Innovationen in den Bereichen Cloud & Edge prägen den produzierenden Bereich. Die Erfassung, Verarbeitung und Analyse von Daten ermöglichen Innovationen am Shopfloor und versprechen Effizienzsteigerungen und erhöhte Wettbewerbsfähigkeit.
Im 1. Teil der Sitzung der ExpertInnengruppe Forschung, Entwicklung & Innovation der Plattform Industrie 4.0 wurden neueste Entwicklungen im Bereich Edge Computing besprochen – Ende März wurde komplementär dazu das Thema Cloud Computing in einem Workshop behandelt.
Sicherheit & Cloud Computing – (k)ein Widerspruch
Viele Unternehmen stehen der Nutzung von Cloud Services nach wie vor skeptisch gegenüber. Sprüche wie „There is no cloud. It’s just someone elses’s computer“ prägen häufig noch die Denkweise, auch im produzierenden Bereich. Wichtig ist daher, das Thema Sicherheit von Anfang an zu adressieren und bei der Planung von Cloud-Projekten zu berücksichtigen. Aus diesem Grund beschäftigte sich auch der erste Input im Workshop mit dem Thema Cloud Security, dem Forschungsschwerpunkt von Prof. Edgar Weippl, Forschungsdirektor SBA Research und Professor an der Fakultät für Informatik der Universität Wien.
Prof. Weippl ging zunächst auf aktuelle Trends zu Cloud Security ein, darunter z.B. die Nutzung zentralisierter Plattformen zur Ermöglichung von Multi-Cloud Security oder das wachsende Interesse an Secure Access Service Edge (SASE). Anschließend erläuterte er anhand verschiedener Beispiele die wichtigsten Bedrohungen, mit denen Unternehmen konfrontiert sein können, wenn sie Cloud Services nutzen. Auf ausgewählte und für produzierende Betriebe besonders relevante Gefährdungen ging Prof. Weippl näher ein. Obwohl es immer Sicherheitslücken und Schwachstellen geben wird, kann dem durchaus entgegengewirkt werden – wichtig ist zum Beispiel, dass Unternehmen das Thema Sicherheit nicht auslagern und dadurch die Security-Kernkompetenzen ihrer MitarbeiterInnen verlieren.
20 Standorte – eine gemeinsame Lösung und viele Erfolgsfaktoren
Im Workshop zu Edge Computing wurde ein konkreter Use Case vorgestellt, bei dem in einem Großprojekt 20 Produktionsstandorte vernetzt und mit 200 Maschinen ausgestattet wurden. Deren Anbindung an die Cloud und die Möglichkeiten im Ökosystem von Microsoft Azure standen nun im Mittelpunkt des gemeinsamen Vortrages von Thomas Tropper von TietoEVRY und Michaela Loher von Microsoft.
In ihrem interaktiven Input gingen Fr. Loher und Hr. Tropper zuerst auf die verschiedenen Begriffe, Features und deren Funktionsweisen rund um Cloud Computing im Bereich Industrie 4.0 ein. Anschließend wurde der Use Case näher beschrieben und analysiert – an 20 Standorten waren verschiedene fragmentierte und lokale Lösungen im Umgang mit Daten im Einsatz, die schließlich systematisch mit Hilfe von Microsoft Azure zusammengefasst wurden.
Bei einem Projekt dieser Größenordnung besonders interessant sind die notwendigen Erfolgsfaktoren, darunter z.B. eine agile Herangehensweise, eine durchdachte Strategie oder die Skalierbarkeit der technischen Lösung. Auch Ansätze wie „API First“ (bei der technischen Umsetzung) und „Fail Fast“ (beim Projekt-Budget) wurden von Fr. Loher und Hrn. Topper in ihrem Vortrag beschrieben.
Offenheit als Basis für industrielle Anwendungen
Im Bereich Cloud Computing gibt es unterschiedlichste Anbieter: in der österreichischen Industrie sind sowohl regionale und europäische Anbieter als auch internationale Hyperscaler im Einsatz. Oft kommt es auch zur Nutzung von Cloud-Angeboten unterschiedlicher Hersteller. In solchen Fällen ist es wichtig, dass die verschiedenen Lösungen auch miteinander kompatibel sind. Hier kommen das zu IBM gehörende Unternehmen Red Hat und dessen Produktreihe OpenShift ins Spiel, welche unterschiedliche Infrastrukturen in einem zentralen Layer zusammenführt.
Diesen Zugang und die Herangehensweise seitens IBM erklärten Franz Dornig und Lionel Mommeja in ihrem Vortrag. Neben der Architektur einer hybriden Cloud für Industrieunternehmen zeigten die beiden Vortragenden, wie mit Hilfe modularer Microservices Innovationen entstehen können und welche Rolle Open Source in diesem Zusammenhang spielt. Abschließend folgte ein Beispiel aus dem Bereich der IT/OT-Integration, bei dem mit Hilfe von OpenShift eine übergreifende Lösung aufgesetzt wurde und mit dessen Hilfe verschiedene Systeme am Shopfloor Level, am Plant Level und am Corporate Level verbunden wurden.
Cloud, Edge und das IIOT
Alternde Fabriken können zu niedrigeren Produktionskapazitäten und zu unerwarteten Stillständen führen, in vielen Bereichen fehlen Fachkräfte und sinke Margen: Die europäische Industrie steht vor großen Herausforderungen – mit diesen beschäftigt sich Paul Hofmann von Senseforce.
In seinem Vortrag legte der erfahrene Industrieexperte den Schwerpunkt auf den Umgang mit dem Industrial Internet of Things (IIOT): Für Industrieunternehmen zentral ist die make-or-buy-Entscheidung, da Kosten und Funktionalität sich in beiden Fällen stark unterscheiden können. Außerdem müssen CTO (Know-How über Maschinen) und CIO (IT-Know-How) adressiert werden, wichtig ist, bei wem die Datenhoheit liegt. Für die Umsetzung von Projekten im Bereich IIOT bietet Senseforce ein gesamtheitliches Tool-Kit an, das Edge & Cloud abdeckt und auf Einfachheit und Flexibilität setzt.
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Senseforce zusammengefasst in einem Kurz-Video
Was kommt nach der Cloud?
Warum sammeln und speichern Industrieunternehmen überhaupt Sensordaten? Weil sie sich daraus einen Nutzen versprechen. 80% des Aufwandes liegen jedoch im Verstehen und Aufbereiten von Daten, der Bereich der nutzenversprechenden Anwendungen kommt oft zu kurz – dies kann auch daran liegen, dass Domänenwissen und Data Science nicht zusammenfinden. Hier setzt Harald Piringer mit Visplore an, das Unternehmen dabei helfen soll, schnell und ohne Setup-Aufwand gesammelte Daten zu verstehen und daraus neue Ideen zu generieren.
Hr. Piringer stellte in seinem Vortrag Visplore vor und erklärte anhand eines Beispiels aus dem Bereich Druckguss, wie mit Hilfe von Datenanalyse die Produktqualität verbessert, der Ausschuss reduziert und die Energieeffizienz gesteigert wurden. Anhand weiterer konkreter Anwendungsfälle ging Hr. Piringer auf die Erfolgsfaktoren für die optimale Nutzung von Daten ein.
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Visplore zusammengefasst in einem Kurz-Video
Wir bedanken uns bei allen Vortragenden und bei allen TeilnehmerInnen unserer Veranstaltung! Die Sitzungen der ExpertInnengruppe Forschung, Entwicklung und Innovation sind für alle Mitglieder der Plattform Industrie 4.0 zugänglich. Sollte Ihr Unternehmen Mitglied, Sie aber nicht auf dem Verteiler der ExpertInnengruppe Forschung, Entwicklung und Innovation sein, melden Sie sich gerne bei michael.fellner@plattformindustrie40.at.
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Foto von Alex Machado auf Unsplash