Digitaler Produktpass – Check-in #1

Die Plattform Industrie 4.0 informiert ab nun regelmäßig in Zusammenarbeit mit dem BMK im „DPP Check-In“ zu Neuigkeiten zum Digitalen Produktpass (DPP). In diesen Check-Ins fassen wir konkrete Updates zu den unterschiedlichsten Aspekten des Digitalen Produktpasses zusammen (zum Beispiel Aktivitäten in der EC, Standards, Projekte & Initiativen), und schaffen einen Raum für Diskussion, Austausch, und Fragen. Im ersten Check-In am 16.01.2024 wurde ein allgemeiner Überblick über den DPP gegeben. Dieser Beitrag bietet eine Zusammenfassung der besprochenen Punkte. Um alle Updates und Einladungen zu den DPP Check-Ins zu bekommen, melden Sie sich bitte hier an oder per E-Mail bei Verena Halmschlager.

Generelle Infos zum DPP

Ein detaillierter Überblick über den DPP wird im Dokument „Digitaler Produktpass – Status Quo“ gegeben. Hier finden Sie außerdem alle Präsentation des Events „Digital Product Passport – Framework, Use-Cases und Challenges”, das im November 2023 in Wien stattgefunden hat. An dieser Stelle folgt daher nur eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Eckpunkte zum DPP – für vertiefende Informationen verweisen wir auf die genannten Dokumente.

Der Digitale Produktpass ist in der Ökodesign-Verordnung (ESPR) verankert, welche die Nachhaltigkeit von Produkten fördern und die Kreislaufwirtschaft vorantreiben soll. Ein häufiges Hindernis für eine verstärkte Kreislaufwirtschaft und höhere ökologische Nachhaltigkeit von Produkten ist der mangelnde Zugang zu relevanten Informationen für verschiedene Akteure entlang der Wertschöpfungskette. Genau hier kommt der Digitale Produktpass ins Spiel: Zukünftig sollen Produkte mit eindeutig identifizierbaren Markern ausgestattet sein, mithilfe derer Produktinformationen über den Lebenszyklus hinweg gesammelt, gespeichert und ausgelesen werden können. Der digitale Produktpass soll somit die Kreislauffähigkeit fördern, neue Geschäftsmodelle ermöglichen, Verbraucher bei nachhaltigen Entscheidungen unterstützen und Behörden bei der Überprüfung rechtlicher Verpflichtungen helfen. Der digitale Produktpass gilt damit als einer der Enabler für die Kreislaufwirtschaft.

Auf europäischer Ebene wird dabei zwischen „DPP-System“ und „DPP-Data“ unterschieden. DPP-System betrifft dabei die Frage des „Wie?“ – also wie ein Digitaler Produktpass aufgebaut sein muss, um sämtliche Anforderungen zu erfüllen. DPP-System umfasst das DPP-Register sowie alle Standards und Protokolle in Bezug auf die IT-Architektur. Für die Umsetzung der Kriterien in einen technischen Standard wurde mithilfe eines Standardisierungsantrags (Standardization Request) im Juli 2023 CEN und CENELEC beauftragt. Im Gegensatz dazu behandelt DPP-Data die Frage des „Was?“ – also welche Daten im DPP gespeichert werden. Dies wird in Delegierten Rechtsakten für einzelne Produktgruppen definiert. Informationen sollen unter anderem Recyclingfähigkeit, Nachhaltigkeit und Werterhalt (z. B. Wiederverwendung, Recycling) umfassen. Ein guter Anhaltspunkt sind auch die Anforderungen an den DPP in der Batterieverordnung, die ab 2027 in Kraft treten soll.

Aktueller Stand DPP & ESPR

Am 05.12.2023 erzielte die Europäische Kommission eine vorläufige Einigung über die Ökodesign-Verordnung (weitere Details finden Sie hier). Der überarbeitete Verordnungsvorschlag wurde bislang nicht veröffentlicht – eine Veröffentlichung wird jedoch in den kommenden Monaten erwartet. Das Inkrafttreten der Verordnung ist für das 2.-3. Quartal 2024 geplant, gefolgt von der Veröffentlichung des Arbeitsplans für den Zeitraum 2025-2028. Ab 2026 sollen produktspezifische Verordnungen folgen, die wie zuvor erwähnt in den Delegierten Rechtsakten erarbeitet werden. Nach Verabschiedung ist (außer in Ausnahmefällen) mit einer Übergangsfrist von 18 Monaten zu rechnen.

Nach aktuellem Stand gelten Textilien (insbesondere Kleidung und Schuhe), Möbel (einschließlich Matratzen), Eisen und Stahl, Aluminium, Reifen, Farben, Schmierstoffe, Chemikalien, energiebezogene Produkte, ICT-Produkte und Elektronik als prioritäre Produkte. Die Reihenfolge in der diese Produkte in den Delegierten Rechtsakten behandelt werden ist noch unklar, wobei Textilien mit großer Wahrscheinlichkeit zu den ersten Produktgruppen gehören werden. Die Europäische Kommission plant die Liste der prioritären Produkte für die Delegierten Rechtsakte regelmäßig zu aktualisieren.

DPP Initiativen – CIRPASS

Auf der Homepage von CIRPASS, der Coordination and Support Action (CSA) der Europäischen Kommission zum DPP, sind ebenfalls Informationen zum DPP verfügbar. Im Deliverable D3.1 „Benchmark of existing DPP-oriented reference architectures“ werden DPP-Initiativen in Europa angeführt. Aktuell enthält das Dokument 81 DPP-Initiativen, die nach ihrem technischen Design kategorisiert sind.

Falls Sie an einer Initiative im Zusammenhang mit dem DPP beteiligt sind und in dieser Liste aufgenommen werden möchten, nehmen Sie bitte Kontakt mit dem CIRPASS-Konsortium unter info@cirpassproject.eu auf.

DPP Leitprojekt

Im November wurde in Österreich die Ausschreibung für das Leitprojekt „Daten-Service-Ökosysteme für den digitalen Produktpass“ der FFG eröffnet. Die Ausschreibung ist bis zum 11.04.2024 geöffnet. Ein Netzwerkevent zur Ausschreibung findet am 18.01.2023 statt, weitere Informationen dazu sind hier verfügbar.

Auch auf europäischer Ebene wird es ein Leitprojekt zum Digitalen Produktpass geben, dessen Call im September 2023 endete. Weitere Informationen zum Call sind hier zu finden.

Nützliche Informationen:

Möglichkeiten, sich aktiv zu beteiligen:

  • Leitprojekt zum Digitalen Produktpass: Ausschreibung zum Leitprojekt Daten-Service Ökosysteme:
    https://www.ffg.at/AS_datenoekosystem_kreislaufwirtschaft_2022
  • ASI Komitee zum DPP: Für eine Mitarbeit im Technischen Komitee der ASI melden Sie sich bitte bei Jörg Nachbaur
  • Delegated Acts: Für die Delegierten Rechtsakte ist eine Konsultation der Stakeholder geplant. Momentan gibt es noch keine Informationen wie diese Konsultation stattfinden soll. Wir informieren in den Updates, sobald es hier weitere Informationen gibt.
  • Check-Ins der Plattform Industrie 4.0: Für eine Aufnahme in den Verteiler bitte hier anmelden oder per E-Mail an Verena Halmschlager.

Angesprochene Projekte, Initiativen & Themen:

  • Digitaler Produktpass für Matratzen: MATR
  • Digitaler Produktpass für Kunststoffprodukte: R-Cycle
  • AAS (Asset Administration Shell) für den DPP: Einblicke dazu sind zum Beispiel hier zu finden.