Die Veranstaltung wurde von Rudi Kaske, Präsident der Bundesarbeitskammer und der AK Wien, eröffnet. Rudi Kaske betonte die Notwendigkeit einer Bildungs- und Ausbildungsoffensive und die Bedeutung der betrieblichen Weiterbildung im Zusammenhang mit der Digitalisierung. Die Bundesarbeitskammer ist eines von sechs Gründungsmitgliedern der Plattform Industrie 4.0, und unterstützt als solche aktiv die Aktivitäten der Plattform, mit dem Ziel in einem breiten Schulterschluss, den gesellschaftlichen Wandel mitzugestalten.
Professor Dr. Sabine Pfeiffer betonte zu Beginn ihres Vortrags, dass es sowohl für Experten aus der Branche als auch für die Managementebene eine Herausforderung darstellt, Entscheidungen über die zukünftige berufliche Aus- und Weiterbildung zu treffen. Sie präsentierte die Ergebnisse aus der Studie „Industrie 4.0 – Qualifizierung 2025“, die sie u.a. im Auftrag der VDMA in Deutschland durchgeführt hat.
Generell kann gesagt werden, dass eine Anhebung der gesamten Qualifikationsstruktur und eine Erweiterung der Anforderungen auf allen Qualifikationsstufen zu erwarten ist.
Fachkompetenzen und Querkompetenzen für Industrie 4.0
Für Industrie 4.0 von besonderer Relevanz sind dabei Fachkompetenzen rund um Web 2.0 und mobile Geräte, cyber-physikalische Systeme, Internet of Things, additive Fertigungsverfahren wie der 3D Druck, Robotik und zunehmend Wearables.
Neben den thematischen Schwerpunkten rücken auch weitere Kompetenzen in den Mittelpunkt. Darunter fallen unter anderem komplexe Problemlösungskompetenzen, interkulturelle und kognitive Fertigkeiten, System- und Gesamtprozessverständnis und soziale Fähigkeiten.
Prof. Sabine Pfeiffer hat zudem den Begriff der Querkompetenzen geprägt, in der Themenbereiche wie Datenschutz, Privacy, der Umgang mit großen Datenmengen (‚Big Data‘), Kreativität und Innovation sowie interdisziplinäre Zusammenarbeit subsumiert werden.
Der Mensch ist nicht das Problem
Erfreulich ist, dass sich MitarbeiterInnen und Betriebe in den meisten Bereichen an die Digitalisierung selbständig anpassen können, da sie, je nach Branche unterschiedlich stark, bereits in der Vergangenheit einem technologisch bedingten Wandel und der zunehmenden Komplexität ausgesetzt sind und diese gut bewältigen.
In einigen Bereichen, z.B. Robotik und Cyber-Physikalische Systeme ist eine gezielte Aus- und Weiterbildung notwendig aber unproblematisch. Hier wird die betriebliche Berufsausbildung verstärkt an Bedeutung gewinnen. Eine externe Unterstützung brauchen Betriebe am ehesten in den Bereichen Datenschutz und Big Data (Erfassung und Analyse). Allgemein kann man sagen, dass bestehende Fachausbildungen in Deutschland, sicherlich ist es ähnlich auch in Österreich, qualitativ hochwertig sind.
Veränderungen in der Arbeits- und Berufswelt
Mag. Wolfgang Bliem referiert über die „New Skills“ in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung. Er arbeitet seit 2009 im Auftrag des AMS Österreich als Projektleiter am Projekt „AMS Standing Committee on New Skills“ mit, in dem unter anderem gemeinsam mit betrieblichen ExpertInnen Veränderungen und Entwicklungen im Qualifikations- und Weiterbildungsbedarf erarbeitet werden.
Als Einflussfaktoren für die Veränderung der Anforderungen bei Fachkenntnissen und „Social Skills“ nennt Wolfgang Bliem neben der Technologisierung und Internationalisierung, die Ökologisierung, Tertiärisierung sowie die Spezialisierung und Generalisierung. Qualifikationen, die dadurch in den Vordergrund treten sind – um nur einige zu nennen – interkulturelle Kompetenz, Mobilität, virtuelle Zusammenarbeit, eSkills, Social Media, Mechatronik, Robotik, Innovationsgeist, Lernbereitschaft, Prozessdenken, Systemverständnis, Selbstmanagement, Service-/Kundenorientierung, Kommunikationsfähigkeit, bereichsübergreifendes Denken.
Unter den Top 10 gefragtesten Skills 2020 (lt. World Economic Forum Studie 2016) werden u.a. aufgelistet: Komplexe Problemlösungskompetenz, kritisches Denken, Kreativität, emotionale Intelligenz, soziale Kompetenz und kognitive Flexibilität.
Als betriebliche Ansätze für die Aus- und Weiterbildung nennt Wolfgang Bliem u.a. den Wissenstransfer innerbetrieblich, zwischen Abteilungen und zwischen Generationen aber auch zwischenbetrieblich, entlang der Wertschöpfungskette, sowie „open innovation“, interdisziplinäres Erfahrungslernen und MultiplikatorInnen-Modelle in Form von MentorInnen und innerbetriebliche TrainerInnen.
Die Veranstaltung wurde moderiert von Mag. Ilse Leidl-Krapfenbauer, Arbeiterkammer Wien und Leiterin der Arbeitsgruppe Qualifikationen und Kompetenzen der Plattform Industrie 4.0 und DI Roland Sommer, Geschäftsführer der Plattform Industrie 4.0.
VDMA Studie Industrie 4.0 – Qualifizierung 2025