten Textilien, Elektronik, Reifen und Bau demonstrieren – dazu gibt es 13 Use-Cases.

In CIRPASS-2 wird es eine Stakeholder Community geben, sowie fünf ExpertInnengruppen, in denen externe Interessenten mitarbeiten können:

  • EWG1: Observatory Board : European and Global Regulatory Context
  • EWG2: Standardisation liaisons
  • EWG3: Textile Stakeholders Group
  • EWG4: Electronics Stakeholders Group
  • EWG5: Customisation and deployment of DPPs in other sectors

Jede Gruppe ist auf 100 Teilnehmende begrenzt, die Anmeldung ist geöffnet, bis dieses Limit erreicht ist. Details zur Anmeldung finden Sie auf der CIRPASS-2 Homepage.

Weitere Updates

Ein offizielles Stakeholder-Forum, das „Ökodesign-Forum“ soll in den kommenden Wochen veröffentlicht werden. Der Aufruf zur Mitgliedschaft wird im Register der Expertengruppen der Kommission und auf der ESPR-Webseite veröffentlicht werden.

Es wird aktuell ein umfangreiches Q&A-Dokument erarbeitet, das voraussichtlich im September/Oktober auf der ESPR-Webseite veröffentlicht wird.

Es gibt bereits eine Reihe an österreichischen und europäischen Projekten zum DPP. Folgende Projekte sind in der FFG Projektdatenbank hinterlegt, zusätzlich gibt es natürlich noch eine Reihe an weiteren (europäischen) Projekten wie z.B. BatWoMan.

  • DPP4Plastics – A Digital Product Passport for Plastics: DPP4PLASTICS untersucht die technischen, rechtlichen und organisatorischen Implikationen eines digitalen Produktpasses (DPP) für kunststofferzeugende und -verarbeitende Unternehmen
  • DaToo – Datenbasiertes Tool zur Werkstoff- und Schmierstoffselektion für dekarbonisierte Brenn- und Kraftstoffanwendungen
  • KIRAMET – KI basiertes Recycling von Metallverbund-Abfällen
  • CE-PASS – Circular Economy – Digital Product Passport – CE-PASS ist ein Projekt der industriellen Forschung und stellt sich dem Thema Fahrzeug-Design für Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft im Kontext von hochgradig vernetzten und interoperierenden IKT Systemen und Plattformen
  • UNDERPIN – Pan-European data space for holistic asset management in critical manufacturing industries
  • MoLIBity – Entwicklung eines funktionellen Recyclingprozesses für Lithium-Ionen-Traktionsbatterien aus Mobilitätsanwendungen

Es gibt bereits die Möglichkeit, zu den vorbereitenden Studien (Preparatory Studies) der Delegierten Rechtsakten zu Textilien sowie Eisen & Stahl der Europäischen Kommission als Stakeholder mitzuwirken. Die Homepage für Eisen & Stahl ist hier zu finden, die Homepage für Textilien kann hier gefunden werden.

Auf europäischer Ebene gibt es das „Circular Tech Forum“, dass als DPP Netzwerk und Forum agiert. Das nächste Netzwerktreffen ist am 16. September 2024 in Köln geplant. Hier geht es zur Homepage.

Anforderungen der Europäischen Kommission an die Standardisierung des DPP

Im 6. Check-In ging Otto Handle – Convenor CEN/CENELEC JTC 24 WG4 –  auf die Anforderungen der Europäischen Kommission an die Standardisierung des DPP ein. Die Slides des Vortrags können HIER heruntergeladen werden. Im Folgenden sind die wichtigsten Punkte zusammengefasst:

  • Der digitale Produktpass wird kommen! Produkte dürfen ohne Produktpass zukünftig nicht mehr in der EU verkauft werden (außer wenigen ausgenommenen Produktgruppen, siehe z.B. Fact Sheet).
  • Der digitale Produktpass ist ein ökologisch und ökonomisch wertvolles Instrument – wenn man ihn richtig einsetzt
  • Die Europäische Kommission hat im Standardisierungsauftrag sehr umfangreiche und trotzdem sinnvolle Anforderungen an ein DPP System aufgestellt:
    • Jede Person und jede Software soll jederzeit, dauerhaft, von überall, kostenfrei und menschen- wie maschinenlesbar auf umweltschutz- und wartungsrelevante Information zugreifen können
    • Die Publikation und Nutzung des DPP soll für jede Person und Software sehr einfach sein –  wie eine Website
    • Jede Technologie welche die Standards der JTC 24 (CEN/CENELEC Joint Technical Committee zum Digitalen Produktpass) einhält soll am DPP teilnehmen können – aber, es darf keine Abhängigkeit von irgendeiner Technologie oder von einem Anbieter entstehen
    • Der DPP soll KMU-tauglich sein
    • Die europäische Kommission soll jederzeit für jeden Produktbereich völlig frei festlegen können welche Informationen der jeweilige produktspezifische DPP bereitstellen muss (Stichwort „DPP-data“ bzw. Delegierte Rechtsakte)
  • Bereiten Sie sich vor:
    • Vorbereitung der Informationen, Wartungshandbücher etc. Ihrer Produkte
    • Aktuelle Entwicklungen verfolgen
    • Voraussichtlich produktspezifisch nötige Datenpunkte ermitteln
    • Softwareanbieter involvieren
    • Vorlieferanten einbeziehen
    • Datennutzung – auch bei Kunden – vorbereiten
  • Nutzen Sie die Vorteile:
    • Einfacher Nachhaltigkeitsvergleich verschiedener Konstruktionen und Teile
    • Effizientere Produkte mit ökologischen Vorteilen
    • Nachhaltigkeitsberichterstattung und Taxonomie leicht gemacht
    • Besserer Kundendienst, effizientere Wartungsvorgänge, leichtere Reparaturen
    • Wertstoffe wiedergewinnen
    • Gesundheits- und Umweltgefahren vermeiden

NÜTZLICHE INFORMATIONEN:

Der nächste Check-In wird voraussichtlich Ende Oktober statt finden. Für eine Aufnahme in den Verteiler bitte hier anmelden oder per E-Mail an Verena Halmschlager.