Ausgewählte Good Practices zu Industrie 4.0 in Zentraleuropa

Im April 2020 startete das Interreg-Projekt CEUP 2030, in welchem die Plattform Industrie 4.0 als Projektpartner aktiv ist. Ziel des Projekts ist es, das Thema Industrie 4.0 und damit verbundene Technologien in Zentraleuropa voranzutreiben.

Um den Projektzielen folgend Know-How und Netzwerke aufzubauen und um gemeinsame, länderübergreifende Projekte zu initiieren, ist es wichtig, in einem ersten Schritt den Status Quo zu erfassen: Welche positiven Beispiele gibt es bereits in den unterschiedlichen Regionen Zentraleuropas, die sich mit dem breiten Thema Industrie 4.0 auseinandersetzen?

Zur Beantwortung dieser Frage wurden innerhalb des ersten Arbeitspakets Good Practices gesucht und von den verschiedenen Projektpartnern zusammengetragen. Erfahrungen zu vier unterschiedlichen Themen wurden gesammelt:

  • Technology Use Cases: Beispiele zum konkreten Einsatz bestimmter Technologien
  • Policy Instruments: politische Maßnahmen zur Förderung der Aktivitäten rund um ausgewählte Technologien
  • Strategy Upgrades and Boosts: Strategien und strategische Pläne, auf denen aufgebaut werden kann
  • Policy Learning Lab Methodologies: innovative Methoden für die Gestaltung kollaborativer Workshops

Die folgende Auswahl an Beispielen soll einen kurzen Einblick in die Vielfalt der gesammelten Inputs und damit einen Ausblick auf die spannende Arbeit innerhalb des Projekts CEUP 2030 geben.

Technology Use Cases

Im Bereich der Technology Use Cases wurde unter anderem auf das Projekt „DIMAP – Novel Nano Ink Development“ verwiesen. Im Rahmen dieses Horizon 2020 Forschungsprojekts wurden neue Materialien für den 3D-Druck erforscht.

Ebenfalls im Bereich neuer Materialien für Industrie 4.0 arbeitet das italienische Unternehmen Rivierasca S.p.A., das Kunststofflaminate produziert. Beim Produktionsprozess kommt es zu hohen Materialverlusten, daher wurde aus dem Abfall in der Herstellung von glasfaserverstärktem Kunststoff ein neues Material („Glebanite“) entwickelt. Das sehr konkrete Beispiel zeigt, wie mit Hilfe von Investitionen in Forschung und Entwicklung neue, nachhaltige Produkte bzw. Materialien entstehen können.

Auch innerhalb Österreichs gibt es spannende Projekte. So wurde zum Beispiel im Rahmen des vom Land Niederösterreich geförderten Kooperationsprojekts Cob-Net KMU der Einsatz kollaborativer Roboter (Cobots) nähergebracht.

Neue, nachhaltige Materialien entstehen in Italien:

Policy Instruments

Politische Akteure innerhalb Zentraleuropas haben die Wichtigkeit des Themas Industrie 4.0 schon lange erkannt, dementsprechend viele Policy Instruments sind bereits im Einsatz, um die Digitalisierung des produzierenden Sektors voranzutreiben.

In einigen Ländern sind Innovationsgutscheine im Einsatz, so z.B. in Polen (Maßnahme 1.2.3) oder in Slowenien, wo durch solche Gutscheine die Beschäftigung mit IT- und Cyber-Security im Zentrum steht.

In Italien (Lombardei) gibt es Innovationsgutscheine bereits seit 2010, seit 2019 können KMU diese nutzen, wenn ihre Aktivitäten der Smart Specialization Strategy der Lombardei entsprechen. Dabei wird die Kooperation zwischen KMU und Forschungseinrichtungen finanziert und KMU werden bei Patent-Einreichungen unterstützt. KMU bzw. Projekte, die über Horizon 2020 ein „Seal of Excellence“ erhalten haben, werden dadurch ebenfalls unterstützt.

Auch das deutsche Förderprogramm „Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand“ unterstützt KMU bei Produkt- und Prozessinnovationen. Dabei werden nicht nur Aktivitäten innerhalb der Unternehmen sondern auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und wissenschaftlichen Partnern finanziert.

In Österreich ist die „Industrie 4.0“-Förderung der Austria Wirtschaftsservice (aws) ein wichtiges Vehikel, um KMU bei Schritten im Bereich Industrie 4.0 zu unterstützen. Die Förderung unterstützt Unternehmen bei der Planung, der Investition und bei der Qualifizierung von MitarbeiterInnen.

Wolfram Anderle erklärt, wie die aws produzierende Unternehmen im Bereich der Digitalisierung unterstützt.

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Strategy Upgrades and Boosts

Im Bereich der Strategien im Umgang mit Industrie 4.0 gibt es innerhalb Zentraleuropas unterschiedliche Zugänge auf regionaler, nationaler sowie transnationaler Ebene.

Auf regionaler Ebene wurden beispielsweise in Vas (Ungarn) in einem breit angelegten strategischen Prozess (100 involvierte Stakeholder, ExpertInnen aus zehn Ländern) sieben prioritäre Handlungsbereiche für die regionale Strategie im Zeitraum 2014-2020 ausgewählt. In die Zukunft denkt man in Oberösterreich, wo mit der „upperVISION2030“ eine Wirtschafts- und Forschungsstrategie geschaffen wurde, bei deren Erstellung ebenfalls die zentralen Stakeholder des Landes involviert waren.

Auf nationaler Ebene wurde beispielsweise in Kroatien eine SWOT-Analyse durchgeführt. In Österreich wiederum verfolgt das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie mit der Unterstützung von Technologieplattformen, die sich mit verschiedenen Schlüsseltechnologien beschäftigen (wie z.B. der Plattform Industrie 4.0 selbst) einen dezentralen Ansatz.

Auch transnationale Strategien beeinflussen Industrie 4.0 in Zentraleuropa, insbesondere in spezifischen Themenfeldern: So wurde z.B. im Rahmen des Interreg Central Europe Projekts 3DCENTRAL eine transnationale Roadmap entwickelt, die insbesondere den Bereich der additiven Fertigung adressiert.

Ein Erklärvideo zur „upperVISION2030“:

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Policy Learning Lab Methodologies

Interessant zu sehen ist, welche unterschiedlichen kollaborativen Methoden in den einzelnen Regionen bereits im Einsatz sind. Co-Creation-Prozesse und Methoden aus dem Bereich Design Thinking werden häufig verwendet. Zum Beispiel wurde im Rahmen des Horizon 2020 Projekts SISCODE ein „Living Lab“ als Methode eingesetzt um das Thema „Responsible Research & Innovation“ (RRI) voranzutreiben. Mit Hilfe von „Crowd Innovation“ und Open Innovation wurde auch im Rahmen des SYNERGY-Projekts (gefördert durch Interreg Central Europe) eine Plattform entwickelt um Technologie und Forschungs-Infrastruktur zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Universitäten zu teilen und zu kommerzialisieren.

Im Allgemeinen kann aus den gesammelten Projekten und Initiativen abgeleitet werden, dass ein sehr großer Fokus auf regionalen Stärken liegt. Viele Regionen streben die Anbindung zu den Smart Specialisation Strategies der Europäischen Kommission an.

Es ist spannend zu sehen, mit welchen Themen sich die Regionen und Länder Zentraleuropas beschäftigen. Die Kooperation im Rahmen von CEUP 2030 bringt mit Sicherheit auch in Zukunft interessante Insights rund um Industrie 4.0 zu Tage – als Projektpartner und verantwortliche Organisation für Work Package III freuen wir uns bereits darauf. Für weitere Details zum Projekt oder Partizipationsmöglichkeiten kontaktieren Sie gerne michael.fellner@plattformindustrie40.at!

Photo von carlos aranda auf Unsplash