Datenaustausch in der Produktion: Neuigkeiten und Entwicklungen (16. Check-In)

In den regelmäßigen „Check-Ins“ der Domain Manufacturing informiert die Plattform Industrie 4.0 über Neuigkeiten zu Data Sharing, Gaia-X, Manufacturing-X & Co. Im Fokus des virtuellen Austauschformates stehen konkrete Neuerungen mit Produktionsbezug, die sich seit dem letzten Austausch ergeben haben. Dieser Artikel fasst wesentliche Inhalte des Check-Ins kurz zusammen. Die Langfassung des Protokolls wird über den Verteiler der Domain Manufacturing (kostenlose Anmeldung) verschickt.

Manufacturing-X: Updates

Beim Factory-X Customer Sounding Board wurde kürzlich der Factory-X Use Case “Condition Monitoring led Servicesvorgestellt. Es gibt bereits eine Vielzahl an Anwendungen, die Condition Monitoring heute produktiv ermöglichen. Das Problem ist, dass deren Interoperabilität und Kompatibilität eingeschränkt sind. Das möchte man ändern, indem Maschinenbauer, Fabrikbetreiber und Komponentenhersteller angebunden werden.

Im Use Case “Energy Consumption and Load Management” steht der Energieverbrauch der Produktion im Mittelpunkt. Einerseits soll der Energieverbrauch von Maschinen mit Hilfe standardisierter, digitaler Zwillinge gesenkt werden. Andererseits sollen durch Datenaustausch das Load Management verbessert und dadurch Kosten gesenkt werden.

Beim Manufacturing-X Technical Council wurden die technischen Komponenten in Manufacturing-X diskutiert. Dabei wurden die AAS, OPC UA und Automation ML, Internet-Standards sowie das Decentralized Claims Protocol und das Dataspace Protocol mit Tractus-X als prominentester Implementierung hervorgehoben.

Manufacturing-X: Projekt Wind-X

Mit dem Datenaustausch in der Windkraft beschäftigt sich das Projekt Wind-X. Durch einen Data Space für Windenergie sollen die Nutzung von Anlagendaten und deren geschäftstechnische Verwertbarkeit erhöht werden. Sechs Millionen Euro werden über das IPCEI-CIS Das Projekt wird von ENERCON, einem deutschen Hersteller von Windkraftanlagen, koordiniert. Hersteller, Zulieferer und Betreiber von Anlagen beteiligen sich ebenfalls am Projekt, darunter z.B. der Fachverband VDMA Power Systems, der das Projekt auch initiiert hat

Ein Treiber des Projekts ist der EU Data Act. Dieser tritt im September 2025 in Kraft und ermöglicht den Betreibern von Windkraftanlagen neue Geschäftsmodelle im Umgang mit den Anlagendaten. Dazu soll im Projekt ein Demonstrator entwickelt werden. Für die technische Umsetzung des Projekts möchte man auf die Erkenntnisse und Ergebnisse von Manufacturing-X, Catena-X und Gaia-X aufbauen.

Manufacturing-X: RoX

Robotik spielt in verschiedenen Manufacturing-X-Projekten eine Rolle, darunter auch im RoX-Projekt. Das Projekt koordinieren ABB, Siemens, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und das Fraunhofer IPA. Verschiedene Integratoren und Anwender sind ebenfalls im Projekt involviert, Zielbranchen sind die Automobilindustrie, die Verpackungsindustrie und die Pharmaindustrie.

Vier Anwendungsfälle werden im Projekt umgesetzt:

  • Der erste Anwendungsfall betrifft das Be- und Entladen von LKWs und den autonomen Transport, z.B. draußen bzw. in unstrukturierten und dynamischen Umgebungen.
  • Der zweite Anwendungsfall betrifft die Kommissionierung und Konfektionierung von Produkten, in der Lagerlogistik und in der Produktion. U.a. ist Mercedes-Benz im Projekt als Partner in der Produktionslogistik involviert.
  • Im dritten Use Case steht die automatisierte Produktion mit Hilfe von Robotik im Mittelpunkt, z.B. bei Kleinserien und in unstrukturierten Umgebungen, bei der Reinigung von Produktionsanlagen in der Pharmaindustrie oder bei Schweißprozessen. Aus der Pharmabranche ist Boehringer Ingelheim als Partner im Projekt involviert.
  • Der vierte Use Case fokussiert auf die KI-gestützte Inbetriebnahme von Robotersystemen und die erleichterte Integration von Robotik.

RoX wird im Rahmen des IPCEI-CIS (8ra) umgesetzt. Als technischer Partner ist T-Systems mit ihrem Data Intelligence Hub mit an Bord. Die Nutzung des „Shared Technology Layer“ von Factory-X wird angestrebt, auch die Gaia-X Digital Clearing Houses möchte man nutzen.

Interessierte Unternehmen können als assoziierte Partner am Projekt teilnehmen. Das trifft natürlich auch auf österreichische Firmen zu.

AAS-EDC Verbindung, Microsoft-Arbeit zu Data Spaces

Auf der Weiterbildungsplattform von Microsoft findet sich seit kurzem ein Artikel zur Umsetzung von Data Spaces mit Microsoft Azure. Im Artikel werden Data Spaces als Lösungsansatz für die Compliance-Anforderungen verschiedener Regularien, z.B. rund um den Digitalen Produktpass, beschrieben. Die Autoren, Erich Barnstedt und Dominic Betts, beschreiben einen Umsetzungsvorschlag für Data Spaces mit Hilfe der Azure Industrial IoT Referenzarchitektur. Als Use Case dient die Berechnung eines firmenübergreifenden Product Carbon Footprint.

Im Artikel wird auf weitere technische Komponenten zur Umsetzung eines Data Space referenziert. Dazu zählen OPC UA, die Asset Administration Shell und die Eclipse Dataspace Components – die Eclipse Dataspace Connectors greifen über eine Erweiterung des Fraunhofer IOSB auf die AAS zu. Zusätzlich wird auf das Dataspace Protocol als Basis für den Datenaustausch verwiesen.

Projektupdate: Flex4Res

Im Forschungsprojekt Flex4Res arbeitet man an der Flexibilisierung von Produktionslinien mithilfe von Data Spaces. Am Projekt beteiligt sind u.a. die TU Wien, Exoscale und die voestalpine High Performance Metals Digital Solutions GmbH. Vier Use Cases werden im Projekt umgesetzt. Sie betreffen die beschleunigte Rekonfiguration von Maschinen nach einem Werkzeugwechsel (Use Case 1), die vereinfachte Änderung von Produktionsplänen (Use Case 2), die Optimierung der Produktionsplanung (Use Case 3) und die Rekonfiguration von Maschinen während der Produktion (Use Case 4).

Vor kurzem wurde ein Statusupdate zum Projekt veröffentlicht. Es gibt mittlerweile eine erste Version der Software, die die Use Cases umsetzen soll. Technisch setzt man dabei auf die AAS. In Zukunft sollen KI- und Datenanalyse-Lösungen in die Plattform integriert werden.

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Mehr Informationen

Der griechische Stahlhersteller Sidenor möchte durch das Flex4Res-Projekt die Veränderung seiner Produktionspläne vereinfachen.

Danke und Teilnahme

Danke für den Austausch im 16. Check-In zum Datenaustausch in der Produktion! Schicken Sie uns gerne Kommentare, Ergänzungen oder Kritik an michael.faelbl@plattformindustrie40.at – wir freuen uns über Rückmeldungen aller Art.

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Foto von Jakub Żerdzicki auf Unsplash

Michael Fälbl