Manufacturing-X: Projekt Catena-X Next
Zur Erinnerung: die deutsche Manufacturing-X-Förderinitiative finanziert Projekte zum firmenübergreifenden Datenaustausch in der Produktion. Im Rahmen von Manufacturing-X wird mit Catena-X Next nun auch ein Folgeprojekt für Catena-X, das Data Space Projekt der Automobilindustrie, finanziert.
Catena-X Next wurde Ende September offiziell gestartet und wird von BMW koordiniert. Weitere beteiligte Unternehmen sind Mercedes-Benz, Volkswagen, Schaeffler, ZF, Dräxlmaier, Bosch, Henkel, BASF, Siemens, SAP und T-Systems. Zusätzlich sind Cofinity-X, die Catena-X-Betreibergesellschaft, Gaia-X und das Fraunhofer ISST im Projekt dabei.
Catena-X Next beschäftigt sich mit der Verbesserung der in Catena-X entwickelten Technologie. Inhaltliche Schwerpunkte sind die Themen Nachhaltigkeit (Lead: Siemens), Qualität, Rückverfolgbarkeit und Engineering (Lead: BASF, Bosch und Mercedes), Materialflüsse (Lead: VW), die Weiterentwicklung des technischen Kerns (Lead: BMW, Mercedes), des On- & Offboardings (Lead: Cofinity-X) und der technischen Verbindung zu anderen Projekten (Lead: SAP, Cofinity-X). Die Umsetzung der Schwerpunkte soll über Tractus-X erfolgen, sprich: es gibt, im Unterschied zum ursprünglichen Catena-X-Projekt, keine eigenen Releases oder exklusiven Aktivitäten im Projekt.
Manufacturing-X: Highlights aus Berlin
Michael Fälbl hat im Oktober an der „Scaling Industrial Data Ecosystems“-Veranstaltung in Berlin teilgenommen. Einen Bericht dazu findet man online. Einige ausgewählte Statements mit Relevanz für die österreichische Industrie:
Aus TRUMPF-Sicht ist der Wettbewerb von Wertschöpfungsketten eine Hauptmotivation für ihr Engagement in Manufacturing-X. Die Brownfield-Transformation ist dafür wesentlich. Die Standardisierung müsse wieder stärker besetzt und forciert werden, das wurde in der jüngeren Vergangenheit vernachlässigt.
Über das IPCEI zum Cloud-Edge-Continuum, die 8ra-Initiative, werden verschiedene Projekte umgesetzt, die auch an Manufacturing-X anknüpfen. Sämtliche Entwicklungen sollen über die Linux Foundation veröffentlicht werden.
Oliver Ganser von BMW hat bei seinem Input das Thema Open Source als zentrales Element hervorgehoben. Die gemeinsame Entwicklung von Software ist für die Automobilindustrie ein strategisch wichtiges Thema.
Mit der CatX Service GmbH gibt es ein erstes Startup, das auf dem Cofinity-X-Marktplatz aufbaut. Die Firma beschäftigt sich mit Bedarfs- und Kapazitätsmanagement und soll Firmen in der Automobilindustrie dabei helfen, über die Catena-X Software Kapazitäten besser zu managen und Unterdeckungen zu vermeiden.
Verschiedene Automobilhersteller und Zulieferer sind außerdem am DIAMOND-Projekt beteiligt. Dabei geht es um die Hinführung hauseigener Standards zur Asset Administration Shell.
Manufacturing-X: Projekt RoX
Ebenfalls in Berlin wurde das neue Manufacturing-X Projekt RoX vorgestellt. 24 Projektpartner sind daran beteiligt, angeführt wird das Projekt von ABB, Siemens, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und vom Fraunhofer IPA. Das Projektvolumen liegt bei 52 Mio. Euro.
Der inhaltliche Schwerpunkt von RoX soll auf KI-gestützter Robotik liegen. Bis Februar 2027 soll das Projekt umgesetzt werden. Weitere beteiligte Unternehmen sind u.a. Mercedes-Benz, die zu Alphabet gehörende Intrinsic, Schunk, Boehringer-Ingelheim und Rheinmetall.
Zentrale Anwendungsbereiche des Projekts: Be- und Entladevorgänge ein einer Logistikkette, Kommissionierungsprozesse in unstrukturierten Umgebungen, multifunktionale und ortsflexible Roboter-Systeme in der Produktion oder die KI-basierte Inbetriebnahme von Roboter-Systemen.
Manufacturing-X: Projekt ScaleMX
Details zu einem weiteren, über Manufacturing-X geförderten Projekt wurden kürzlich bekanntgegeben. Mit Scale-MX wurde eine eigene Transferinitiative für Manufacturing-X-Projekte gestartet. Ziel des Projekts ist es also, die Inhalte aus den verschiedenen Projekten aufzubereiten und zu verteilen. Umgesetzt wird das Projekt vom VDMA, dem ZVEI und von mehreren deutschen Netzwerken und Vereinen.
Manufacturing-X: Factory-X Use Cases und Mitmachmöglichkeiten
In Österreich stellen wir uns oft die Frage, wie wir mit den diversen Manufacturing-X-Projekten umgehen sollen. Wir arbeiten mit der Plattform Industrie 4.0 derzeit an einer einheitlichen Herangehensweise. Kurzgefasst: bei den meisten Manufacturing-X-Projekten ist man sehr offen dafür, dass nicht projektbeteiligte Firmen sich als assoziierte Partner use-case-bezogen beteiligen.
Möglich ist eine Beteiligung z.B. beim Factory-X-Projekt, dem größten Manufacturing-X-Projekt. Die Use Cases sind sehr divers – im Detail sind wir sie im vorletzten Check-In bereits durchgegangen. Wenn jemand Interesse hat, in einem der Bereiche mit Factory-X zu kooperieren, dann stellen wir sehr gerne den Kontakt zum Projektmanagement her.
Catena-X/Cofinity-X: Dataspace OS NOVA
Bei Cofinity-X bietet man seit kurzem mit „Dataspace OS NOVA“ ein neues Produkt an. Dataspace OX NOVA soll KMU einen schnellen Catena-X-Zugang ermöglichen. Ein erster Use Case soll das Hochladen von Zertifikaten sein – einmalig, um dann sofort zeigen zu können, welchen Vorgaben man entspricht. Dadurch soll sich insbesondere für KMU die Arbeit mit diversen Lieferanten-Portalen langfristig vereinfachen. Außerdem soll beteiligten KMU mehr Sichtbarkeit bei Automobilherstellern ermöglicht werden.
Dataspace OS NOVA wird derzeit mit Firmen getestet und in weiterer Folge ausgerollt. Die Kosten liegen bei 4.000€ pro Jahr pro Unternehmen.
Catena-X/Cofinity-X: Weitere Updates
Vor kurzem wurde vorgestellt, wie die deutsche Firma Witte Automotive Catena-X nutzt. Der Fokus von Witte, einem Automobilzulieferer für mechatronische Schließsysteme, liegt auf dem Product Carbon Footprint und auf dem Thema Traceability. Die Umsetzung erfolgt über SAP und weitere ERP-Systeme zuliefernder Betriebe.
Cofinity-X, die Betreibergesellschaft von Catena-X, ist seit kurzem TISAX-zertifiziert. TISAX ist ein weit verbreiteter Standard in der Automobilindustrie und betrifft die sichere Informationsverarbeitung, sowie die Themen IP- und Datenschutz.
Im Oktober wurde eine neue Version der Catena-X Software veröffentlicht. Das „Jupiter Release“ soll u.a. das Onboarding bei Catena-X erleichtern. Anfang Dezember fanden darüber hinaus die „Eclipse Tractus-X Community Days“ in Stuttgart statt. Ein Rückblick dazu findet sich hier – ausführliche Updates folgen im nächsten Check-In.
Europäische Initiativen
Kürzlich wurde eine neue Version des DSSC Data Spaces Blueprint veröffentlicht. Das „Data Space Support Centre“ (DSSC) ist eine mit EU-Mitteln geförderte Institution, die den schnelleren Aufbau von Data Spaces unterstützen soll. Das Blueprint soll dabei helfen.
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Auch die europäische Standardisierung beschäftigt sich zunehmend mit Data Spaces. Mit dem JTC 25 gibt es bei CEN-CENELEC nun ein Komitee, das sich um die Standardisierung von „Data Management, Dataspaces, Cloud and Edge“ beschäftigt. Auf österreichischer Ebene wird das Thema im Komitee 001 bei Austrian Standards behandelt werden.
European Rail Dataspace
Auch im Eisenbahn-Bereich sieht man Potenzial im firmenübergreifenden Datenaustausch, z.B. rund um den European Rail Dataspace. Dabei handelt es sich um ein Projekt, das aus einem geförderten EU-Projekt heraus von Knorr-Bremse gestartet wird.
Das Vorhaben ist gerade in Planung, die Umsetzung ist für 2025 geplant. Aus Österreich ist die voestalpine beteiligt. Die technische Umsetzung wird mit T-Systems erfolgen. Anwendungsfälle sieht man z.B. im Bereich der Instandhaltung, als Vorbild dient Catena-X. Sollte Interesse an einem Austausch dazu bestehen, ermöglichen wir dies gerne.
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Weitere Projektupdates: Huawei Connector
Das chinesische Unternehmen Huawei bietet seit kurzem einen IDSA-zertifizierten Data Space Connector an. Bei Huawei erhofft man sich eine bessere Zusammenarbeit zwischen der europäischen und der chinesischen Industrie durch vertrauenswürdigen Datenaustausch. Der Connector baut auf den Eclipse Dataspace Components und dem Dataspace Protocol auf.
Danke und Teilnahme
Danke für den Austausch im 14. Check-In der Gaia-X Hub Austria: Domain Manufacturing! Schicken Sie uns gerne Kommentare, Ergänzungen oder Kritik an michael.faelbl@plattformindustrie40.at – wir freuen uns über Rückmeldungen aller Art.
Die Check-Ins sind öffentlich und kostenlos zugänglich, Interessierte können sich auf den Verteiler setzen lassen. Ermöglicht werden die Check-Ins aus den Mitteln der Plattform Industrie 4.0 – wir finanzieren uns aus Mitgliedsbeiträgen. Wenn die vermittelten Informationen für Sie einen Mehrwert darstellen, dann freuen wir uns, wenn Sie auch Mitglied der Plattform werden.
Foto von Simon Kadula auf Unsplash