Am 7. Oktober fand das 4. Webinar zu Future Skills & KI im Themenschwerpunkt Arbeit 5.0 statt, das im Rahmen des Interreg AT-SK Projektes „Twin City Future Innovation Manufacturing Hub“ von der Plattform Industrie 4.0 organisiert wird.
Roman Kern, Chief Scientific Officer bei Know Center Research GmbH und Assoc. Prof. an der TU Graz, hielt den ersten Vortrag zu Agentic AI und gab Einblicke in seinen Forschungsbereich. Moderne KI-Technologien wie LLMs, generative AI und ähnliche Technologien wie Visual Transformers können bereits gut eingesetzt werden, sie verstehen Sprache, analysieren Bilder und können einfache Schlüsse ziehen, generieren selbst Bilder und Texte. Damit eröffnen sich neue Anwendungsmöglichkeiten in Suche, Dokumentenverständnis, Wissensmanagement und können die Qualität und Produktivität erhöhen. Trotz der Fortschritte bleiben Herausforderungen: KI erfindet Fakten (Halluzinationen), bei veralteten Trainingsdaten entstehen Knowledge Gaps. Es gibt mit Bias systematische Verzerrungen und Fehler, oder es wird auf eine Frage immer unterschiedlich geantwortet.
Agentic AI beschreibt KI-Systeme, die eigenständig Aufgaben erledigen, Entscheidungen treffen und Abläufe steuern – mit dem Ziel, Menschen zu unterstützen und die Produktivität zu steigern. Im Gegensatz zu Agentic AI sind heute AI Agents vor allem unterstützende Systeme, die Workflows automatisieren und im Hintergrund arbeiten. Als ein Praxisbeispiel für KI kann die Unterstützung bei Dienstreiseprozessen genannt werden. Die KI prüft Bordkarten oder Belege automatisch und steigert Effizienz, ohne vollständig zu automatisieren.
Die Vision von Agentic AI, dass mehrere Agenten komplexe Aufgaben autonom lösen, ist noch nicht in der Praxis gänzlich möglich und ist Gegenstand der Forschung. In einem neuen Forschungsprojekt zu AI, einem Komet Modul, das ab 2026 startet, wird das Know Center zu Agentic AI weiter forschen, und sich beispielsweise damit beschäftigen, wie AI untereinander und mit Menschen agieren kann. Agentic AI ist heute unterstützend, nicht autonom. Der Mensch bleibt unverzichtbar und ein verantwortungsvoller Einsatz ist entscheidend.
Der zweite Input von Matthias Hayek, Gruppenleiter für Montageplanung und Assistenzsysteme bei Fraunhofer Austria Research, widmete sich dem KI-Mobil. Dieses Projekt macht Künstliche Intelligenz praxisnah erlebbar, zeigt konkrete Einsatzmöglichkeiten und stärkt die Kompetenzen der Mitarbeitenden im Umgang mit neuen Technologien. Mit dem KI-Mobil kommt KI direkt in die österreichische Prozess- und Fertigungsindustrie. Als mobile Innovationsplattform bringt es Demonstratoren und Workshops unmittelbar in die Unternehmen, wo reale KI-Anwendungen vorgestellt werden, etwa in den Bereichen Qualitätskontrolle, Produktionsplanung oder Einkaufsoptimierung, und gemeinsam neue Ideen entwickelt werden. Ziel des Projekts ist es, KI verständlich und greifbar zu machen, praktische Einsatzfelder aufzuzeigen und Unternehmen bei technischen, organisatorischen und rechtlichen Fragen zu begleiten. Beispiele aus der Praxis reichen von KI-gestützter Qualitätskontrolle mit minimalem Trainingsaufwand über Chatbots für Unternehmensdaten und sensorbasierte Produktionsplanung bis hin zu Sprachmodellen für Sicherheits- und Trainingseinsätze. Im Fokus stehen zudem Future Skills wie Prompt Engineering, Human-in-the-Loop und agiles Projektmanagement für KI-Prozesse.
Anmeldung und weitere Informationen zum KI-Mobil finden Sie: HIER
Den abschließenden Input hielt Daniela Rodriguez Ulloa, Enterprise Solutions Manager bei Hutchison Drei Austria, die die Entwicklung des ersten KI-gestützten B2B-Voice-Produkts vorstellte. Hintergrund des Projekts ist der neue EU AI Act, der die Anforderungen an Unternehmen grundlegend verändert. KI-Kompetenz muss künftig in allen Unternehmensbereichen, von Technik bis Legal & Compliance, fest verankert sein. Ziel war daher die Entwicklung eines Voice-Systems, das eigenständig betrieben und flexibel weiterentwickelt werden kann. Das Projekt stärkte nicht nur die technologische Kompetenz bei Drei, sondern förderte auch die bereichsübergreifende und agile Zusammenarbeit, mit einem klaren Fokus auf kontinuierliches Lernen. Die wichtigsten Erkenntnisse waren: KI betrifft alle Teams, weshalb ein unternehmensweites Verständnis notwendig ist; Compliance by Design stellt sicher, dass Datenschutz und Transparenz von Beginn an berücksichtigt werden; und Agilität sowie Lernkultur sind entscheidend, da erfolgreiche KI-Projekte von Experimentierfreude und interdisziplinärer Zusammenarbeit leben. In Zukunft wird entscheidend sein, dass Technologie-, Business- und Legal-Teams noch enger zusammenarbeiten. Denn wer bereit ist zu lernen und Verantwortung zu übernehmen, wird im KI-Zeitalter den Unterschied machen.
Vielen Dank an die drei Vortragenden für die informativen Präsentationen.
