Der Einfluss der Digitalisierung auf die Arbeitskräftesituation in Deutschland

Die Studie „Der Einfluss der Digitalisierung auf die Arbeitskräftesituation in Deutschland – Berufs- und branchenspezifische Analyse bis zum Jahr 2030“ von PwC und WifOR dreht sich um die Frage, welche Effekte die Digitalisierung auf den deutschen Arbeitsmarkt haben wird und kommt zu dem Schluss, dass die Digitalisierung keinen Jobkiller darstellt, sondern sich positiv auf den Arbeitskräftemangel in Deutschland auswirkt.

Neben den Produktions- und Rationalisierungseffekten werden auch der Faktor Demografie sowie der strukturelle Wandel in den Hauptbranchen der Wirtschaft berücksichtigt. Somit werden durch das in der Studie angewandte Modell die Effekte der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt nicht auf das Automatisierungs- und Rationalisierungspotential reduziert, sondern auch neu geschaffene zusätzliche Arbeitsplätze, die erst durch einen hohen Digitalisierungsgrad ermöglicht werden, quantitativ prognostiziert.

Ausgangspunkt für die Analyse bildet eine Demografiestudie von PwC und WifOR, in der die Entwicklung des Angebots- und Nachfragepotenzials für neuen Branchen und 43 Berufsgruppen differenziert bis 2030 modelliert wird. Im Zuge dieser Demografiestudie wird ein Mangel von rund 4,2 Millionen Arbeitskräfte in Deutschland im Jahr 2030 prognostiziert. Durch die erfolgreich umgesetzte Digitalisierung könnte sich laut der Berechnungen der aktuellen PwC/WifOR Studie zum Thema Arbeitskräftesituation aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive der prognostizierte Engpass um rund zwei Millionen Arbeitsstellen in Deutschland reduzieren.

Im Detail werden beispielsweise bis 2030 rund 300.000 neue Jobs in der Gesundheits- und Pharmabranche und 190.000 im öffentlichen Sektor prognostiziert. Mit 11{1fcb9b84708af6e4fc40e365c9483a4a8f6fc68c368e6e605da8120c1d0f52f8} steigt der Bedarf an Arbeitskräften in der Medien- und Telekommunikationsbranche durch die Digitalisierung am stärksten. Über Branchengrenzen hinweg sollen im Bereich MINT bis 2030 zusätzlich zum bereits existierenden Fachkräftemangel rund 510.000 Akademiker am deutschen Arbeitsmarkt fehlen. Zudem wird davon ausgegangen, dass durch ein Schwinden von Kostenvorteilen, ausgelagerte Unternehmensteile wieder nach Deutschland rückgeführt werden. Dem wirken rückläufige Entwicklungen, beispielsweise im Handel entgegen. Dort werden voraussichtlich bis 2030 rund 940.000 Stellen, speziell im Verkauf, abgebaut werden. Auch im Bereich der industriellen Produktion, im Banken- und Versicherungswesen und im Bereich Transport und Logistik ist mit einem signifikanten Rückgang aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung zu rechnen.

Insgesamt profitieren akademische Berufe und Fachkräfte von den Digitalisierungseffekten, somit wird sich die Nachfrage nach diesen Arbeitskräften weiter verstärken. Dahingegen wird es bei Hilfskräften wie beispielsweise Büro- und Sekretariatskräften, Metallarbeitern oder Verkaufskräften zu einem Überschuss des Arbeitskräfteangebots kommen. Zusammenfassend wird vorausgesagt, dass durch die Digitalisierung Routine- und körperlich belastende Tätigkeiten ersetzt werden, während die Nachfrage nach neuen Geschäftsmodellen und somit neuen Berufsbildern sowie qualifikatorisch anspruchsvolleren Tätigkeiten steigen wird. Während in einigen Branchen neue Arbeitsstellen entstehen oder der demografisch bedingte Arbeitskräftemangel durch die Digitalisierung abgefedert werden kann, empfiehlt die Studie für die negativ betroffenen Berufsgruppen gute Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen im Bereich der durch die Digitalisierung geforderten Qualifikationen anzubieten. Dazu wird der Staat Bildungsaufgaben auf mehrere Schultern verteilen müssen, insbesondere Kooperationen mit Wirtschaftsunternehmen. Im Gegenzug sollten Unternehmen entlastet werden, um die notwendigen Aufgaben im Bereich Aus- und Weiterbildung der Arbeitnehmer übernehmen zu können. Nur so werden die negativ betroffenen Berufsgruppen in der Lage sein, durch neue Qualifikationen den Anschluss an den Arbeitsmarkt der Zukunft nicht zu verlieren.

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