8. Summit Industrie 4.0: Zusammen für einen wettbewerbsfähigen Standort – digitale Transformation muss jetzt forciert werden

Digitale Technologien entwickeln sich ständig weiter und verändern langfristig und nachhaltig die Gesellschaft ebenso wie die Wirtschaft – willkommen in der digitalen Transformation! Dieses Thema stand im Mittelpunkt der Pressekonferenz anlässlich des Summit Industrie 4.0, die mit Rednern aus Politik, Wirtschaft und Sozialpartnerschaft prominent besetzt war. Die Jahresveranstaltung der Plattform Industrie 4.0 Österreich wird zum achten Mal abgehalten und heuer in Kooperation mit Standortagentur Tirol und Wirtschafts-Standort Vorarlberg (WISTO) und mit dem Vereinigten Königreich als Partnerland. Dieses alljährliche „Industrie 4.0-Community-Treffen“ zog zahlreiche Interessierte aus dem In- und Ausland ins Salzlager nach Hall in Tirol.

Um die Wertschöpfung im Land zu halten und den Standort zu stärken, gilt es die fortlaufende Digitalisierung der produzierenden Industrie massiv voranzutreiben – eine Mission, der sich die Plattform Industrie 4.0 bereits seit neun Jahren verschrieben hat: Unter dem Dach des unabhängigen Vereins versammeln sich mehrere hundert Expert:innen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Forschung und Sozialpartnerschaft, um in branchenübergreifender Zusammenarbeit die wichtigsten Handlungsfelder in der digitalen Transformation zu identifizieren sowie Pionierprojekte zu initiieren und zu unterstützen.

Eine Schlüsselrolle für einen wettbewerbsfähigen und zukunftsfitten Standort spielen neue Technologien und Innovationen. So gewinnt Künstliche Intelligenz (KI) für Firmen zunehmend an Bedeutung. Eine ebenso große Rolle nehmen Daten ein, deren Austausch entlang der Wertschöpfungskette zwischen Unternehmen wichtig sein wird, um gemeinsam Innovationen zu entwickeln und neue Geschäftsmodelle zu schaffen.

Rund 80 Expert:innen der Plattform Industrie 4.0 haben kürzlichdas Ergebnispapier Technologie & Innovation in der Industrie 4.0 erarbeitet, in dem die zentralen Technologiefelder eruiert und Handlungsempfehlungen abgeleitet wurden. Für Klein- und Mittelunternehmen hat die Plattform das Programm DIVE (Digitale Industrie Verständlich Erklärt) initiiert, das mit regionalen Veranstaltungen speziell KMU den Einstieg in die Digitalisierung erleichtern soll.

Zudem beschäftigt sich die Plattform Industrie 4.0 seit einiger Zeit mit dem Zukunftsthema Kreislauforientierung – die Ergebnisse dieses Prozesses wurden im Paper Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft auf sieben Key-Enabler zusammengefasst.

Nicht zu unterschätzen bei der erfolgreichen Implementierung der digitalen Transformation ist der Faktor Mensch – Human Centricity ist der Schlüssel dazu. Die Plattform Industrie 4.0 beschäftigt sich seit 2015 mit diesem Thema; zahlreiche Publikationen wurden veröffentlicht, Projekte wie Digital Pioneers umgesetzt: Hier bekommen junge Frauen die Möglichkeit, in digitale und technische Berufe hineinzuschnuppern.

Nachhaltige Innovation und Digitalisierung: Tirol investiert in die Zukunft

„Tirol investiert gezielt in Digitalisierung und intelligente Vernetzung, um Unternehmen im globalen Wettbewerb zu stärken. Unser Ziel ist es, die heimische Wirtschaft fit für die Zukunft zu machen und die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts langfristig zu sichern. Industrie 4.0 ist dabei der zentrale Innovationstreiber unserer Zeit. Sie ist nicht nur ein Thema für große Betriebe, auch kleine und mittelständische Unternehmen profitieren enorm von digitaler Transformation“, erklärt der Tiroler Wirtschaftslandesrat Mario Gerber.

„Tirol spielt im Bereich der Digitalisierung im Spitzenfeld mit. Mit dem datahub.tirol, abgewickelt von der Standortagentur Tirol, haben wir eine Plattform geschaffen, die Unternehmen den Zugang zu relevanten Daten ermöglicht“, führt Gerber fort. Der datahub.tirol gilt als erster EU-konformer regionaler Data Space Europas. Er stärkt den Standort und die branchenübergreifende Zusammenarbeit, indem Zugang und Austausch von Daten erleichtert werden – Datensouveränität und leichte Austauschbarkeit (Interoperabilität) bleiben dabei gewährleistet. Ein daraus hervorgegangenes Projekt ist beispielsweise INNERGY, das die Wärmeversorgung in Tirol durch innovative Technologien und Konzepte auf 100 Prozent erneuerbare Energien umstellen will.

Industrie 4.0 in Vorarlberg: Digitale Transformation und Vernetzung

Für den Wirtschaftsstandort Vorarlberg ist es entscheidend, nicht nur mit technologischen Entwicklungen wie KI oder Human Centricity Schritt zu halten, sondern aktiv Wissen zu generieren und Innovationen voranzutreiben. „Für die Umsetzung solcher Innovationsprojekte braucht es kompetente Forschungsdienstleister und innovative Unternehmen. Beispiele hierfür sind Leuchtturmprojekte wie die Digital Factory Vorarlberg und das Startup BöhlerBrothers, die beide auf dem diesjährigen Summit vertreten sind“, erläutert Jimmy Heinzl, Geschäftsführer der Wirtschafts-Standort Vorarlberg (WISTO).

Die Digital Factory Vorarlberg, ein überbetriebliches Forschungszentrum in Dornbirn, widmet sich Themen wie cloudbasierten Fertigungssystemen, Data Science, KI, Funktechnologien wie 5G und Cyber-Security. Sie unterstützt Unternehmen mit einem breiten Angebot an Dienstleistungen bei der Einführung und Optimierung digitaler Prozesse. Das Startup BöhlerBrothers trägt mit „Athena KI Flex“ zur digitalen Transformation von Unternehmen bei, indem es interne Abläufe optimiert und pro Mitarbeiter:in jährlich bis zu 100 Stunden einspart. Die KI-Lösung lässt sich flexibel trainieren und in bestehende Prozesse integrieren und wurde durch den Innovation Call Vorarlberg gefördert.

„Neben diesen Vorzeigeprojekten setzen sich auch Leitbetriebe wie Doppelmayr oder Blum intensiv mit Industrie 4.0-Themen auseinander. Lokale Projekte sind wichtig, doch für eine erfolgreiche Transformation spielen überregionale Netzwerke und Kooperationen eine entscheidende Rolle“, unterstreicht Heinzl die Bedeutung kollaborativer Ansätze.

Rahmenbedingungen für Arbeitnehmer:innen schaffen

„Künstliche Intelligenz kann zur Stärkung unserer Innovationskraft und Produktivität viel beitragen. Um die Chancen durch KI für den Wirtschaftsstandort bestmöglich zu nutzen, müssen Unternehmen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter frühzeitig einbinden. Geschieht diese Integration bei der Einführung von KI oder anderen datenbasierten Anwendungen nicht, führt das zu Vorbehalten bei den Beschäftigten. Darum ist es von zentraler Bedeutung, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Mittelpunkt des Transformationsprozesses gestellt werden. Zudem verändert die digitale Transformation nicht nur die Produktion in den Bereichen Geschwindigkeit, Flexibilität, Qualität und Effizienz, sondern verlangt auch neue Qualifikationen. Gut ausgebildete Fachkräfte sind daher auch der Schlüssel für die erfolgreiche Nutzung von KI. Nur mit einem klaren Fokus auf Aus- und Weiterbildung werden wir den Wandel bewältigen. Unternehmen und politische Verant-wortungsträger müssen sich dieser Herausforderung stellen und die Rahmenbedingungen dafür schaffen“, sagt Elfriede Schober, stv. Bundesvorsitzende der Produktionsgewerk-schaft (PRO-GE).

Gemeinsam die Herausforderungen meistern

„Um im globalen Wirtschaftsgefüge weiterhin tonangebend zu sein, wird Europas Sachgüterproduktion in den nächsten Jahren eine Reihe von Herausforderungen zu meistern haben: Neben den geopolitischen motivierten Handelseinschränkungen, einer drohenden Rohstoffverknappung und damit verbundenen Lieferkettenproblemen sind dies die Transformation zu einer erneuerbaren Energieversorgung und zu nachhaltigen und kreislauffähigen Produktionsweisen. Der Industriestandort Österreich besitzt mit seiner diversifizierten Industriestruktur zwar eine solide Basis, um auf globalen Märkten wettbewerbsfähig zu sein und sich an verändernden Rahmenbedingungen anzupassen. Dennoch braucht es für diese vielfältigen und mehrdimensionalen Herausforderungen Strukturen für vorwettbewerblichen Austausch und Orte, wo alle Akteure des Ökosystems – Unternehmen jeglicher Größe, Universitäten, Fachhochschulen, Forschungseinrichtungen, Verbände und Interessenvertretungen – zusammenkommen können. Genau diesen Bedarf deckt die Plattform Industrie 4.0 mit ihren Veranstaltungen und Aktivitäten hervorragend ab“, unterstreicht Michael Wiesmüller, Abteilungsleiter „Digitale- und Schlüsseltechnologien für industrielle Innovation“ im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK).

Schlüsseltechnologien und Daten für resiliente und wettbewerbsfähige Produktion

Die Industrie steht angesichts der wirtschaftlich herausfordernden Situation, dem anhaltenden Fachkräftemangel, hoher Energiepreise sowie dem zunehmenden globalen Wettbewerb bei der Entwicklung der neuesten Technologien unter Druck.

„Der Einsatz von Automatisierung und digitalen Lösungen ermöglicht Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen in der Industrie und trägt damit wesentlich dazu bei, die Produktion in einem Hochsteuerland wie Österreich zu halten und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie nachhaltig abzusichern und zu stärken“, so Rainer Haag, geschäftsführender Gesellschafter der ematric gmbh.

Alles muss darangesetzt werden, die Technologieentwicklung und Anwendung von Automatisierung und digitalen Schlüsseltechnologien wie KI- und Datenlösungen am Standort voranzutreiben. Dafür sind innovative Ökosysteme und das kollaborative Zusammenwirken von Wirtschaft und Wissenschaft von essenzieller Bedeutung. Zudem ist es entscheidend, die Datenverfügbarkeit zu erhöhen, die Kommerzialisierung von Schlüsseltechnologien zu incentivieren, den Risikokapitalmarkt zu stärken, moderne Infrastrukturen auszubauen sowie ausreichend Talente und Fachkräfte in Österreich sicherzustellen. „Wir können es uns nicht leisten, auf die enormen Hebel von digitalen Lösungen und Schlüsseltechnologien für eine innovative, resiliente und wettbewerbsfähige Produktion zu verzichten“, führt Haag weiter aus.

Die zukünftige Wirtschaft- und Arbeitswelt durch Zusammenarbeit stärken

2015 wurde die Plattform Industrie 4.0 Österreich gegründet, um das Bewusstsein für die Digitalisierung der produzierenden Industrie zu schärfen. Heute zählt die Plattform Industrie 4.0 Österreich fast 70 Mitglieder, rund 700 Expert:innen bearbeiten die vier zentralen Themenschwerpunkte Neue Technologien & Innovation, Nachhaltige Produktion, Arbeit 5.0 und Produktionsstandort Österreich.

„Die Digitalisierung ist ein entscheidender Hebel zur Stärkung der heimischen Wettbewerbsfähigkeit. Immer stärker stehen ganze Wertschöpfungsketten in Konkurrenz zuei-nander und erfordern eine noch intensivere Verzahnung zwischen beteiligten Unternehmen, zunehmend getrieben durch einen sicheren und souveränen Datenaustausch. Zulie-ferer entwickeln sich zu strategischen Partnern, dadurch entstehen neue, digitale Geschäftsmodelle, die wiederum entscheidend für eine wirtschaftlich erfolgreiche Kreislaufwirtschaft sind“, hebt Thomas Welser, seit Juli 2024 Vorstandsvorsitzender der Plattform Industrie 4.0 Österreich, hervor.

„Gerade heute ist es daher wichtiger denn je, diesen Weg kooperativ zu gestalten und alle relevanten Akteurinnen und Akteure synergiestärkend zu vereinen, denn nur so kann der Weg in die Zukunft erfolgreich sein“ – die Plattform Industrie 4.0 ist das lebendige Beispiel dafür. Sie bringt die verschiedensten Expert:innen und Stakeholder zusammen, entwickelt gemeinsame Zukunftsbilder, arbeitet an gemeinschaftlichen Projekten und ermöglicht den offenen Erfahrungsaustausch.

Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg ist Human Centricity – der Fokus auf den Menschen und dessen Innovationskraft – als zukunftsweisendes Leitmotiv. „Der langfristige Erfolg unseres Standorts hängt davon ab, dass wir Technologie, Nachhaltigkeit und den Menschen gleichwertig in den Mittelpunkt stellen und in Einklang miteinander bringen“, so Welser weiter. „Unser Beitrag ist, diesen tiefgreifenden Transformationsprozess auf konkrete Schritte und gemeinsame Ansätze herunterzubrechen.“

Was beim 8. Summit Industrie 4.0 auf dem Programm steht

Bereits zum achten Mal geht der Summit Industrie 4.0 heuer in Hall in Tirol über die Bühne und ist über die vergangenen Jahre zum jährlichen Fixpunkt für die Industrie 4.0-Community avanciert, um sich mit rund 300 Gleichgesinnten zu vernetzen. 2024 steht erneut ein abwechslungsreiches Programm auf der Agenda: Prof. Birgit Vogel-Heuser (Technische Universität München) hält am Vormittag eine Keynote zu Digitaler Zwilling und Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt, am Nachmittag referiert Andreas Windisch (Joanneum Research) über KI als Chance für Österreich. Was man vom diesjährigen Partnerland Vereinigtes Königreich in puncto Digitalisierung lernen kann, erfahren die Gäste ebenso. Doch auch der österreichische Nachwuchs muss sich hier nicht verstecken, das zeigt das Schüler:innenprojekt einer Innsbrucker HTL und die Preisverleihung für die beste Doktorarbeit. Natürlich stehen außerdem Vorträge und Praxisbeispiele der österreichischen Industrie 4.0-Landschaft auf dem Programm.

„Mit einem robusten und dynamischen Markt bietet das Vereinigte Königreich zahlreiche Chancen für österreichische Unternehmen. Die strategische Lage, das innovative Geschäftsumfeld und die Unterstützung durch die Regierung machen das Vereinigte Königreich zu einem idealen Investitionsziel“, so, der britische Trade Commissioner für Europa, Chris Barton. „Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und Österreich sind ebenso weitreichend wie stabil und bieten zahlreiche Vorteile für beide Länder. Wir freuen uns darauf, diese erfolgreichen Geschäftsbeziehungen weiter auszubauen und die Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern zu vertiefen“, ergänzt die Botschafterin des Vereinigten Königreichs in Österreich, Lindsay Skoll.

„Der Summit Industrie 4.0 bietet einmal mehr einen umfassenden Einblick in die vielfältigen Facetten der Produktion der Zukunft – nicht nur aus österreichischer, sondern auch aus internationaler Perspektive. Er freut mich, dass so viele Interessierte den Weg nach Hall in Tirol gefunden haben, um sich hier zu den neuesten Branchenentwicklungen zu informieren und auszutauschen“, so Welser abschließend.