Status Quo der österreichischen Kreislaufwirtschaft

Im Webinar der Plattform Industrie 4.0 am 24. März 2025 gab Stefan Merl, Director ESG & Sustainability Consulting bei PwC, einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft in Österreich, basierend auf der PwC-Studie „Status quo der österreichischen Kreislaufwirtschaft„. Die Ergebnisse der Studie liefern wichtige Erkenntnisse zum aktuellen Stand sowie zu den zukünftigen Perspektiven dieser Branche.

Regionale Unterschiede und wirtschaftliche Auswirkungen

Die Kreislaufwirtschaft zeigt in Österreich deutliche regionale Unterschiede. Der Osten des Landes, insbesondere Wien und Niederösterreich, trägt einen größeren Teil zur Bruttowertschöpfung bei. Der Westen, darunter Vorarlberg, Tirol und Salzburg, ist weniger stark vertreten. Diese Unterschiede hängen oft mit den jeweiligen Abfallwirtschaftssystemen und wirtschaftlichen Strukturen zusammen.

Aktuell generiert die Kreislaufwirtschaft in Österreich eine Bruttowertschöpfung von rund 14 Milliarden Euro. Es wird erwartet, dass dieser Wert bis 2030 auf etwa 28 Milliarden Euro anwachsen wird. Dabei könnte auch die Zahl der Beschäftigten in der Branche von rund 50.000 auf 140.000 steigen.

Regulierung und Herausforderungen

Ein zentrales Thema der Diskussion war die Rolle von Regulierungen in der Kreislaufwirtschaft. Viele Unternehmen orientieren sich bei der Umsetzung von Kreislaufstrategien an gesetzlichen Vorgaben. Wichtige Verordnungen, wie die Verpackungsverordnung und die Ökodesign-Verordnung, zielen darauf ab, Recyclingraten zu steigern und die Lebensdauer von Produkten zu verlängern. So soll beispielsweise die Recyclingquote für Verpackungen bis 2025 auf 65 % steigen. Diese Regulierung fördert unter anderem die Erhöhung des Anteils an recycelbaren Materialien in Produkten und Verpackungen, was als wesentlicher Schritt zur Förderung der Kreislaufwirtschaft angesehen wird.

Unternehmen stehen jedoch vor der Herausforderung, die gesetzlichen Anforderungen effizient umzusetzen und gleichzeitig wirtschaftliche Vorteile zu erzielen. Ein Fünftel der Unternehmen in Österreich gibt an, dass die hohen Kosten für Umstellungen in der Produktion und die Logistik als größte Herausforderung bei der Implementierung von Kreislaufwirtschaftsstrategien wahrgenommen werden. Gleichzeitig stellt die Zusammenarbeit mit Lieferanten und anderen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg dar.

Kreislaufwirtschaft als Wirtschaftsfaktor

Die Studie zeigt, dass Kreislaufwirtschaft nicht nur eine ökologische Notwendigkeit ist, sondern auch erhebliches wirtschaftliches Potenzial bietet. Durch Ressourcenschonung und Recycling können Unternehmen nicht nur Kosten senken, sondern sich auch unabhängiger von globalen Rohstoffmärkten machen. Laut PwC könnten durch die verstärkte Nutzung von Kreislaufwirtschaft bis 2030 rund 6,6 Milliarden Euro an Rohstoffkosten eingespart werden. Besonders vor dem Hintergrund der geopolitischen Unsicherheiten – wie den Auswirkungen des Russland-Ukraine-Konflikts – wird die Relevanz von Kreislaufwirtschaft als strategische Lösung zur Erhöhung der Ressourcensicherheit und Unabhängigkeit immer deutlicher.

Fazit

Die Kreislaufwirtschaft in Österreich entwickelt sich zunehmend zu einem bedeutenden wirtschaftlichen Sektor. Laut der PwC-Studie wird sie in Zukunft nicht nur zur Steigerung der Ressourceneffizienz, sondern auch zur Schaffung von neuen Arbeitsplätzen und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen beitragen. So könnte die Branche durch verstärkte Kreislaufwirtschaftsmaßnahmen bis 2030 5 % des BIP ausmachen. Unternehmen, die nachhaltige Geschäftsmodelle implementieren, können ihren CO2-Fußabdruck verringern und ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen. Der Trend zur Kreislaufwirtschaft ist eng mit den Zielen der Industrie 4.0 verbunden, die auf digitale Transformation und Ressourcenschonung abzielen. In den kommenden Jahren wird sich die Branche weiter entwickeln, und die Kreislaufwirtschaft wird noch stärker in die Geschäftsstrategien von Unternehmen integriert werden.