Österreichs Energie-Vorzeigeregionen

Die FTI-Initiative „Vorzeigeregion Energie“ vereint über 200 Partner in Österreich. In drei Regionen werden innovative Lösungen zur Reduzierung von Emissionen und zur Bereitstellung von klimafreundlicher Energie unter realen Bedingungen getestet. Das übergeordnete Ziel besteht darin, diese Technologien schnell zur Marktreife zu entwickeln und weltweit zu exportieren. Im Rahmen der Veranstaltung am 7. Mai wurden Projekte aus den drei österreichischen Vorzeigeregionen für Energie, nämlich NEFI, WIVA P&G und Green Energy Lab, vorgestellt.

 

Klimaneutrale Industrie – Chance für die Innovationslandschaft – NEFI

Die Industrie ist für etwa ein Drittel der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Um diesen Wert zu senken, sind neben dem Einsatz erneuerbarer Energien auch die Steigerung der Energieeffizienz sowie die Weiterentwicklung von Schlüsseltechnologien erforderlich. Die Vorzeigeregion NEFI umfasst derzeit 24 Projekte mit 120 Partnerunternehmen. Die Forschungsbereiche sind in vier Technologiefamilien unterteilt, nämlich Elektrifizierung und Energieeffizienz, CO2-neutrale Gase, Carbon Capture und Kreislaufwirtschaft. Bei der Veranstaltung wurden drei konkrete Projekte vorgestellt: OxySteel, TCP_to_Industry und HeatHighway.

Das Projekt OxySteel zielt darauf ab, die Energieeffizienz und das Demand Side Management in der Elektrostahlproduktion durch den Einsatz von Oxyfuel- und CCU-Technologien zu verbessern. Herkömmliche Gasbrenner werden durch Oxy-Fuel-Brenner ersetzt und das CO2 aus den Abgasen zur Abwasserneutralisation genutzt. Eine Roadmap zur Erreichung von Klimaneutralität wird erstellt und das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Breitenfeld Edelstahl AG und Messer Gase Austria im Stahlwerk demonstriert. Dabei konnte bereits eine Einsparung von 1.600 Tonnen CO2 pro Jahr erzielt werden.

Das Projekt TCP_to_Industry integriert eine neue Technologie zur Nutzung organischer Abfallströme in bestehende industrielle Prozesse. Es ermöglicht die Rückgewinnung wertvoller Sekundärrohstoffe, spart Energie im Primärprozess, schafft Mehrwert durch die Verarbeitung kontaminierter Materialien und reduziert CO2-Emissionen sowie Logistikkosten. Der Technologiepartner ist das Start-up Seccon, und das Projekt wird beispielsweise in einem Zementwerk umgesetzt.

Das Projekt HeatHighway zielt darauf ab, Abwärme in stark industrialisierten Gebieten wie Linz und dem Mur/Mürztal besser zu nutzen, um Primärenergie einzusparen. Ein „virtueller Demonstrator“ auf Basis von Echtzeitsimulationen wird eingerichtet, um die Machbarkeit trotz hoher Komplexität zu demonstrieren. Zudem wird an der Entwicklung eines kosteneffizienten Rohrsystems gearbeitet, um die Investitionskosten erheblich zu senken.

 

Wasserstoff und erneuerbare Gase in Österreich – WIVA P&G

Die Wasserstoffinitiative Vorzeigeregion Austria Power & Gas (WIVA P&G) ist als Verein organisiert. Die Projekte sind sektorübergreifend und multidisziplinär angelegt und zielen darauf ab, eine Innovationsstruktur aufzubauen. Das Hauptziel besteht in der Förderung des Übergangs zu einem nachhaltigen Energiesystem. Dabei basiert man auf den Erfahrungen aus über 30 abgeschlossenen und laufenden Projekten, wobei es keine geografischen Beschränkungen innerhalb Österreichs gibt.

Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit von WIVA P&G liegt auf dem Konzept des „Hydrogen Valley„. Ein Hydrogen Valley ist ein geografisches Gebiet, in dem klimaneutraler Wasserstoff produziert und lokal von Haushalten, im Nahverkehr und in Industrieanlagen genutzt wird. Diese Konzeption dient dazu, zu zeigen, wie die Wasserstoffwirtschaft auf lokaler Ebene unter Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger funktionieren kann. Zudem können verschiedene Hydrogen Valleys über Wasserstoffkorridore miteinander verbunden werden. Die Ziele eines Hydrogen Valleys umfassen Beiträge zu nationalen und europäischen Klimazielen, nationale und europäische Energieunabhängigkeit, den Übergang zu sauberer Energie, den Ausbau der Produktion und Versorgung mit klimaneutralem Wasserstoff sowie die Bedienung wachsender Nachfragen in Industrie, Verkehr und anderen Sektoren. Des Weiteren wird an einem integrierten H2-Netzwerk entlang der gesamten Wertschöpfungskette gearbeitet.

Die Datenbank Hydrogen Valleys (h2v.eu) stellt eine globale Kollaborationsplattform für Informationen zu großen Wasserstoffflaggschiffprojekten dar. Darunter wird auch das österreichische WIVA P&G Valley aufgeführt, welches im Jahr 2023 als „Hydrogen Valley of the Year“ ausgezeichnet wurde. Insgesamt sind drei Hydrogen Valleys in Österreich geplant: das H2 Valley Alps, H2 industry Valley und H2 Valley East. Weitere internationale Aktivitäten von WIVA P&G umfassen die Teilnahme am Hydrogen Technology Collaboration Programm (Hydrogen TCP), Mission Innovation, Net-Zero Industries Mission, Clean Hydrogen Mission und European Research Institute for Gas and Energy Innovation (ERIG).

 

Forschung, Innovation und Markteinführung zur Gestaltung der Energiezukunft – Green Energy Lab

Das Green Energy Lab ist ein Verein, der rund 350 Partner aus der Energiebranche, der Forschung und der öffentlichen Hand vereint. In diesem Rahmen werden Lösungen entwickelt, die zeigen, wie ein nachhaltiges Energiesystem gestaltet werden kann. Derzeit gibt es 55 Projekte in den Bereichen Energiegemeinschaften & Netze, integrierte Mobilitätslösungen, integrierte Gebäudelösungen, Speichertechnologien & Flexibilität sowie grüne Wärme & Kälte. Das Green Energy Lab nutzt dabei den „Radar View“, eine interaktive Visualisierung, um Technologietrends im Energiesektor zu analysieren, zu bewerten und übersichtlich darzustellen. Im Rahmen der Veranstaltung wurden fünf Projekte vorgestellt: DeRiskDH, Spatial Energy Planning II, SEKOHS Theiß, Hybrid District Heating und Car2FLEX.

Im Projekt DeRiskDH geht es um die Risikominimierung bei der Dekarbonisierung urbaner Wärmenetze durch die Senkung der Netztemperaturen und die Nutzung von Flexibilität. Dabei stehen die Optimierung des Gebäudebestands hinsichtlich Rücklauftemperaturen und Flexibilität, Netzhydraulik, bidirektionaler Betrieb, die Integration saisonaler Speicher unter Einbeziehung der Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Geschäftsmodelle im Fokus.

Das Projekt Spatial Energy Planning II befasst sich mit der Energieraumplanung unter Berücksichtigung von Wärme, Strom und Mobilität. Ziel ist es, den wachsenden Verflechtungen der Sektoren Strom, Wärme und Verkehr mit einer integrierten Energieerzeugung und -nutzung in die Infrastruktur- und Raumplanung zu begegnen.

Im Projekt SEKOHS Theiß geht es um die Entwicklung eines leistungsfähigen und nachhaltigen Energiespeichersystems. Dabei werden thematische und elektrische Speicher miteinander verbunden, Betriebsoptimierung durch innovative KI-Lösungen sowie Prognosekonzepte für die PV-Energieerzeugung und intelligente Monitoringkonzepte für Speichersysteme erforscht.

Im Projekt Hybrid District Heating wird ein Open Innovation-Ansatz zur Entwicklung von „Energy Hub“-Geschäftsmodellen mit hoher Akzeptanz verfolgt. Ziel ist es, die Anzahl der Windkraftanlagenabschaltungen bei Burgenland Energie um 20 % zu reduzieren und den Anteil erneuerbarer Energien am Standort Neusiedl um 5 % zu erhöhen.

Im Projekt Car2FLEX werden bidirektionale DC-Ladepunkte entwickelt, Regelungsalgorithmen für systemdienliche Ladestrategien erforscht und neue wirtschaftliche Anreize untersucht, um das Flexibilitätspotenzial der E-Auto-Batterien optimal zu nutzen.

 

Alle Präsentationen und Aufzeichnung der Vorträge sind für Mitglieder im Mitgliederbereich der Plattform Industrie 4.0 verfügbar.