Insight: Made In Austria Industriepanel – Zukunft der Produktionsarbeit in Österreich

Die Studie „Made in Austria 2024“ untersucht jährlich die Produktionsarbeit in Österreich und basiert auf einer Befragung von über 100 Experten aus der Branche. Ziel der Studie ist es, ein aktuelles Stimmungsbild zur Lage der Produktion in Österreich zu erfassen. Sebastian Schlund, Leiter des Forschungsbereichs Industrial Engineering an der TU Wien und Geschäftsführer von Fraunhofer Austria, stellte die Studie kürzlich den Mitgliedern der Plattform Industrie 4.0 vor. Danach folgte eine kritische Diskussion gemeinsam mit Wilfried Sihn sowie den Teilnehmenden der Veranstaltung. Die Vortragsfolien können HIER heruntergeladen werden, die gesamte Studie können Sie kostenlos HIER downloaden.

Ausgewählte Ergebnisse der Studie

Die diesjährigen Ergebnisse zeigen eine verhaltene Geschäftserwartung. Während in den Vorjahren noch mehr Unternehmen optimistisch in die Zukunft blickten, ist der Anteil der positiven Einschätzungen 2024 um über 20 % gesunken. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Unternehmen erhöht, die eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage erwarten. Auch die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Produktionsstandorte wird kritischer bewertet: Nur noch 36 % der Befragten schätzen sie als gut oder sehr gut ein, während sich die Zahl der negativen Einschätzungen im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt hat. Über 80 % der Teilnehmer geben an, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit in den letzten fünf Jahren verschlechtert hat.

Im Bereich der Mitarbeiterentwicklung zeichnet sich ein unterschiedliches Bild ab. Während weltweit die Zahl der Beschäftigten in der Produktion weitgehend stabil bleibt, erwarten Unternehmen in Österreich zunehmend einen Rückgang der Mitarbeiterzahlen, insbesondere in produktionsnahen Bereichen.

Die Innovationskraft der Unternehmen wird weiterhin hoch eingeschätzt. Mehr als 80 % der Befragten sehen ihre Betriebe als innovativ an, und die Vielfalt der angebotenen Produkte nimmt weiter zu. Auch die Lieferzeiten haben sich im Vergleich zu den Vorjahren stabilisiert und bewegen sich in Richtung des Vorkrisenniveaus.

Automatisierung & künstliche Intelligenz

Ein weiteres Thema der Studie ist die Automatisierung. Hier zeigt sich ein Rückgang der Roboterdichte pro 10.000 Mitarbeiter. Die genauen Ursachen dafür sind nicht eindeutig, allerdings bewegen sich die österreichischen Werte weiterhin im Rahmen internationaler Vergleichszahlen der International Federation of Robotics (IFR).

Im Bereich der künstlichen Intelligenz und des maschinellen Lernens nutzen aktuell 42 % der Unternehmen entsprechende Technologien. Die Studie zeigt, dass der zunächst hohe Anteil an Nennungen in den Vorjahren eher auf eine allgemeine Euphorie zurückzuführen war. Die aktuellen Werte gelten als realistisch und spiegeln den tatsächlichen Einsatz wider. Insbesondere in den Bereichen Predictive Maintenance sowie Produktionsplanung und -steuerung kommen Algorithmen des maschinellen Lernens verstärkt zum Einsatz.

Kreislaufwirtschaft

Die Kreislaufwirtschaft wurde in der diesjährigen Studie besonders beleuchtet. Der Anteil des Umsatzes, der durch nachhaltige Maßnahmen erzielt wird, ist 2024 leicht auf 15,4 % gestiegen. Gleichzeitig gaben über 70 % der Unternehmen an, Personalzuwächse im Bereich Nachhaltigkeit zu planen. Unklar bleibt jedoch, ob dieses Personal hauptsächlich für administrative Aufgaben oder für direkt wertschöpfende Tätigkeiten im Bereich Kreislaufwirtschaft eingesetzt wird. Bereits 85 % der Unternehmen berücksichtigen Aspekte wie Langlebigkeit, Wiederverwendbarkeit und Reparierbarkeit in der Produktentwicklung. In Bezug auf die nationalen Klimaziele zeigt sich eine eher skeptische Einschätzung: Etwa drei Viertel der Befragten gehen nicht davon aus, dass Österreich bis 2040 klimaneutral sein wird.

Ausblick und Danke

Die „Made in Austria“-Studie liefert jedes Jahr wertvolle Einblicke in die Entwicklung der Produktionsarbeit in Österreich. Die vollständigen Ergebnisse stehen kostenlos zum Download zur Verfügung. Unternehmen sind eingeladen, sich auch an der nächsten Erhebung im Jahr 2025 zu beteiligen, um eine fundierte Datengrundlage für die Branche zu schaffen.

Wir bedanken uns bei Sebastian Schlund für seinen Input sowie bei Wilfried Sihn und allen TeilnehmerInnen für die aktive Diskussion! Mit Themen wie diesen beschäftigen wir uns im Schwerpunkt Nachhaltige & Zirkuläre Produktion der Plattform Industrie 4.0. Die Veranstaltungen der Plattform Industrie 4.0 sind für alle Mitglieder zugänglich. Sollte Ihr Unternehmen Mitglied, Sie aber nicht auf unseren Verteilern sein, melden Sie sich bitte bei verena.halmschlager@plattformindustrie40.at. Sollte Ihr Unternehmen noch kein Mitglied sein, dann finden Sie hier Informationen dazu, wie Sie das ändern können.