Datenaustausch in der Produktion: Neuigkeiten und Entwicklungen (15. Check-In)

In den regelmäßigen „Check-Ins“ der Domain Manufacturing informiert die Plattform Industrie 4.0 über Neuigkeiten zu Data Sharing, Gaia-X, Manufacturing-X & Co. Im Fokus des virtuellen Austauschformates stehen konkrete Neuerungen mit Produktionsbezug, die sich seit dem letzten Austausch ergeben haben. Dieser Artikel fasst wesentliche Inhalte des Check-Ins kurz zusammen. Die Langfassung des Protokolls wird über den Verteiler der Domain Manufacturing (kostenlose Anmeldung) verschickt.

Catena-X & Cofinity-X

Catena-X und dessen Einsatz in der Automobilindustrie sind immer wieder Thema in unseren Check-Ins. Um Klarheit zu schaffen und um Informationen aus erster Hand zu erhalten, organisiert die Plattform Industrie 4.0 nun einen kurzen Austausch mit verschiedenen OEMs und Zulieferern zur Industrialisierung und Operationalisierung von Catena-X.

Am 21. Februar, 14:00 bis 14:45, gibt es die Gelegenheit, mit BMW, Ford, BASF und Magna genau darüber zu reden. Wir freuen uns über alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer – Details und den Einwahllink gibt es per Mail an michael.faelbl@plattformindustrie40.at

Die Zahl der in Catena-X engagierten Firmen steigt. Sovity hat kürzlich das chinesische Unternehmen Keboda an Catena-X angebunden. Keboda ist ein chinesischer Hersteller von Elektronik-Komponenten für die Automobilindustrie. IBM wiederum hat im Rahmen der CES-Messe bekanntgegeben, dass eine Software zum Lieferkettenmanagement nun Catena-X-zertifiziert und am dortigen Marktplatz verfügbar ist.

Im letzten Check-In wurde das Cofinity-X Produkt „Dataspace OS NOVA“ besprochen. Nach Rücksprache noch einige Details: ein Ziel von NOVA ist es, KMU und mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit zu geben, sich den an Catena-X beteiligten Firmen zu präsentieren. Gleichzeitig verursachen die Supplier-Portale großer OEMs und Zulieferer laut einer Cofinity-X-Umfrage im Durchschnitt 56 Stunden an Aufwand pro Woche bei ihren Partnern. Ein zweites Ziel ist daher die Reduktion des Zeitaufwands – erreicht werden soll das im ersten Schritt durch eine einheitliche Zertifikatsverwaltung.

Von BMW wird dieser Zertifikats-Upload heute bereits akzeptiert: seit 10. Jänner läuft dazu eine Beta-Phase. Vier Zertifikate werden derzeit durch Freigabe über Catena-X angenommen: AEO, CTPAT, IATF 16949 und ISO 9001. Weitere Zertifikate sollen demnächst folgen.

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Mehr Informationen

Erklärung des Zertifikatsmanagements im ‚Dataspace OS NOVA‘

Software-Entwicklungen: Tractus-X

Das Softwareprojekt Tractus-X bildet die Basis von Catena-X und der Manufacturing-X Data Spaces. Im Dezember fanden in Stuttgart die dritten „Tractus-X Community Days“ statt. Umfassende Rückblicke finden sich auf der Webseite der Stuttgarter Arena2036 oder auf Github.

Einige Highlights aus den Präsentationen:

  • Catena-X möchte 2025 die Zahl von 1.000 aktiven Data Space Users erreichen.
  • Die Ergebnisse des Projekts „VWS4LS“ (Verwaltungsschale für den Leitungssatz) wurden vorgestellt. Dabei geht es um den Einsatz der Verwaltungsschale bei Kabelbäumen in der Automobilindustrie.
  • Ford und Flex diskutierten die firmenübergreifende Berechnung des Product Carbon Footprint, die zusammen mit T-Systems und SAP umgesetzt wurde.

Die vierten Tractus-X Community Days finden von 22.-23. Mai ebenfalls in Stuttgart statt.

Manufacturing-X: Process-X

Mit Process-X wird seit Oktober 2024 ein Manufacturing-X-Projekt für die Prozessindustrie umgesetzt. Treiber von Process-X ist der Verband NAMUR, der sich mit der Digitalisierung der Prozessindustrie beschäftigt. Process-X ist kein öffentlich gefördertes Projekt.

Im Fokus von Process-X steht die industrielle Energieversorgung. Treiber des Projekts sind die Veränderungen in der Energiewirtschaft – Energie ist nicht mehr permanent und kostengünstig verfügbar. Durch den Datenaustausch zwischen Industrieunternehmen soll die Energieeffizienz steigen und die Energieverteilung optimiert werden, z.B. rund um die Dampferzeugung. Erforderlich dafür sind einheitliche Standards sowie die Anbindung von Quellsystemen – mit diesen Themen beschäftigt man sich in Process-X.

Drei Use Cases werden umgesetzt:

  • Use Case „Predictive Steam Production”: Energie- und Kosteneinsparungen durch datenbasierte Dampfproduktion
  • Use Case „Waste Heat Marketplace”: Energieeinsparungen und Einkommenssteigerungen durch die datenbasierte Nutzung von Abwärme
  • Use Case „Automated as Built”: Automatisierung der Datenaktualisierung und Equipment-Anbindung zur automatischen Berechnung von Kennzahlen, z.B. des Product Carbon Footprint, zur Umsetzung des Digitalen Produktpasses und zur Reduktion ungeplanter Stillstände

Bei der Umsetzung von Process-X setzt man auch auf bestehende Standards. Dazu zählen das Module Type Package (MTP), die Namur Open Architecture (NOA) oder die Asset Administration Shell (AAS), z.B. mit dem Submodel-Template für Zeitreihendaten der IDTA.

Gaia-X Compliance

Im November wurde eine neue Version des Gaia-X Compliance Document veröffentlicht. Dabei wurde insbesondere die Liste von Standards aktualisiert, deren Einhaltung die Compliance mit Gaia-X sicherstellt. Eine genaue Übersicht der Änderungen findet sich im Dokument.

Derzeit wird daran gearbeitet, das Compliance Document in ausführbaren Code zu „übersetzen“. Ziel ist die Automatisierung der Überprüfung der Kriterien für die Gaia-X Compliance. Werden Kriterien nicht durch bestehende Standards abgedeckt, dann soll deren Einhaltung durch „Gap CABs“ – Conformity Assessment Bodies (CABs) zur Schließung von Compliance-Lücken – überprüft werden. Ein solcher Gap CAB soll z.B. PwC sein.

Projekt DataBri-X

Im europäischen DataBri-X-Projekt arbeitet man am Aufbau verschiedener Data Spaces. Im Konsortium sind 14 Partner aktiv, darunter Siemens und die Semantic Web Company. Ein Data Space soll Energiegemeinschaften betreffen und wird zusammen mit der Smart City Aspern Der erste Umsetzungszyklus („Kick-off and initial development“) wurde kürzlich abgeschlossen, nun folgt Phase 2 „Refinement and integration“.

Technische Basis der Data Spaces soll die JenPlane-Software sein. Diese wird von der deutschen Technik-Fachbibliothek „TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften und Universitätsbibliothek“ bereitgestellt. Auf ihr sollen weitere technische Tools aufbauen, die in den verschiedenen Phasen des Projekts getestet und entwickelt werden.

Industry Business Network 4.0

Das deutsche „Industry Business Network 4.0“ arbeitet an einem Netzwerk zum Datenaustausch für die Industrie. Große IT-Player wie Intel oder SUSE oder IONOS stehen hinter dem Projekt, das auch einen Data Space im Bereich Industrie 4.0 ermöglichen soll.

Projekt FACIS

Mit dem Projekt FACIS gibt es seit kurzem eine Art Weiterentwicklungsprojekt des deutschen GXFS-Projekts bzw. der XFSC-Softwareblöcke. FACIS steht für „Federation Architecture for Composition of Infrastructure Services“. Der Schwerpunkt des FACIS-Projekts liegt auf dem Bereich der IT-Infrastruktur. Bereits bestehende Komponenten zur Umsetzung kooperativer Daten-Ökosysteme sollen im Projekt stabilisiert werden.

Das Projekt ist Teil des IPCEI-CIS („8ra“). Entstehen sollen u.a. ein „SLA Governance Framework“ und so genannte „Federation Architecture Patterns“ – low code Templates zur vereinfachten Umsetzung föderierter, digitaler Ökosysteme.

Impact Projekte Datenaustausch

Die deutsche Plattform Industrie 4.0 hat die Betriebs- und Organisationskonzepte industrieller Datenökosysteme analysiert. Dabei wurde die Wirkung der verschiedenen Manufacturing-X-Projekte beurteilt. Die Detail-Ergebnisse finden sich in einem umfangreichen Abschlussbericht.

Darstellung der Manufacturing-X-Projekte (Quelle: Plattform Industrie 4.0 Deutschland, Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (CC BY 4.0))
Darstellung der verschiedenen Projekte zum Datenaustausch in Deutschland (Quelle: Plattform Industrie 4.0 Deutschland, Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (CC BY 4.0))

Weitere Updates

Von 31. März bis 4. April findet die jährliche Hannover Messe statt. Industrie 4.0 und Manufacturing-X spielen dort auch heuer wieder zentrale Rollen. Roland Sommer und Michael Fälbl werden vonseiten der österreichischen Plattform Industrie 4.0 vor Ort sein.

Die Zusammenarbeit zwischen Gaia-X, IDSA, FIWARE und BDVA erfolgt nun auch auf österreichischer Ebene. Der Austausch der verschiedenen Communities und die vereinsübergreifende Vernetzung werden in Zukunft forciert.

Danke und Teilnahme

Danke für den Austausch im 15. Check-In der Gaia-X Hub Austria: Domain Manufacturing! Schicken Sie uns gerne Kommentare, Ergänzungen oder Kritik an michael.faelbl@plattformindustrie40.at – wir freuen uns über Rückmeldungen aller Art.

Die Check-Ins sind öffentlich und kostenlos zugänglich, Interessierte können sich auf den Verteiler setzen lassen. Ermöglicht werden die Check-Ins aus den Mitteln der Plattform Industrie 4.0 – wir finanzieren uns aus Mitgliedsbeiträgen. Wenn die vermittelten Informationen für Sie einen Mehrwert darstellen, dann freuen wir uns, wenn Sie auch Mitglied der Plattform werden.

Foto von Louis Reed auf Unsplash

Michael Fälbl