China spielt eine immer größere Rolle in der globalen grünen Transformation. Als weltweit größter Produzent und Exporteur von Solarmodulen, Windturbinen und Elektrofahrzeugen sowie mit dem größten Inlandsmarkt für viele dieser Technologien, ist das Land ein Schlüsselakteur in der Entwicklung nachhaltiger Industrieprozesse. Ein gezielter strategischer Ansatz hat dazu beigetragen, Chinas Technologieführerschaft im Bereich der erneuerbaren Energien und klimafreundlichen Innovationen zu festigen.
Lia Musitz hat im Auftrag der AK eine Studie zu diesem Thema verfasst, die sie in einem Research Insight am 18. Feber 2025 vor mehr als 70 interessierten Zuhörer:innen vorgestellt hat.
Gezielter Wandel: Von der fossilen zur nachhaltigen Wirtschaft
Bereits in den 1990er Jahren erkannte die chinesische Regierung die Notwendigkeit, das auf fossilen Brennstoffen basierende und exportorientierte Wirtschaftssystem umzustrukturieren. Ressourcenverknappung, Umweltzerstörung und Energiesicherheitsfragen waren treibende Faktoren für diesen Wandel. Das Ziel war es, nicht nur ein nachhaltigeres Wirtschaftsmodell zu etablieren, sondern auch einen starken inländischen Markt für grüne Technologien zu entwickeln. Dazu hat China eine Strategie entwickelt, die bis heute verfolgt wird.
Chinas dreiphasige Strategie zur Marktentwicklung
Der Erfolg Chinas im Bereich der grünen Technologien basiert auf einem strukturierten, dreiphasigen Ansatz:
- Lokalisierung und Skalierung in den 2000er-Jahren: Durch Pilotprojekte, lokale Inhaltsvorgaben und Beschaffungsmandate wurden Produktionskapazitäten aufgebaut und erste Marktstrukturen geschaffen.
- Kommerzialisierung in den 2010er-Jahren: Steueranreize, Subventionen und regulatorische Maßnahmen förderten die Verbreitung und Anwendung grüner Technologien auf nationaler Ebene.
- Rückzug des Staates aus den grünen Märkten und internationaler Wettbewerb (bis heute): Nach der erfolgreichen Etablierung inländischer Märkte erfolgte der schrittweise Abbau staatlicher Unterstützung, um chinesische Unternehmen auf dem globalen Markt wettbewerbsfähig zu machen.
Politische Instrumente als Schlüssel zum Erfolg
China setzte also auf eine umfassende Kombination politischer Maßnahmen, um den Übergang zu einer grünen Wirtschaft zu erleichtern. Neben Pilotprojekten und gezielter öffentlicher Beschaffung spielten Emissionsstandards, Kaufsubventionen und Investitionen in kritische Infrastruktur wie Ultrahochspannungsleitungen eine entscheidende Rolle. Diese gezielte staatliche Lenkung ermöglichte eine verhältnismäßig schnelle Skalierung neuer Technologien.
Von China lernen?
Chinas Ansatz zeigt, dass eine erfolgreiche Transformation nicht auf einer einzigen Maßnahme basiert, sondern auf einem koordinierten und langfristigen Plan, der auch konsequent umgesetzt wird. Die Kombination aus Marktanreizen, regulatorischen Vorgaben und Infrastrukturinvestitionen hat es China ermöglicht, sich als Marktführer für grüne Technologien zu etablieren. Und auch wenn China mit einem Anteil von 29 % an den globalen Emissionen im Jahr 2022 der weltweit größte Emittent von Treibhausgasen ist und der hohe Energieverbrauch der Industrie und Chinas Rolle als „Weltfabrik“ diese Werte antreiben, bietet sein Beispiel wertvolle Erkenntnisse für die Transformation unserer Industrie: Ein klarer strategischer Fahrplan auf höchster politischer Ebene und gezielte Fördermaßnahmen können helfen, um nachhaltige Innovationen erfolgreich in den Markt zu integrieren und die Industrie zukunftsfähig zu gestalten.
Blieb am Schluss die Frage, wie sich in Österreich und Europa, unter den Voraussetzungen einer demokratischen Gesellschaft mit Marktwirtschaft und einem stark ausgebauten Sozialsystem, das nötige Commitment der relevanten Player erreichen lässt, um die an und für sich guten Strategien des Kontinents auch über größere Zeiträume zu verfolgen und so mittel- bis langfristig erfolgreich zu sein.
Die nächste Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit diesen und ähnlichen Fragen bietet sich am 26. März, wenn Bernhard Seyringer über Datenökosysteme in der Volksrepublik berichtet.
Lia Musitz´ Studie ist frei verfügbar. Sie finden Sie hier zum Download:
Chinas grüne Technologieführerschaft nach Plan
