3. Webinar „Future Skills & KI“

Am 13. Mai fand das 3. Webinar zu „Future Skills & KI“ statt, das im Themenschwerpunkt Arbeit 5.0 und im Rahmen des Interreg AT-SK Projektes „Twin City Future Innovation Manufacturing Hub“ von der Plattform Industrie 4.0 organisiert wird.

Im ersten Input zu „Einführung von AI ins Unternehmen: welche Kompetenzen werden benötigt?“ geht Dr. Andreas Sackl von der FH Technikum Wien auf zentrale Erfolgsfaktoren für die Implementierung von KI-Lösungen ein. Viele gescheiterte Praxisbeispiele zeigen, der reine Fokus auf Technik reicht nicht aus. Er nennt das Beispiel eines Einzelhändlers, der mit der Einführung einer automatisierten Warenbestellung scheiterte, da diese ohne Einbindung der Mitarbeitenden, ohne Change-Management und ohne Anpassung des Geschäftsprozesse umgesetzt wurde. Im Gegensatz dazu steht ein erfolgreiches Projekt der Lufthansa Cargo, das durch frühzeitige Beteiligung der Mitarbeitenden, Feedbackschleifen und klare Prozessanpassungen nachhaltige Wirkung erzielte. Das zeigt: Neben der Technologie sind viele weitere Faktoren entscheidend – etwa Datenqualität, rechtliche Rahmenbedingungen, Integration in bestehende Systeme und vor allem der Faktor Mensch. Akzeptanz entsteht nicht automatisch – sie muss aktiv gestaltet werden.

Strukturierte Methoden wie der Lean Canvas helfen dabei, beim Einsatz neuer Technologien Problem, Zielgruppe und Lösung präzise zu definieren. Erst wenn klar ist, welches Problem gelöst werden soll und warum eine KI-Lösung dafür geeignet ist, lohnt sich die technische Umsetzung. Ein weiteres zentrales Thema ist Change-Management: Nur etwa 5 % der Mitarbeitenden sind zu Beginn neue Technologien gegenüber direkt aufgeschlossen. Um Skepsis zu begegnen, braucht es frühzeitige Einbindung, klare Kommunikation und eine gemeinsame Zielentwicklung. Erfolgreiche KI-Projekte sind immer auch Kultur- und Lernprozesse.

Abschließend wurde betont: Erfolgreiche KI-Projekte starten nicht mit Programmcode, sondern mit einer klaren Problemdefinition. Wer ganzheitlich denkt und Technik, Organisation und Mensch gemeinsam berücksichtigt, schafft die besten Voraussetzungen für nachhaltigen Erfolg.

Die FH Technikum Wien bietet ein vielfältiges Studien- und Weiterbildungsangebot mit Schwerpunkt auf Künstlicher Intelligenz, Datenanalyse und digitalen Technologien. Im Bereich der regulären Studienprogramme ist das Bachelorstudium Informatik hervorzuheben, das sowohl als Vollzeit- als auch als duales Modell angeboten wird. Im dualen Studium verbringen die Studierenden das erste Jahr an der FH, bevor sie ab dem zweiten Jahr abwechselnd im Unternehmen und an der Hochschule lernen – eine enge Verknüpfung von Theorie und Praxis.

Im Masterbereich gibt es berufsbegleitende Studiengänge wie AI-Engineering (technische KI-Anwendungen) und Data Science (Datenanalyse, maschinelles Lernen, Statistik). Ergänzt wird das Angebot durch den Masterlehrgang Business Analytics, der den Praxiseinsatz von KI und Business Itelligence vertieft.

Für die Weiterbildung betreibt die FH mit der Technikum Wien Academy eine eigene Plattform mit Seminaren, Zertifikatslehrgängen und Inhouse-Schulungen. Besonders hervorzuheben sind das dreitägige AI Essentials Seminar für Einsteiger:innen sowie das AI Bootcamp für Teilnehmer:innen mit Programmiererfahrung, das praktische Einblicke in Datenanalyse, Machine Learning und neuronale Netze bietet.

Larisa-Maria Stanescu von der Wien IT GmbH hielt den zweiten Input zu „KI-Kompetenz im Fokus: Strategie, Praxis und Bildungsangebote im WSTW-Konzern“.

Die Wiener Stadtwerke setzen Künstliche Intelligenz (KI) strategisch ein, um zentrale städtische Bereiche wie Mobilität (Wiener Linien, Wiener Lokalbahnen), Energie (Wien Energie, Wiener Netze), IT, Immobilien, Parkraumbewirtschaftung und sogar Friedhöfe effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Das Unternehmen versteht KI nicht als kurzfristigen Hype, sondern als langfristige Chance. Daraus entstand eine konzernweite KI-Strategie mit zwei organisatorischen Säulen: dem operativ tätigen KI Competence Center und einer KI-Community of Experts, die aus Vertreter:innen aller Tochtergesellschaften besteht. Gemeinsam wurden konkrete Anforderungen identifiziert – etwa Effizienzsteigerung, sicherer KI-Einsatz und der Zugang zu Expertise – und darauf aufbauend eine KI-Vision formuliert: KI soll zur nachhaltigen Mobilitäts- und Energiewende beitragen und in den Kernprozessen verankert sein. Zentrale Werte sind dabei Kundennutzen, Datensicherheit, Ethik sowie ein starker Fokus auf digitalen Humanismus im Sinne der Wiener KI-Strategie.

Das im Februar 2025 gegründete KI Competence Center arbeitet mit konzernweiter Expertise an der schnellen Umsetzung und Evaluierung von KI-Ideen durch Proof-of-Concept-Projekte. Ziel ist ein niederschwelliger, iterativer Zugang zur KI-Entwicklung. Gleichzeitig wird Change-Management als essenziell erkannt: Bei Pilotprojekten wie dem Einsatz von Microsoft Copilot wurde ein umfassendes Begleitprogramm mit Schulungen, Q&A-Sessions und Testphasen etabliert – mit dem klaren Ergebnis, dass kontinuierliche Unterstützung die Nutzung deutlich erhöht. Zur sicheren und verantwortungsvollen Nutzung von KI wurde ein Nutzungsleitfaden erstellt. Ergänzend wird ein verpflichtendes E-Learning vorbereitet, dass alle Mitarbeitenden schulen wird. Man setzt auf Bewusstseins- und Kompetenzaufbau. Dazu zählen auch regelmäßige Prompting-Schulungen, die niederschwellig und praxisnah das richtige Arbeiten mit KI vermitteln. Ziel ist es, Ängste abzubauen, neue Ideen zu fördern und die Mitarbeitenden aktiv in die digitale Transformation einzubinden.

Vielen Dank an beide Vortragenden für die informativen und inspirierenden Präsentationen.

Plattform Industrie 4.0 Österreich