Plattform Industrie 4.0 Österreich: Wie sich digitale Assistenzsysteme auf die Gesundheit am Arbeitsplatz auswirken

Die Plattform Industrie 4.0 hat in einem Workshop im Rahmen des HORIZON Europe-Projekts „ConnectedFactories2“ den zunehmenden Einsatz von physischen Assistenzsystemen in der Produktion wie Exoskelette oder Augmented Reality-Brillen näher beleuchtet – besonderes Augenmerk wurde dabei auf deren Auswirkungen auf die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter:innen gelegt.

Gerade bei Arbeitsplätzen mit höherer physischer Belastung können Assistenzsysteme dabei unterstützen, körperliche Beschwerden und Verletzungen zu reduzieren. Gleichzeitig tragen sie dazu bei, auf modernen Produktionslinien relevante Information hinsichtlich Granularität und Zeitpunkt passend zur Verfügung zu stellen.

Roboter sind in Österreich gefragt

Laut des „Made in Austria: Produktionsarbeit in Österreich 2021“-Panels der TU Wien ist die Roboterdichte hierzulande mit 220 Robotern auf 10.000 Mitarbeiter:innen auch deutlich höher als im globalen Vergleich. Zudem setzen bereits mehr als 59 Prozent der Unternehmen auf digitale Lernassistenzsysteme in der Produktion – Tendenz steigend. Ebenso ist der Einsatz von Cobots, also kollaborativen Robotern, deutlich gestiegen.

„Coole“ Exoskelette

Das Projekt „ExoBility“ des LIT Robopsychology Lab an der JKU Linz untersucht die Akzeptanz und Wirksamkeit von Exoskeletten in industriellen Arbeitsumgebungen: Bei Mitarbeiter:innen steigt die Akzeptanz, wenn die Systeme als arbeits- und persönlich relevant gesehen werden. „Ebenso, wenn es eine spürbare Arbeitsunterstützung gibt und die Nutzbarkeit ohne großen Aufwand möglich ist. Exoskelette sollten zudem nicht nur als ästhetisch und „cool“ wahrgenommen werden, sondern auch komfortabel zu tragen sein.

Augmented Reality für Mitarbeiter:innen

Bei „AR Assistance for Quality Assurance on the Shopfloor in Automotive Manufacturing” von AIT und AUVA wurden Augmented Reality-Systeme (AR-Systeme) hinsichtlich Ergonomie, Arbeitspsychologie und Unfallprävention unter die Lupe genommen. Folgende fünf Handlungsempfehlungen lassen sich daraus ableiten:

  • Sicherheitsrelevante Hinweise am Arbeitsplatz sollten besonders gut sicht- bzw. hörbar dargestellt werden.
  • Arbeitsprozesse sollten zeitlich und inhaltlich so gestaltet werden, dass sich Routinen für Mitarbeiter:innen herausbilden können.
  • Ausreichende Ausbildungs- und Unterstützungsmöglichkeiten sollten geboten werden, um Sicherheit im arbeitsbezogenen Umgang mit AR-Systemen zu entwickeln.
  • Bei komplexeren bzw. kognitiv aufwendigeren Tätigkeiten sollten genügend Pausen eingeplant werden, um sich zwischenzeitlich zu erholen.
  • Mitarbeiter:innen sollten in der Interaktion mit AR-Systemen unterschiedliche Eingabemodalitäten haben, um die Arbeit an die jeweilige Situation anpassen zu können.

„Die Digitalisierung in der Industrie schreitet fortlaufend voran. Wie der Workshop gezeigt hat, können digitale Assistenzsysteme den Mitarbeiter:innen die Arbeit erleichtern und auch für die Unternehmen Mehrwert schaffen. Sie können den Menschen aber natürlich nicht ersetzen, sondern vielmehr wichtige Unterstützungsleistungen erbringen – genau im Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine liegt die Zukunft der Produktion“, führt Plattform Industrie 4.0 Österreich-Geschäftsführer Roland Sommer aus.

Exoskelett
Zoe Goldstein/Sandra Siedl forscht am LIT Robopsychology Lab der JKU Linz zur Akzeptanz von Exoskeletten