Die Plattform Industrie 4.0 informiert im „DPP Check-In“ regelmäßig zu Neuigkeiten zum Digitalen Produktpass (DPP). In diesen Check-Ins fassen wir konkrete Updates zu den unterschiedlichsten Aspekten zusammen und schaffen einen Raum für Diskussion, Austausch, und Fragen. Der 10. Check-In fand am 25.06.2025 statt. Dieser Beitrag bietet eine Zusammenfassung des Check-In und einen groben allgemeinen Überblick. Um alle Updates und Einladungen zu den DPP Check-Ins zu bekommen, melden Sie sich bitte hier an.
AKTUELLER STAND DPP & ESPR
Ein Überblick über den DPP wird in Kurzform im DPP Fact Sheet (Stand 07/24), umfangreicher im Dokument „Digitaler Produktpass – Status Quo“ (Stand 12/23), oder im ersten DPP Check-In gegeben. Hier finden Sie außerdem die Übersichtsseite der Plattform Industrie 4.0 zum DPP. An dieser Stelle folgt daher nur eine sehr kurze Zusammenfassung des aktuellen Stands – für vertiefende Informationen verweisen wir auf die Übersichtsseite bzw. die genannten Dokumente.
Die Ökodesignverordnung trat am 18.07.2024 in Kraft. Die deutsche Version der Verordnung können Sie hier herunterladen. Der Arbeitsplans für den Zeitraum 2025-2030 wurde Ende April 2025 veröffentlicht. Ab 2026 sollen produktspezifische Verordnungen folgen, die in den Delegierten Rechtsakten erarbeitet werden. Nach Verabschiedung ist (außer in Ausnahmefällen) mit einer Übergangsfrist von 18 Monaten zu rechnen.
Nach aktuellem Stand gelten folgende Produkte als prioritär:
Eisen und Stahl, Aluminium, Textilien/Bekleidung, Möbel, Matratzen, Reifen
Neben diesen Produktgruppen gibt es auch sogenannte horizontale Maßnahmen, diese Maßnahmen sollen für mehr als eine Produktgruppe gelten. Im ersten Arbeitsplan sollen Reparierfähigkeit und Recyklierbarkeit/Recyclinganteil bearbeitet werden. Obwohl elektronische und IKT Produkte nicht als spezifische Produktgruppe genannt werden, sollen diese bei den horizontalen Maßnahmen ebenfalls behandelt werden und somit Anforderungen in den nächsten Jahren entstehen. Daneben werden außerdem 16 der 35 in der Ökodesign-Richtlinie behandelten energieverbrauchs-relevanten Produkte in der ESPR überarbeitet.
Textilien sowie Eisen und Stahl sollen als erste Produktgruppen in den Delegierten Rechtsakten behandelt, der DPP könnte bereits im Laufe des Jahres 2027/28 in Kraft treten. Batterien (ab 2027) und Bauprodukte (ab 2028) werden in eigenen Verordnungen geregelt.
In der Ökodesignverordnung werden die im folgenden gelisteten Ökodesign Kriterien genannt. Welche Kriterien in welchen Produktgruppen verpflichtet sein werden, wird in den Delegierten Rechtsakten bestimmt.
Funktionsbeständigkeit, Zuverlässigkeit, Wiederverwendbarkeit, Nachrüstbarkeit, Reparierbarkeit, die Möglichkeit der Wartung und Instandsetzung, das Vorhandensein besorgniserregender Stoffe, Energieverbrauch und Energieeffizienz, Wassernutzung und Wassereffizienz, Ressourcennutzung und Ressourceneffizienz, Rezyklatanteil, die Möglichkeit der Wiederaufarbeitung, Recyclingfähigkeit, die Möglichkeit der Verwertung von Materialien, Umweltauswirkungen, einschließlich des CO2-Fußabdrucks und des Umweltfußabdrucks, Menge des voraussichtlich entstehenden Abfalls.
Seit Ende Juni 2025 sind außerdem die Inquiry Drafts der ersten fünf der acht harmonisierten europäischen Normen für den DPP veröffentlicht – vorerst vom deutschen DIN Deutsches Institut für Normung e. V. Die restlichen drei Normen sollen in den nächsten Tagen folgen. Diese Normen bilden die technische Basis für die Einführung des DPPs. Die Inquiry Drafts zur Standardisierung befinden sich aktuell im öffentlichen Konsultationsprozess. Bis voraussichtlich Mitte September 2025 kann Feedback eingebracht werden – abhängig von der jeweiligen Standardisierungsgruppe. Die Rückmeldungen erfolgen über die nationalen Normungsorganisationen – in Österreich über das ASI (Austrian Standards International), sobald die Standards dort veröffentlicht sind. Um einen fundierten Überblick über die Inhalte der Drafts und den aktuellen Stand der Standardisierung zu geben, planen wir aktuell ein Webinar spezifisch zu diesem Thema. Aufgrund der Vertraulichkeit innerhalb der Normungsgruppen besteht ein erhöhter Informationsbedarf – auch, um Missverständnisse auszuräumen und sachlich einzuordnen. Weitere Details dazu folgen.
Die aktuelle Timeline des DPP können Sie hier sehen.
CIRPASS-2
Im Mai 2024 startete das europäische Leuchtturmprojekt zum Digitalen Produktpass „CIRPASS-2“. CIRPASS-2 organisiert unter anderem eine Stakeholder Community und fünf Expert Groups, in denen man mitwirken kann. Mehr dazu sowie zum Projekt selbst finden Sie im Bericht des 6. Check-Ins.
Auf der CIRPASS-2 Homepage finden Sie außerdem relevante Publikationen, wie zum Beispiel:
- Proposal for a DPP System Reference Architecture
- Tutorial on Semantic Interoperability for Digital Product Passports (Video)
- Ideas for reducing the reporting burden using the DPP
- Options for the redirection to the mandatory DPP Backup (DPP System)
- Response to Call for Evidence on rules for DPP Service Providers
- Upper-level Regulatory Sectoral Ontologies & Vocabularies (-> Feedback erwünscht!)
- Options for EU Web Portal Search
- Ontology Requirements Specification for an EU DPP Core Ontology Proposal
Im Rahmen von CIRPASS-2 wurde die Circular Data Platform gestartet – eine Online-Community rund um den DPP. Organisationen können sich dort kostenlos registrieren, Informationen zu aktuellen Entwicklungen, Services und Lösungen austauschen sowie ihre Aktivitäten sichtbar machen – mehr dazu im 9. Check-In.
Weitere Updates
Allgemeines
- WKÖ Webinarreihe: Die WKÖ organisiert eine Webinarreihe zur ESPR bzw. dem Digitalen Produktpass. Das letzte Webinar fand am 16.05.2025 statt und behandelte den 1. Arbeitsplan der ESPR und das Übergangsregime.
- Von 16-18. Juni 2025 fand in Brüssel sowie online die DPP4EU Conference statt, bei der geförderte Projekte rund um den DPP ihre Aktivitäten und Erkenntnisse vorstellen. Die Slides sollten in den nächsten Wochen veröffentlicht werden.
- Zwei relevante Publikationen im Umfeld des DPP wurden kürzlich veröffentlicht: EU Single Market Strategy, A Competitiveness Compass for the EU, Omnibus IV
In Ersterer wird die Relevanz des Digitalen Produktpasses als Digitalisierungsinstrument hervorgehoben, das zur Vereinfachung und Reduzierung von Berichtsanforderungen beitragen soll:„The Digital Product Passport (DPP) will become the main tool for disclosing and sharing product information across all new and revised product legislation.“ Im Gegensatz zu bisherigen Bedenken scheinen diese Veröffentlichungen den DPP deutlich zu stärken, statt die Regulierung abzuschwächen. - Am 03. Juli findet das DPP Networking-Event des PACE Projekts (siehe 8. Check-In) in St. Pölten statt. Neben Vorträgen gibt es eine Reihe an Aussteller, die DPP Projekte und Initiativen vorstellen.
- In der Publikation „The economics of the DPP – from materials to markets“ wird auf mögliche Kosten des DPPs für Unternehmen eingegangen, sowie Möglichkeiten durch den DPP Mehrwert zu schaffen, und Schritte Richtung DPP Implementierung.
- Die Publikation „DPP Playbook“ gibt eine generellen sehr guten Überblick über den DPP aus Unternehmenssicht. Hier werden zunächst die Grundlagen erklärt, gefolgt von der Rolle von Unternehmen im DPP, die Schaffung von Mehrwert bzw. Geschäftsmodelle, und mögliche erste Schritte.
- Als Teil des PASSAT-Projekts (siehe 9. Check-In) zum Digitalen Produktpass betreiben wir den LinkedIn Kanal „PASSAT – Digital Product Passport Austria & Beyond“, in dem wir alle Neuigkeiten zum DPP sobald wie möglich veröffentlichen. Um Neuigkeiten sobald wie möglich mitzubekommen, können Sie diesem Kanal folgen.
Internationale Aktivitäten rund um den DPP
Im Rahmen des 10. Check-Ins stellte Marvin Böll (VDE) internationale Aktivitäten zum DPP vor. Neben den Arbeiten der europäischen Kommission (zu den delegierten Rechtsakten) sowie der Standardisierung auf europäischen Ebene, gibt es einerseits eine große Anzahl an europäischen Initiativen und Projekten zum DPP (siehe DPP4EU Conference). Daneben gewinnt der DPP bzw. DPP-ähnliche System aber auch international an Bedeutung: Es gibt etliche Initiativen wie UNTP oder Arbeitsgruppen in China, die sich mit dem Thema beschäftigen. Ein Überblick wird in den Slides von Marvin Böll gegeben, die in Kürze folgen.
NÜTZLICHE INFORMATIONEN:
- DPP Fact Sheet: https://plattformindustrie40.at/wp-content/uploads/2024/05/Digitaler-Produktpass-Fact-Sheet-2.pdf
- Übersichtsseite DPP Check-Ins: https://plattformindustrie40.at/digitaler-produktpass/
- CIRPASS-2 (EU-Leitprojekt zum DPP, Infos folgen): https://cirpass2.eu/
- Ökodesignverordnung: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=OJ:L_202401781
- Standardization Request: https://ec.europa.eu/transparency/documents-register/detail?ref=C(2024)5423&lang=de
Der nächste Check-In wird voraussichtlich im August oder September 2025 statt finden. Die Check-Ins sind öffentlich und kostenlos zugänglich, Interessierte können sich auf den Verteiler setzen lassen.
Schicken Sie uns gerne Kommentare, Ergänzungen oder Kritik an verena.halmschlager@plattformindustrie40.at – wir freuen uns über Rückmeldungen aller Art.
