Klimakrise, steigende Energiepreise, geopolitische Unsicherheiten – und nun auch noch eine konjunkturelle Abkühlung: In diesem Spannungsfeld stellt sich die Frage, wie Unternehmen Nachhaltigkeit nicht nur behaupten, sondern in der Praxis auch umsetzen können. Die Plattform Industrie 4.0 widmete sich im Rahmen eines Webinars am 08. April 2025 genau diesem Thema. Drei Vorträge beleuchteten aus wissenschaftlicher und industrieller Perspektive, wie Nachhaltigkeit auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten gelebt werden kann.
Green Tech als Wachstumsmotor – trotz Rezession
Alexander Kaufmann vom Industriewissenschaftlichen Institut (IWI) eröffnete das Webinar mit einer datenbasierten Analyse zur Entwicklung der Green Tech-Branche in Österreich. In seinem Vortrag stellte er dar, dass die Nachhaltigkeitswirtschaft nicht nur ein ökologischer Imperativ, sondern auch ein ökonomischer Wachstumstreiber ist – selbst in konjunkturellen Schwächephasen. Kaufmann zeigte anhand aktueller Zahlen, dass Unternehmen aus der Green Tech-Branche überdurchschnittlich investieren, hohe Exportquoten aufweisen und durch ihre Innovationskraft resilienter gegenüber Krisen sind.
Ein zentraler Erfolgsfaktor: Kooperation. Laut Kaufmann gelinge der Auf- und Ausbau nachhaltiger Geschäftsmodelle vor allem dann, wenn Unternehmen, Forschungseinrichtungen und öffentliche Stellen eng zusammenarbeiten. Besonders betonte er die Bedeutung langfristiger Rahmenbedingungen, etwa durch Förderungen, regulatorische Planungssicherheit und den Ausbau grüner Leitmärkte. Sein Fazit: Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Kostenfaktor, sondern eine zukunftsgerichtete Investition mit wirtschaftlichem Potenzial.
Nachhaltigkeit als Kernelement industrieller Resilienz – Einblicke von Schneider Electric
Karl Sagmeister, Country General Manager Austria bei Schneider Electric, gewährte im zweiten Vortrag praxisnahe Einblicke in die Unternehmensrealität eines globalen Technologiekonzerns. Für Schneider Electric ist Nachhaltigkeit kein Add-on, sondern zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. Sagmeister betonte, dass sich Investitionen in Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch lohnen – insbesondere in Zeiten steigender Energiepreise.
Mit konkreten Beispielen zeigte er, wie Schneider Electric digitale Lösungen einsetzt, um den Energieverbrauch in Industrieanlagen zu optimieren und CO₂-Emissionen messbar zu senken. Dabei gehe es nicht nur um technische Innovation, sondern auch um kulturellen Wandel: Mitarbeiter:innen müssen befähigt werden, nachhaltige Entscheidungen zu treffen – und das auf allen Ebenen. Besonders hervor hob Sagmeister die Wichtigkeit von Transparenz entlang der Lieferkette sowie die Rolle von Partnerschaften, etwa mit Start-ups oder Universitäten, zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.
Nachhaltigkeit als Innovationsmotor bei Infineon
Den Abschluss bildete der Vortrag von Stefan Rohringer, Country R&D Officer bei Infineon in Graz. Er schilderte, wie Nachhaltigkeit tief in die Produktentwicklung und das strategische Denken des Halbleiterunternehmens eingebettet ist. Einblicke gab es zum Beispiel in die Entwicklung energieeffizienter Mikrochips, die heute bereits in zahlreichen Anwendungen zur CO₂-Reduktion beitragen – von der Elektromobilität bis zur smarten Gebäudeautomation.
Rohringer betonte, dass technologische Innovation ein zentraler Hebel für nachhaltige Transformation sei. Gleichzeitig zeigte er auf, wie anspruchsvoll es ist, Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu integrieren – vom Design über die Produktion bis hin zum Recycling. Infineon verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem ökologische Ziele gleichrangig mit ökonomischen und sozialen Aspekten betrachtet werden. Auch hier wurde deutlich: Nachhaltigkeit ist nicht nur ein ethischer Anspruch, sondern ein strategischer Vorteil in einem zunehmend kompetitiven Marktumfeld.
Fazit: Nachhaltigkeit ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit – auch (oder gerade) in der Rezession
Das Webinar zeigte: Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Resilienz schließen einander nicht aus. Unternehmen, die jetzt in grüne Technologien, Kreislaufwirtschaft und Energieeffizienz investieren, sind nicht nur besser aufgestellt für kommende Krisen, sondern sichern sich auch Wettbewerbsvorteile.
